Im "Wendepunkt" die Kehrtwende des Lebens schaffen

- Renate Schmidt an ihrer "Kommandozentrale" – der Küche – der Lebensmittelpunkt im Wendepunkt.
- hochgeladen von Nadine Ploder
In Leoben bietet der Wendepunkt sozial benachteiligten Menschen einen Ort der Zugehörigkeit.
LEOBEN. "Die Renate wird des scho machen", sagt eine Besucherin im Wendepunkt Leoben. Egal ob Essen kochen, tägliche Erledigungen, wichtige Gespräche oder Hilfe bei der Wohnungs- oder Jobsuche benötigt wird. Denn Renate Schmidt ist die Hausmama, Freundin, Motivateurin und Alleswisserin im Wendepunkt – und das schon seit mehr als neun Jahren – heuer werden es zehn. Renate Schmidt hat mit der Eröffnung der Tagesstätte Wendepunkt ein Thema in Leoben sichtbar gemacht, das nicht jeder sehen wollte, aber sie hat hingesehen und gehandelt.
Ein Zuhause bieten
Der Geruch von Essen liegt in der Luft, Gespräche füllen den Raum, in den kleinen Räumlichkeiten in der Franz-Josef-Straße kommt ein heimeliges Gefühl auf. Und genau das ist es, was Renate Schmidt in ihrer Tagesstätte zur Integration von sozial benachteiligten Personen erreichen will – ein Heim geben.
"Bei uns darf man sein wer man ist, man muss aber nicht so bleiben", sagt Renate Schmidt mit einem Lächeln auf dem Gesicht. "Die Leute dürfen hier ankommen und alles erzählen. Da muss man auch viele schiache Geschichten aushalten können", sagt Schmidt. "Wichtig ist, dass wir das, was wir tun, von Herzen tun – auch nach zehn Jahren noch."
Tägliche Herausforderung
Die Tür geht auf und zu, ein ständiges Kommen und Gehen. Kein Tag im Wendepunkt gleicht dem anderen, so wie keine Geschichte einer anderen gleicht. Aber im Wendepunkt werden alle gleich behandelt. Die Gesichter haben sich in den letzten neun Jahren verändert, aber die Ängste bleiben die gleichen. "Wir geben eine gute Linie vor, aber auf sehr einfacher Ebene. Wie das Gemüse, das wir bei unserem Auflauf unter den Kartoffeln verstecken, verstecken wir die wichtigen Sachen unter einer guten Atmosphäre."
Eine große Vision
Die Vision von Renate Schmidt ist es, dass es irgendwann in jeder Stadt einen Wendepunkt gibt, in dem Menschen wieder aufgebaut werden – unabhängig davon, welche Fehler man einmal gemacht hat. Jeder hat eine zweite Chance verdient, oder dritte oder vierte. Denn das Wort "unmöglich" existiert hier nicht. "Nur weil ein 50er im Dreck liegt, ist er immer noch gleich viel wert", beschreibt eine Helferin im Wendepunkt ihren Leitspruch. "Das Ziel wäre es, eines Tages einen Ort für Menschen ohne Heimat zu haben, an dem sie übergangsweise wohnen könnten", davon träumt Schmidt.
Der Wendepunkt in Leoben hat schon einigen Menschen zu einer Kehrtwende im Leben verholfen und das ist allein durch die Spenden von vielen Freunden, Bekannten, Verwandten und Firmen möglich. Das ist nicht immer leicht, aber Renate Schmidt weiß, auch kleine Schritte bringen einen ans Ziel.



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