Zukunftsmarkt Australien: "Müssen dorthin, wo das Wachstum ist"

Rudolf Trauner und Walter Bremberger (re.) vor der Oper in Sydney.
3Bilder
  • Rudolf Trauner und Walter Bremberger (re.) vor der Oper in Sydney.
  • hochgeladen von Thomas Kramesberger

SYDNEY/OÖ. Der australische Tiger schwächelt, aber knurrt immer noch heftig. Obwohl sich das Wirtschaftswachstum in Australien zuletzt abgeflacht hat, ist das Bruttoinlandsprodukt 2015 noch 2,3% gewachsen. Zum Vergleich: In Österreich lag das BIP-Wachstum im Vorjahr bei unter einem Prozent. Hauptgrund für den "großen Sprung vorwärts" der australischen Wirtschaft ist die starke Nachfrage aus China und der damit einhergehende Rohstoffboom. Erdgas, Zink, Kohle, Kupfer, Blei und seltene Rohstoffe wie Uran fördert die australische Bergbauindustrie. Seit den 1990er Jahren speiste sie den chinesischen Energiehunger.

Doch auch die Australier spüren die fallenden Rohstoffpreise. Wurden noch vor zehn Jahren unglaubliche Löhne – ein Minenarbeiter verdiente zirka 200.000 Dollar pro Jahr – gezahlt, ist die Wirtschaft jetzt im Umbruch. "Aufgefangen wird die ausbleibende chinesische Nachfrage derzeit durch den privaten Konsum und öffentliche Investitionen", sagt Karl Hartlieb, österreichischer Wirtschaftsdelegierter in Australien. Dazu kommt, dass australische Hochschulen als Kaderschmiede des pazifischen Raums gelten. "Australien ist die Universität Asiens", sagt Paul König, ehemaliger Spitzenmanager der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. Etwa 300.000 ausländische Studenten zählt man hier.

Somit endet das Selbstverständnis Australiens nicht dabei, sich auf einen Rohstofflieferanten Chinas reduzieren zu lassen. Vielmehr positioniert sich der fünfte Kontinent seit knapp einem Jahrzehnt auch als pazifische Handelsbrücke zwischen Asien und dem Westen. Obwohl Freihandelsabkommen in "Down Under" kontrovers diskutiert werden, schloss Australien in den vergangenen Jahren mit Südkorea, Japan und China weitgehende "Free Trade Agreements". Handelsschranken und Zöllen fielen. Erst am 4. Februar wurde mit der Trans Pacific Partnership (TPP) eine neue, riesige Freihandelszone im Pazifik geschaffen. Die Unterzeichnerstaaten – unter anderem USA, Kanada, Chile, Japan und Australien – erwirtschaften gemeinsam 40 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.

Rudolf Trauner: "Müssen dorthin, wo das Wachstum ist"

Also, Australien: Wirtschaftswachstum, freier Handel, großer Markt, Top-Unis sowie Sprungbrett nach China und Asien. Eine Entwicklung die auch im Exportbundesland Oberösterreich nicht unbemerkt blieb. Seit 2014 bemüht sich die oberösterreichische Wirtschaftskammer (WKOÖ) mit Tagungen, Innovationsdialogen und Branchenveranstaltungen um Geschäftskontakte mit Down Under. Knapp 150 oberösterreichische Unternehmen sind derzeit in Australien tätig. Tendenz steigend.

Ebenso wachsen die oberösterreichischen Exporte auf den fünften Kontinent stetig. Seit 2013 beträgt das Ausfuhrwachstum über 10 Prozent pro Jahr. Umso mehr leuchtet es ein, warum der oberösterreichische WKOÖ-Präsident Rudolf Trauner beim ersten Termin der Wirtschaftsdelegation in Sydney schnell zur Sache kommt: "Wir müssen dorthin exportieren, wo das Wachstum ist. Unser Besuch in Australien soll der oberösterreichischen Wirtschaft wichtige Kontakte festigen und zusätzliche Türen öffnen", so Trauner. Nachsatz: "Wir wollen die Wachstumschancen in Australien in Zukunft besser nutzen als bisher".
Auch das Argument, wonach ein Geschäft mit Australien an hohen Transportkosten scheitern könnte, lässt er nicht gelten: "Die Kosten für einen Container-Transport von Europa nach Sydney sind gleich hoch wie von Österreich nach Spanien via LKW", rechnet Trauner vor.

Doch es regiert im Exportbundesland Oberösterreich ohnehin nicht die Zurückhaltung. Zahlreiche heimische Firmen wie Trotec oder Plasser & Theurer, KTM, Rosenbauer, Fronius, Alois Pöttinger, Wacker Neuson und Schärdinger sind bereits am australischen Markt aktiv. In Zukunft rechnet sich die heimische Wirtschaft im Maschinen- und Anlagenbau, bei alternativen Energie sowie im Pharmazie- und Konsumgüterbereich gute Chancen aus. Ebenso sieht das Ex-PWC-Manager König: "Es gibt ausgezeichnete Marktchancen für österreichische Firmen in Australien – speziell in der verarbeitenden Industrie und auch im Dienstleistungssektor". Firmen, die einen Markteintritt in Australien erwägen, empfiehlt der Unternehmensberater aber grundsätzlich mittel- bis langfristig zu kalkulieren: Australien werde bereits 2030 komplett aussehen als heute – speziell was die Bevölkerungsentwicklung betrifft. "In 60 bis 70 Jahren wird Australien knapp 60 Millionen Einwohner haben. Das ist dann ein viel größerer Markt und es ergeben sich ganz andere Marktchancen als heute", so König.

Mehr aus Australien:

"Zukunftsmarkt Australien: "Müssen dorthin, wo das Wachstum ist""

"Made in OÖ" soll Australien erobern

Trotec Australia: Vom Nischenprodukt zum Marktführer

Kirchdorferin leitet Pöttinger Australien: "Ich kenne die Firma in- und auswendig"

"Wir machen die besten Energiesparfenster in Australien"

Schärdinger Technik für Australien

"Als Linzer geht mir ein gutes Kaiserbier ab"

Steyrer Karriere-Frauen in Australien

Ernst Huber – aus dem Salzkammergut nach Down Under

Anzeige
Foto: Oliver Hoffmann - stock.adobe.com
3

Das Arbeitsmarktservice (AMS) vermittelt
Damit Arbeitskraft und Unternehmen zusammenpassen

Jene zusammenzubringen, die bestens zusammenpassen, nennt man ein gelungenes „Matching“. Ob dies nun Lebenspartner/Partnerinnen sind oder – davon ist hier die Rede – Arbeitskraft und Unternehmen. Die Vermittlerrolle nimmt dabei das Arbeitsmarktservice (AMS) ein. Wie gelingt dieses Matching möglichst optimal?Es gelingt dann, wenn die Beteiligten möglichst präzise wissen und sagen können, was und wen sie brauchen. Für mich als Jobsuchenden heißt das, mir die Stellenausschreibung genau anzusehen,...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Oberösterreich auf MeinBezirk.at/Oberösterreich

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau auf Facebook: MeinBezirk.at/Oberösterreich - BezirksRundSchau

BezirksRundSchau auf Instagram: @bezirksrundschau.meinbezirk.at

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.