Loser und andere Verhaltensauffällige

Sona MacDonald als alternde Tanzdiva | Foto: Jan Frankl.
  • Sona MacDonald als alternde Tanzdiva
  • Foto: Jan Frankl.
  • hochgeladen von Reinhard Huebl

Ich erzähle Ihnen eine wahre Geschichte. Ich war früher bei einem Finanzdienstleister. Dort herrschte ein Generaldirektor mit seinen Vasallen im prunken Stil, autoritär, herrschsüchtig, hysterisch, illoyal und menschenverachtend. Bei Incentive-Reisen (das sind exklusive Reisen für tüchtige Verkäufer) gebärdete er sich als Hurensohn. Er ließ sich leichte Damen aufs Zimmer bringen (dafür hatte er einen eigenen Mitarbeiter eingestellt), hatte keinen Genierer, sich vor seinen MitarbeiterInnen mit den Schönen der Nacht am Pool zu zeigen. Er orderte auch einen Privatjet, weil er aus Versehen seinen Flug verpasst hat. Alles auf Kosten der Firma. Sekretärinnen gingen auf Urlaub, wenn er sich ankündigte. Sie wollten sich nicht seinen Belästigungen aussetzen. Außerdem wurde er nicht müde, die ArbeitnehmerInnen zum Sparen anzuhalten. Die Gehaltserhöhungen fielen spärlich aus. Später wurde er – natürlich mit Dienstauto und üppigem Konsulenten-Vertrag - entsorgt.

Das führt uns zu Vicky Baums „Menschen im Hotel“. In den Kammerspielen menschelt es heftig. Ein windiger Generaldirektor mit patriarchischen Zügen ist praktisch pleite. Er verschleiert die miesen Zahlen seines Unternehmens, um sich in eine Fusion zu retten. Das Berliner Luxushotel ist der Spielort für viele schicksalhafte Begegnungen. Zum einem trifft er dort einen seit Jahren gedemütigten Mitarbeiter, der sich, weil er nicht mehr lange leben wird, mit 8000 Mark vergönnt, was ihm bisher an Luxus versagt geblieben ist, doch er ist einsam. Kringelein ist im Krankenstand. Dass er im selben Hotel wohnt, wie Generaldirektor Preysing, macht viel böses Blut. Die Konfrontation mit seinem Chef endet nach etlichen Unfreundlichkeiten mit Kündigung.

Preysing pirscht sich an die ihm zugeführte junge Sekretärin Flämmchen heran, widerlich macht er ihr Avancen, verspricht ihr Geld und Reisen. Kringelein versucht unterdessen, im Hotel glücklich zu werden. Da kommt ihm Baron von Gaigern zu pass. Der Lebemann hat Schulden, viele Schulden. Und er ist ein Dieb. Das viele Geld und die Sucht nach Vergnügen scheint das Elixier für beide zu sein. Kringelein trinkt Champagner, wird in Nachtclubs geführt. Er kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, was ihm alles bisher unbekannt gewesen ist. Jetzt, wo er bald stirbt, erlebt er die Schönheiten der Welt. Wirklichkeit und Phantasie verschwimmen. Leicht illuminiert findet er: „Man muss den Mut haben, zu leben – auf das Leben meine Herrschaften! Jedes Glas auf das herrliche, gefährliche, starke, kurze, kurze Leben – auf den Mut, der dazu gehört, es auszuhalten. – Nicht auf ein langes Leben kommt es an, sondern dass man es ganz genau spürt, dass man es ganz nimmt und austrinkt – wie ich – dieses Glas – das Leben.“ Doch die Kräfte schwinden, der Umtrieb hat ihm zugesetzt. Ein Arzt ohne Lizenz spritzt ihm stimulierende Substanzen. Im Taumel schreit er nach Geld, seinem Geld.

Die Geldnöte des Barons bleiben evident. Eine alternde Primaballerina, die nicht zur Kenntnis nehmen will, dass ihre Glanzzeit vorbei ist. Ein gefundenes Fressen für den Zahlungsmaroden. Sie sucht Zuneigung, Liebe, Anerkennung - er Geld. Leichtes Spiel für den Charmeur. Sie verfällt seiner Umgarnung. Schmuck und Geld bedeuten ihr nichts. Die Casino-Mafia ist dem Baron auf den Fersen. Sie träumt von Paris mit ihm, alles will sie ihm geben, doch er ist schon auf neuen Beutezug aus. Diesmal soll es das Zimmer des Generaldirektors sein. Der kommt dazu und erwischt den Dieb in flagranti. Eine Pistole kommt ins Spiel, der Baron ist tot.

Jetzt kommt die Stunde Kringeleins. Als Beobachter der Tat hält er alle Trümpfe in der Hand. Der Generaldirektor winselt wie in Hund, bettelt, kniet vor dem drangsalierenden Ex-Mitarbeiter nieder, versucht ihn mit Geld zu bestechen, nimmt die Kündigung zurück. Kringelein wiederholt monoton, dass die Polizei gerufen werden müsse.

Im Showdown sind alle Loser, Kringelein lebt nicht mehr lange, dem Generaldirektor droht die Haft, die Parisreise ist nur mehr Fiktion. Ob die Sekretärin den Sprung zu Film schafft, ist mehr als fraglich, die Mafia erhält kein Geld, der Baron ist tot - ermordet.

In ihrem Erfolgsroman Menschen im Hotel schildert Vicki Baum ein Kaleidoskop von Figuren im Umbruch der "Goldenen Zwanzigerjahre" und ein Leben in der Großstadt, das zwar schnell und aufregend, aber auch durch Anonymität und Charakterlosigkeit gekennzeichnet ist.

Quintessenz: Zwischen Buch und Realität ist kein allzu großer Unterschied. Dort wie da gibt es Verlierer und vermeintliche Sieger. Schicksale in der Küche der Phantasie zu beschreiben ist die Aufgabe von Autoren. Schicksale im Leben sind oft Usurpatoren, die das Leben - oft mit fatalen Folgen - beeinflussen. Bei mir war Krebs der Auslöser von beruflichem Drangsal.

Die Tänzerin Grusinskaja spielt Sona MacDonald, Flämmchen ist Silvia Meisterle, ausgezeichnet Siegfried Walther als Kringelein, Baron von Gaigern wird von Raphael von Bargen gespielt, Heribert Sasse ist als Generaldirektor Preysing in seinen Element.
Weiters auf der Bühne: Dr. Otternschlag (Alexander Waechter), Suzette (Marianne Nentwich), Justizrat Zinnowitz (Alexander Strobele). In der Bühnenbearbeitung von Anna Bergmann führt Cesare Lievi

Next: 26.5.2016

Infos und Tickets: www.josefstadt.org

Reinhard Hübl

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