Bezirksmuseum Landstraße
Die Geschichte eines Ausnahmekünstlers
Gleich drei neue Ausstellungen eröffnet das Bezirksmuseum Landstraße pünktlich zum Wiener Tag der Bezirksmuseen. Das große Highlight ist eine Ausstellung zum Künstler Franz von Bayros.
WIEN/LANDSTRASSE. Am Sonntag, 10. März, ist wieder Tag der Wiener Bezirksmuseen. An diesem Tag sind alle 23 Bezirksmuseen von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Das Bezirksmuseum Landstraße in der Sechskrügelgasse 11 präsentiert gleich drei neue Ausstellungen, die alle bereits am Freitag, 8. März, um 19 Uhr bei freiem Eintritt eröffnet werden.
Zum einen widmet sich das Museum dem "Handel, Gewerbe und Industrie im Dritten", aber auch dem "Widerstand im Dritten" während des Zweiten Weltkriegs. Beide Ausstellungen sind bis 26. Juni zu bestaunen.
Ein großer Künstler
Das große Highlight ist aber die Ausstellung zum Grafiker, Illustrator und Maler Franz von Bayros, dessen Sterbehaus sich unweit des Bezirksmuseums in der Tongasse 4 befindet. Die Ausstellung gedenkt seines 100. Todestags. Michael Gryksa stellt dem Bezirksmuseum seine große Sammlung zur Verfügung. Der Ingenieur ist ein großer Bewunderer des Künstlers und erzählt von dessen Leben.
Der dem Genre "Fin de Siècle" ("Ende des Jahrhunderts") zugehörige Franz von Bayros wurde 1866 im heutigen Zagreb geboren, verbrachte seine Schulzeit aber in Linz und WIen. Später studierte Bayros Malerei in Wien. Dort lernte er seine erste Frau Alice Strauss kennen, die Stieftochter von Johann Strauss. Ein Stück der Ausstellung ist eine Reproduktion eines großen Gemäldes der Strauss-Familie. Von Bayros hatte auch sich selbst ins Bild gemalt. Als die Ehe mit Alice Strauss aber nach nur einem Jahr zerbrach, wurde er im Bild übermalt und auch seine Signatur entfernt.
"Mir ist ein Glücksfall passiert", freut sich Gryksa. "Auf einem Flohmarkt habe ich eine Postkarte entdeckt, die den früheren Zustand des Gemäldes zeigt." Die reproduzierte alte Version des Gemäldes können die Besucher des Bezirksmuseums ab Freitag bestaunen.
Künstlerische Wiedergeburt
Nach seiner Scheidung verschlug es von Bayros nach München, wo er laut eigener biografischer Texte "neu geboren" wurde. "Hier begann seine fulminante Karriere als Zeitungskünstler, Ex Libris-Künstler und Grafiker", erklärt Gryksa. Besonders für seine erotischen Zeichnungen ist Franz von Bayros heute bekannt. "Wenn man seinen Namen in Google eingibt, findet man fast nur diese Werke."
Seine erotischen Werke lösten jedoch im Jahr 1911 einen Zensur-Prozess gegen von Bayros und seinen Verleger aus. Er konnte sich dem Prozess nur durch Flucht nach Österreich entziehen. Er kam zurück nach Wien, wo er seine zweite Frau kennenlernte und weiter künstlerisch tätig war.
Mehr als nur Erotik
Gegen Ende seines Lebens, von Bayros wurde nur 47, wollte er seinen Ruf berichtigen. Er litt darunter, dass seine Kunst nur auf das Erotik-Genre beschränkt wurde. Zum 600. Todestag des Dichters und Philosophen Dante Alighieri malte er 60 Originale aus der "Göttlichen Komödie" für die Neuauflage, die durch den Amalthea Verlag erschien.
Auch heute möchte Gryksa die Werke in den Vordergrund rücken, die sonst kaum Beachtung finden. Deshalb wird Franz von Bayros im Bezirksmuseum in all seinen Facetten beleuchtet. Auch die erotischen Zeichnungen finden einen eigenen Platz in einem kleinen Extraraum – von Gryksa und Museumsleiter Franz Hofbauer liebevoll "Bonbonniere" genannt.
Die Ausstellung läuft bis 28. Februar 2025. Das Bezirksmuseum hat regulär am Mittwoch von 16 bis 18 Uhr und Sonntag von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Mehr Infos findest du hier.
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