Paris - Brest - Paris 2015 - die Olympiade der Randonneure 45 Finisher aus Österreich

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48 Österreicher, davon 14 Oberösterrecher waren unter den rund 6.000 Startern beim legendären Randonneurs-Radrennen Paris-Brest-Paris.

Österreichs Randonneursgeschichte:

Österreich ist seit dem Jahre 1994 Mitglied beim internationalen Randonneursverband Audax Randoneurs Mondiaux. Die Initiative ergriff damals der Wiener Klaus Bäumel, der erstmals in Österreich mit Startort Wien-Auhof Brevets mit den 4 Strecken 200 km, 300 km, 400 km und 600 km organisierte. Diese 4 Distanzen waren dann im Jahr 1995 die Grundlage für ersten 8 Österreicher, die beim Radklassiker Paris - Brest - Paris an den Start gingen. 5 Österreicher waren folglich unter den Finishern der insgesamt 2860 Startern, von denen 2.376 Teilnehmer auch als Finisher unter 90 Stunden gewertet wurden.
2007 übernahm Ferdinand Jung aus Haid/Ansfelden die Präsidentschaft von Randonneurs Autriche. Die Brevets werden seit diesem Zeitpunkt auch vorwiegend mit Startort 4053 Haid durchgeführt.

Während die Brevets mit den klassischen Distanzen von 200/300/400/600 km von mitlerweile 66 Nationen jährlich abgehalten werden, findet Paris - Brest - Paris nur alle vier Jahre statt, weshalb sie von Indsidern auch die Olympiade der Randonneure genannt wird. Dieses Jahr vom 16.08. - 21.08.2015 wurde PBP zum 18. Male veranstaltet. Die Gesamtlänge der PBP Strecke von 1230 km und 12.000 Höhenmeter, sowie die Streckenführung zum Atlantik und zurück, ist auch heute noch mit unwesentlichen Abänderungen ident mit den früheren Veranstaltungen. Lediglich die Teilnehmerzahlen stiegen stetig an und haben sich zur Austragung von 1995 (Teilnahme der ersten Österreicher) mehr als verdoppelt. Siehe ua. Statistik.

1995 - 2.976 angemeldet - Starter: 2.860 Finisher 2.376 davon 5 Österreicher
1999 - Starter: 3.573 Finisher 2.978 davon 12 Österreicher
2003 - Starter :4.069 Finisher 3.471 davon 12 Österreicher
2007 - Starter: 5.160 Finisher 3.603 davon 24 Österreicher
2011 - Starter; 5.002 Finisher 4.068 davon 32 Österreicher
2015 - 6.094 angemeldet - Starter: 5.892 Finisher 4.634 davon 45 Österreicher
Finisherergebnis noch inoffiziell

Die Qualifikation 2.015:

Um vielen Österreichern die Möglichkeit der PBP-Teilnahme zu ermöglichen veranstalteten wir insgesamt 4 x 200 km, 3 x 300 km, 2 x 400 km, 3 x 600 km Brevets mit dem Startort Haid/Ansfelden. Neu im Program war dieses Jahr ein 200km und 300 km Brevet mit Startort Kaindorf/Stmk (zwei vom Steirer Thomas Stindl vorgeschlagene Strecken), ein 300 km Brevet mit Start- und Zielort St. Georgen im Attergau und ein 600 km Brevet, der eigentlich 680 km hatte, vom Bodensee zum Neusiederlersee, kurz West - Ost, genannt. Siehe Bericht -

http://www.meinbezirk.at/linz-land/sport/vom-bodensee-zum-neusiedlersee-600-km-brevet-d1437345.html

Noch im Winter waren mehr als 60 Österreicher motiviert PBP in Angriff zu nehmen.Schlußendlich waren dann am 16.8. bzw 17.8.2015 48 Österreicher am Start. Davon waren 14 Teilnehmer aus Oberösterreich.

Letztes Abendmahl:

63 Personen nahmen am letzten Abendmahl, einen Tag vor dem ersten Start teil.
Es war ein sehr lustiger Abend mit letzten Informationen und Taktikgeplänkel.

Gemeinsamer Fotortermin vor dem Velodrom:

Die Startunterlagen, wie "Brevetbücherl" (dieses mußte bei den Kontrollstellen abgestempelt werden), Rahmennummerschild bzw Startnummer, Etikette mit Nummer für die Fotografen (für Helm und Lenker), sowie der vorausgegangene Fahrradcheck, wo insbesondere die Beleuchtung und Bremsen überprüft wurden, waren erledigt und wir trafen uns beim Velodrom. am Sonntag um 11:00 Uhr zu einem gemeinsamen Gruppenfoto. Für das Foto waren die Teilnehmer geschminkt und gestriegelt und stellten sich vor dem Velodrom, einheitlich in der österreichischen Randonneursdress, zum Gemeinschaftsforto auf. Einige von uns waren schon sehr nervös, insbesondere jene, die in wenigen Stunden an den Start gingen.

Erster Start am Sonntag, 16.00 Uhr:

1230 km und mehr als 12000 Höhenmeter waren bei der 18ten Auflage von PBP zu absolvieren. 13 Kontrollstellen und 2 Geheimkontrollstellen mussten wir aufsuchen, um die begehrten Stempeln zu ergattern. Es war auch eine elektronische Zeitmessung mit Chip bei den jeweiligen Stempelstellen. Man musste an manchen Kontrollstellen einen längeren Fußweg absolvieren, um zur Registrierung zu gelangen. Bei manchen dieser Orte herrschte gewaltiger Betrieb. Immerhin waren ja ca. 6000 Radfahrer aus 66 Nationen unterwegs. Es waren 3 Startzeiten zur Auswahl. Sonntag 16.08. ab 16:00 Uhr, Sonntag 16.08. ab 18:00 Uhr und Montag 17.08. ab 05:00 Uhr. Es wurden alle 1/4 Stunde 300 Starter losgeschickt. Viele gingen, die Endzeit betreffend, mit sehr hoch gesteckten Zielen an den Start. Gefordert war ja eine von der Startzeit abhängige Endzeit zwischen 80 und 90 Stunden. Wenn jemand diese Strecke z.b. in einer Fabelzeit von 44 Stunden gefahren ist, dann kann man sich sehr wohl denken, dass hier keine Zeit für Schlaf, Unterhaltung an den jeweiligen Kontrollstellen oder sonstigen Annehmlichkeiten war. Hier war man zielorientiert auf eine gute Zeit ausgerichtet. Auch für alle Teilnehmer die im Bereich von 60 Stunden Bruttoendzeit und weit darunter fuhren, war PBP ein Rennen ohne bzw. wenige Minuten Schlaf.

Ich möchte dazu lediglich bemerken, dass es durchaus legitim ist schnell zu fahren, sonst würde man ja die Zeiten weglassen oder nicht veröffentlichen. Es ist halt mal Rennradsport und es liegt im Naturell des Menschen sich beweisen zu müssen. Wir Österreicher sind ja in der Randonneursszene als "schnelle Fahrer" bekannt und einige von uns haben im vorderem Teilnehmerfeld mitgemischt. Ich möchte jetzt allerdings keinen der eine schnelle Zeit fuhr besonders herausheben. Respekt gebührt allen, die innerhalb der geforderten 80 - 90 Stunden Frist (abhängig von der Startzeit) PBP gefinisht haben.

Auch wenn wir vorab Spaßes halber sagten:"Ja, morgen geht es zur Sparzierfahrt nach Brest und zurück!", sollte man sich vor Augen führen, dass 1.230 km mit 12000 Hm in Wirklichkeit für sehr viele Menschen etwas Unvorstellbares ist. Da es im Verlaufe des Bewerbes sehr viele Höhen und Tiefen gibt, ist enormer Kampfgeist und Durchhaltevermögen gefordert. Nur so kann man bestehen und finishen. Ich glaube, es gab keinen Teilnehmer, der auf der gesamten Strecke schmerzlos und problemlos unterwegs war. Ich selber habe PBP nun 5 mal gefinisht und dabei schon all die Probleme mit Schlafentzug, Schmerzen an den verschiedensten Körperteilen und anderen Problematiken erlebt und manches Mal mit sehr viel Kampf bewältigt. Immer wieder stellte ich mir dabei die Frage, warum machst Du das eigentlich? Ich habe keine wirkliche Antwort dafür. Die Tiefs sind ja schnell vergessen und schon beim ersten Bier im Ziel schmiedet man schon wieder die Pläne für die nächste Teilnahme.

Auf der Randonneurs - Homepage sind die österreichischen Teilnehmer unter PBP 2015 aufgelistet. Homepage

Schilderung meiner eigenenTeilnahme:

Ich startete am Montag, um 05:00 Uhr. Es waren hier auch die meisten Österreicher am Start. Wir waren bis zur ersten Kontrollstelle bei 221 km (Villanes la Juhel) eine größere Österreichergruppe und hatten bis dahin eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 30,5 km. Bei der zweiten Kontrollstelle km 312 in Fougeres zerfiel die Gruppe wegen der unterschiedlichen Pausenlänge. Von nun an fuhr ich mit dem Puckinger Siegi Osterkorn und dem Mühlviertler Harald Friesenecker aus Reichenau, wie anfänglich vereinbart weiter. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit bei der 3. Kontrollstelle in Loudeac, km 450, rüsteten wir uns für die Nachtfahrt. Wir fuhren folglich noch 75 km bis zur 4. Kontrollstelle in Carhaix, bei km 525, wo wir um 01:00 Uhr die geplante Schlafpause von einer 3/4 Stunde einlegten. Unser Aufenthalt dauerte allerdings mit Essen, Schlafen und Vorbereitung für die Weiterfahrt mindestens 1 1/2 Stunden, denn wir fuhren erst um 02:30 Uhr weiter Richtung Brest. In Sizun kehrten wir in einem Bistro ein. Wir tranken Kaffee und aßen einen Kuchen. Dabei erledigte ich meine schon dringend notwendige Sitzung auf der Toilette. Es waren auch zwei andere Teilehmer in diesem Lokal. Sie bekamen allerdings von ihrem Umfeld nichts mit, da sie mit dem Kopf am Tisch liegend schliefen. Es fielen uns während der Nachtfahrt immer wieder Teilnehmer auf, die sich ob ihrer Müdigkeit am Straßenrand in der Wiese schliefen. Leider hatten wir in der Nacht auch Begegnung mit einem verunfallten Teilnehmer, der von Rettungskräften gerade mitten auf der Straße reanimiert wurde. Was mit ihm passiert war, konnten wir nicht in Erfahrung bringen.

620 km - Die Halbzeit war in Brest erreicht

In Brest, bei der Halbzeit angekommen, war es schon hell. Unser Aufenthalt dauerte nicht sehr lange und es ging gegen 07:45 Uhr zurück Richtung Paris. Wir passierten hier auch den höchsten Berg, eigentlich ein Hügel, mit ca 330 Hm. Danach kamen unendlich viele "Schmierer". Obwohl ich hier nun das 5. Mal unterwegs war, konnte ich mich nicht mehr an derart viele Hügeln zwischen Brest und Carhaix erinnern.

In Carhaix hatten wir wieder einen längeren Aufenthalt mit einer ausgiebigen Mahlzeit. Unsere Pausen bei den Kontrollstellen wurden folglich immer länger und paßte eigentlich nicht zu unserem schnellen Fahrstil auf der Strecke. Nach Carhaix hatten wir auch wieder eine Geheimkontrolle, wo wir stempeln mußten.

Auch in Titeniac bei km 859, gelang es uns nicht die Pause kurz zu halten. Es war auch notwendig mein Rennrad in Behandlung zu geben. Das Tretlager war locker und ich befürchtete schon die letzten Kilometer bis zur Kontrollstelle nicht mehr zu schaffen.

Gegen 23:00 Uhr kamen wir bei der 11. Kontrollstelle in Fougeres an. Siegi, eigentlich der schnellere Fahrer von uns, war nicht mehr so entschlossen, das Hauptziel eine Zeit unter 60 Stunden zu schaffen. Er redete auch fortan vom Aufgeben.

Aus diesem Grund beschlossen wir eine längere Schlafpause einzulegen, die geplante Endzeit war uns nicht mehr so wichtig. Siegi wurde motiviert weiterzufahren.
Jedenfalls um 04:30 Uhr setzten wir unsere Fahrt fort und nun ging wirklich die Post ab. Es waren ja nur mehr 320 km bis zum Ziel und scheinbar tat uns der längere Schlaf von 4 Stunden sehr wohl.

Der Tausender war in Villaines la Juhel (1.008 km) geschafft. Nun wurde wieder ausgiebig gegessen. Wieder war es möglich die Etappe bis Mortagne Au Perche (1.089) und die Etappe bis zur letzten Kontrollstelle in Dreux (1.166 km) schnell zu fahren. Nach einer kurzen Verpflegunsaufnahme, wobei wir Siegi verloren, hatten wir nur mehr 64 km bis zum Ziel vor uns. Wir fuhren vorerst langsam, in der Meinung Siegi würde zu uns aufschließen. Nach einem Telefonat mit ihm erfuhren wir, dass er es sich bei der letzten Kontrollstelle gemütlich macht und sich was zu Essen bestellte. Er traf auch auf zwei Österreicher mit denen er folglich weiter fuhr. Nun hielt Harald Friesenecker und mich nichts mehr auf. Wir gaben Vollgas und schlossen auf zwei Spanier aus Mallorca auf. Einen davon kannten wir vom 300 km Brevet auf Mallorca im März 2015. In einer schnellen Fahrt, kamen wir dem Ziel immer näher. Sehr viele Ampeln auf den letzten 10 km (wir blieben dieses Mal ausnahmslos bei der roten Ampel stehen) hielten uns immer wieder auf.

Die letzten 2 km ging es durch ein Parkgelände. Diese Fahrt genossen Harald und ich. Es war wieder ein besonderes Glücksgefühl hier gemeinsam im Ziel einzufahren. Wir wurden von unseren Familien und einigen österreichischen Freunden sehr herzlich empfangen und umjubelt. Trotz der ausgiebigen Aufenthalte, darunter insgesamt 4 Stunden und 45 Minuten Schlaf, kam die beachtliche Endzeit von 60 Stunden und 34 Minuten heraus. Mit dieser Zeit kann man durchaus zufrieden sein.

Betreuungsfahrzeuge:

Anzumerken ist, dass wir an den Kontrollstellen, ausgenommen in Brest, immer unser Wohnmobil zur Verfügung hatten. Meine Frau Edith und mein Kollege Andreas Hamberger betreuten uns in der Verpflegungszone immer wieder bestens. Auch Haralds Familie war dabei, unterstütze und feuerte uns an. Betreut darf nach Reglement innerhalb einer 5 km Zone eines Kontrollpunktes. Das Fahrzeug darf allerdings nicht auf der Route der Radfahrer fahren. Hohen Respekt vor allen Teilnehmern, die hier keine Betreuung hatten.

45 Österreicher haben gefinisht:

45 Österreicher haben 2015 gefinisht, davon 13 Oberösterreicher. 3 Österreicher haben aus unterschiedlichen Gründen aufgegeben.
Ich denke, dass es 2019 viel mehr Wiederholungstäter und Neueinsteiger geben wird. Nun haben wir ja 4 Jahre Zeit sich auf die 19. Austragung von PBP vorzubereiten.

Am 5. September 2015 werden wir die Brevetsaison mit einem 200 km Brevet (Mühlviertlerrunde) abschließen. Mit einer Abendveranstaltung im Rathaussaal in Haid, hoffen wir auf einen gemütlichen Ausklang. Der Vortrag unseres Freundes Wolfgang Fasching und Ehrung der PBP-Finisher stehen dabei im Mittelpunkt.

Zusätzliche Informationen sind auf der Ranonneurshomepage www.randonneurs-austria.at nachzulesen.

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Foto: Cityfoto
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