Ein Stück Geschichte für die Berg-Zukunft
Der Sessellift auf dem Muckenkogel ist der letzte Einersessellift in ganz Niederösterreich.
LILIENFELD. Man muss schon schwindelfrei sein um die 20 Minuten und 40 Sekunden Fahrtzeit am Einersessellift zu überstehen. Vor allem hat man niemanden, an dem man sich während der Fahrt klammern könnte. Doch wenn man die Angst im Tale lässt, kann man etwas wahrlich Einzigartiges erleben: vom Überqueren einer breiten Schlucht, vorbei an einem rauschenden Wasserfall, hinauf über eine waldbedeckte Liftschneise, ehe sich mit zunehmender Höhe ein immer weiterer Blick auf eine traumhafte Aus- und Fernsicht in das Alpenvorland auftut.
Der Letzte in Niederösterreich
Lediglich sechs Einersessellifte gibt es noch in ganz Österreich. Einer davon fährt seit 1963 in Lilienfeld. Es ist der Letzte seiner Art in Niederösterreich und somit ein nostalgisches Aushängeschild für die gesamte Region. Der zur Gemeinde gehörige Lift, der seinerzeit vom Korneuburger Liftbauunternehmen "Girak" errichtet wurde, wurde im Jahr 1994 einer Generalsanierung unterzogen. Seither wird er vom Betreiber stets auf dem neuesten Stand der Technik gehalten. Den Betriebsleiter des Einersessellifts, Thomas Sacher, verbindet etwas ganz Besonderes mit dem Aushängeschild vom Muckenkogel. "Mein Vater hat bereits am Sessellift gearbeitet, während meine Mutter die hiesige Gaststätte betreut hat. Ich bin somit seit Kindheitstagen mit dem Lift aufgewachsen. Er ist wie ein Teil von mir – ich kenne ihn in- und auswendig. Und obendrein haben wir noch dasselbe Baujahr", schmunzelt Sacher.
Der Berg lebt
Auch wenn in den letzten Jahren vermehrt von verschiedenen Liftschließungen im Lande zu berichten war, so glaubt Sacher dennoch an eine lange Zukunft. "Der Muckenkogel mit all seinen Hütten und Veranstaltungen lebt vom Sessellift. Viele Wanderer, vor allem Ältere und Familien mit Kleinkindern, benötigen den Lifttransport, um auf den Berg zu gelangen. Würde man den Sessellift schließen, dann wird eine Vielzahl von Berg-Touristen ausbleiben", glaubt Sacher.
Seitens der Gemeinde hat man sich jedoch in der vergangenen Wintersaison 2015/'16 erstmalig dazu entschließen müssen, den Liftbetrieb einzustellen, um sich vermehrt auf den Sommertourismus zu konzentrieren. Ein Wagnis, welches aufzugehen scheint. "Der Muckenkogel kann nun im Winter von vielen Ski-Tourengehern genutzt werden, die dankbar für einen Aufstieg ohne viel Pistenverkehr sind", so der Liftbetriebsleiter, der weiter sagt: "Wir bieten mit unserem Sessellift ein nostalgisches Erlebnis für Groß und Klein. Die Menschen schätzen das und kommen gerne wieder. 14.000 Gäste im vergangenen Jahr geben uns Recht."
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