Alexander der Große als Friedensstifter?
Man glaubt es kaum, wie Librettisten einen Lebenslauf schön schreiben können. Alexander der Große war ein kriegerischer Feldherr, und - wenn man den Geschichtsforschern glauben darf - nicht gerade zimperlich in seinen Methoden bei Unterwerfung von Regionen und Ländern. Beim Hofdichter Pietro Metastasio klingt es etwas anders. Alexander ist dort geradezu ein Friedensstifter, bringt Paare in der richtigen Konstellation zusammen, verzichtet auf den Führungsanspruch in Sidon. Freilich ist der dort eingesetzte König ein Vasall. Mozart, der Geniale, vertonte den Text in einer Serenata – eine vokal-instrumentale Huldigungsmusik. Er durfte sie erst in Wien (!) uraufführen und nicht in der fürsterzbischöflichen Residenz Salzburg, wofür sie eigentlich geschrieben wurde, aber kein Saal zur Verfügung stand.
„Il Re Pastore“ (König der Hirten) kommt im Rahmen von „Great Voices“ im Wiener Konzerthaus zur Aufführung. Rolando Villazon – als etwas indisponiert angesagt – in der Rolle des Alessandro. Die Damen Martina Janková als Aminta, Regula Mühlemann als Elisa und Angela Brower als Tamiri singen die Barock-Oper in vorzüglichem Stil. Der zweite Tenor des Abends, Emiliano Gonzalez Toro hatte in der Rolle des Agenore keine Mühe, mit der Damenriege mitzuhalten. Den musikalischen Rahmen steuert William Christie am Pult des Les Arts Florissants-Ensembles bei.
Dass ich Hosenrollen so gar nicht mag, tut nichts zur Sache, denn Martina Janková zeichnet sie mit burschikoser Fröhlichkeit. Man vergisst, dass hier ein Mann – wohl ein Countertenor – stehen sollte. Die verwirrenden Liebschaften im Koloratur–Format haben hohe Klasse. Ein Abend für Mozart-Fans und Kammeroper-Liebhaber. Villazon sagt in der „Bühne“: “Der Schlussjubel ist charakteristisch für das ganze Werk, das dramatische Elemente enthält und auch von Konflikten erzählt.“ Das Publikum dürfte das ebenso erlebt haben.
Next „Great Voices“: Angela Gheorghiu am 25.5.2016.
Next Konzerthaus: Mo 4.4 2016, Igudesman & Joo: ”Play it Again”
Aleksey Igudesman - Violine, Schauspiel, Gesang - und Hyung-ki Joo - Klavier, Schauspiel, Gesang - spielen und singen Werke von Gioachino Rossini, Peter Iljitsch Tschaikowsky, Wolfgang Amadeus Mozart, Aleksey Igudesman, Hyung-ki Joo und vielen anderen. Igudesman & Joo sind nicht nur Virtuosen auf ihren Instrumenten, sondern auch Virtuosen des Humors. Über 35 Millionen Zugriffe auf ihre YouTube-Clips bestätigen die weltweite Begeisterungswelle, die den klassischen Musikern entgegenschlägt. Auch im vierten Konzert ihres aktuellen Zyklus werden sie das Publikum zu Lachsalven hinreißen..
Infos und Tickets: www.konzerthaus.at
Reinhard Hübl
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