Das Läuten von Friedensglocken ist keine Provokation
Friedensgebete in Kirchen in Wien Liesing parallel zu einer FP-Demonstration gegen ein Flüchtlingsheim sind eine christliche Antwort auf Angst und Verunsicherung.
Auf Grund der geplanten Demonstration der FPÖ gegen die Asylpolitik ergriff die evangelische Pfarrgemeinde in Wien-Liesing die Initiative und beschloss, am Montag, dem 14. März um 18 Uhr ihre Kirchenglocken zu läuten. Mehrere katholische Kirchen im 23. Bezirk (Dekanat Liesing) beschlossen daraufhin, zur gleichen Zeit Friedensgebete abzuhalten. Dazu werden die Gläubigen wie üblich durch das Läuten der Kirchenglocken eingeladen.
„Das Läuten unserer Kirchenglocken und die Friedensgebete sind katholischerseits keine Einmischung in die Politik, keine Provokation und keine Gegenveranstaltung zu der zeitgleich stattfindenden FPÖ-Demonstration“, stellt Pfarrer Bernhard Pokorny, der Dechant von Liesing, klar. Unter den Einwohnern des Bezirks Liesing gibt es momentan große Ängste wegen einer Flüchtlingsunterkunft und der Menschen, die dort einziehen werden.
„Die Friedensgebete sind die authentische Antwort der Kirche auf Verunsicherung und Misstrauen. Kirchenglocken sind ein hörbarer Ausdruck der christlichen Prägung unserer Kultur. Anders als manche Sprechchöre und Trillerpfeifen schüren sie nicht Angst, sondern geben den Menschen Sicherheit – als Zeichen des Friedens und der Hoffnung“, so Pokorny. Die Glocken seien für die Demonstranten zwar hörbar, aber nicht so laut, dass sie die politische Veranstaltung stören könnten.
Die Gläubigen beten bei den in mehreren Kirchen zeitgleich stattfindenden Liesinger Friedensgebeten für alle Menschen, Flüchtlinge und Einwohner, denn auf beiden Seiten gibt es Ängste. Pokorny: „Flüchtlinge sind in erster Linie Menschen. Solange sie bei uns wohnen, müssen wir sie auch menschenwürdig unterbringen. Dies löst offenbar aber auch Ängste aus. Friedensgebete und Friedensglocken nehmen sich der Angst an: der Angst der Flüchtlinge, aber auch der Angst jener, die sich vor den Flüchtlingen fürchten und jener, die um die Flüchtlinge besorgt sind. Nur Christus als Friedensbringer kann es gelingen, die Völker zusammenzuführen.“
Viele engagierte Menschen aus verschiedenen Gemeinden haben sich schon bereit erklärt, den Flüchtlingen zu helfen und damit die Organisatoren des neuen Flüchtlingsheimes zu unterstützen. Pokorny: „Mögen alle diese Maßnahmen das gegenseitige Vertrauen stärken und dadurch Hilfe für alle – auch für die Anrainer – sein“.
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