Qualvolles Sterben in Hohenberg

Fünf südtiroler Umsiedler fanden im April 1945 in Hohenberg einen grausamen Tod. | Foto: WStLa, Landesgericht Wien
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  • Fünf südtiroler Umsiedler fanden im April 1945 in Hohenberg einen grausamen Tod.
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HOHENBERG. "Es gibt bei uns noch einige nicht aufgearbeitete Themen aus dem Zweiten Weltkrieg", weiß Amtsleiter Ludwig Platzer. Eines dieser vergessenen (oder verdrängten?) Kapitel ist die Ermordung von sechs Menschen im April 1945. Bereits seit Anfang der 40er-Jahre waren in Salzerbad (Gemeinde Kleinzell) bis zu 100 „geisteskranke und schwachsinnige“ Südtiroler in einem Umsiedlerlager einquartiert.

Umsiedler im "Wurmbach"
Im April 1945 wurde das Lager aufgelöst, fünf Südtiroler - Christian Knollseisen, Paul Forer, Andreas Resch sowie Alois und Katharina Platzer - wurden ohne Pflege und Versorgung zurückgelassen. Kurz darauf kamen sie auf Geheiß des Lilienfelder NSDAP-Kreisleiters Ludwig Uhl nach Hohenberg, wo sie von NSDAP-Ortsgruppenleiter Franz Jaschke im "Ausgedingehaus des Bäckers Deimbacher" im Wurmbach einquartiert wurden. Zu den fünf Südtirolern stieß eine junge Frau, deren Identität bis heute ungeklärt ist.

Uhl erteilt Mordbefehl
Wenig später befahl Uhl dem Lilienfelder Amtsarzt Dr. Hans Krainer, die sechs Personen zu töten. Das Landesgericht Wien, wo der Fall 1949 verhandelt wurde, gestand Krainer zu, den Mord um einige Tage hinausgezögert zu haben. Doch schließlich beugte er sich und verabreichte den Opfern am 21. April 1945 in Anwesenheit des Ortsgruppenleiters Jaschke sowie dreier Volkssturmmitglieder der "Werwolfbewegung" mehrere Morphiuminjektionen.
Das Sterben der sechs Männer und Frauen war lang und qualvoll: Vier starben am Tag der Morphiumverabreichung, zwei jedoch erst am Tag darauf unter Krämpfen und Erbrechen.

Ein Bild des Grauens

Zu diesem Zeitpunkt war der örtliche Totengräber Haberfellner bereits vom Gemeindesekretär davon in Kenntnis gesetzt worden, dass er sechs Leichen zu beerdigen hätte. Laut seiner gerichtlichen Aussage fand Johann Haberfellner aber zwei der sechs Personen noch lebend vor.

Mord-Vertuschung misslingt
Der Hohenberger Gemeindearzt Dr. Walter Ernst versicherte ihm, dass es keine Hoffnung mehr gebe und stellte wenig später den Tod der sechs Personen durch Fleischvergiftung fest. Um den Mord zu vertuschen, hatten die Mörder am Tatort eine offene Fleischdose positioniert und den Ofen manipuliert, um eine Rauchgasvergiftung vorzutäuschen. Das Gericht befand in seinem Urteil vom 5. März 1949: „Da der eigentliche Krankheitszustand der genannten Personen gar nicht einwandfrei und fachärztlich festgestellt war, hat sich der Angeklagte Dr. Krainer durch die Verabreichung der Morphiuminjektionen des Verbrechens des vollbrachten gemeinen Mordes schuldig gemacht.“ Auch Uhl wurde für schuldig befunden - unter anderem wegen des Mordbefehls an Krainer. Die weiteren teils aus Hohenberg stammenden Beteiligten wurden nie gerichtlich belangt. In Hohenberg sucht man heute vergeblich nach einem sichtbaren Erinnerungszeichen an die sechs Todesopfer.
Ein Faktum, das nun geändert werden soll, wie Bürgermeister Heinrich Preus ankündigt: "Gerade in Zeiten wie diesen, wo manche politische Gruppierungen wieder fordern, dass Asylwerber markiert werden sollen, ist das Gedenken an die damaligen Verbrechen besonders wichtig."
Gemeinsam mit der Gedenkinitiative St. Aegyd am Neuwalde (GISTA) soll nun die Aufarbeitung erfolgen.

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