Vorsicht bei zu vielen Tabletten
Mit einer breit angelegten Informationskampagne namens "Vorsicht Wechselwirkung" will der Hauptverband der Sozialversicherungsträger das Bewusstsein für einen vernünftigen, dosierten Umgang mit Medikamenten schärfen.
Tipps in der Broschüre, die bei den Hausärzten aufliegt sind unter anderem: Halten Sie eine Medikamentenliste mit allen Mitteln, die Sie einnehmen, stets aktuell (auch rezeptfrei in der Apotheke gekaufte). Informieren Sie Ihren Hausarzt über alle Befunde und Verschreibungen (z.B. nach Krankenhausaufenthalt oder dem Besuch bei einem Facharzt). Fragen Sie auch in der Apotheke bei pflanzlichen Wirkstoffen, Nahrungsergänzungsmitteln und rezeptfreien Medikamenten nach, ob diese zu Ihren anderen Medikamenten passen. Achten Sie darauf, die Medikamente so einzunehmen, wie Ihr Arzt sie verordnet hat (z.B. Tageszeit, Abstand zu den Mahlzeiten). Verändern Sie die Menge und Häufigkeit der verordneten Medikamente niemals selber – sprechen Sie darüber mit Ihrem Hausarzt.
Arbeitsbehelf für Hausärzte
Gleichzeitig bekommen alle Hausärzte einen Arbeitsbehelf um die so genannte Polypharmazie – davon spricht man, wenn ein Patient pro Quartal mehr als fünf verschiedene Wirkstoffe in Form von Medikamenten erhält – zu verringern. Derzeit
erhält gut ein Fünftel aller Österreicher über 60 Jahre – etwa 500.000 Menschen – fünf oder mehr verschiedene Medikamente, berichtet der Hauptverband. In der Gruppe der Über-60-Jährigen sind es sogar 23 Prozent.
Medizinkompetenz nimmt ab
Eine Gefahrenquelle ist OÖGKK-Direktorin Andrea Wesenauer und Wolfgang Ziegler von der Ärztekammer Oberösterreich der sogenannte Over-the-counter-Verkauf von rezeptfreien Mitteln oder Präparaten in den Apotheken. Diese Käufe würden oft unüberlegt getätigt werden ohne sich etwaiger Nebenwirkungen bewusst zu sein. Beispielsweise gebe es nachweisbare Nebenwirkungen bei gleichzeitiger Einnahme von Johanniskraut und gewissen Antibiotikafamilien.
Was noch auffällt laut Wolfgang Ziegler ist, "dass die medizinische Kompetenz der Bevölkerung, insbesondere bei den Jugendlichen, in den vergangenen zehn Jahren stark nachgelassen hat". So seien Topfenwickel oder Essigpatscherl bei den Jugendlichen mehr oder weniger gänzlich unbekannt.
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