Ein Land öffnet sich

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ANSFELDEN (red). Im Gespräch erzählt er über seine Eindrücke und über das wirtschaftliche Potenzial für Unternehmen aus Österreich.

Welche Eindrücke konnten Sie von Ihrer Reise in den Iran mitnehmen?
Grundsätzlich gibt’s nur positive Eindrücke aus Teheran und Isfahan mitzunehmen: alles ist sehr sauber, liegt kein Müll auf den Strassen wie wir das ja von den Autobahnabfahrten bei uns schonkennen, gepflegte Parkanlagen mit Blumen, freundliche Menschen, ausgezeichnetes Essen….
Aus wirtschaftlicher Sicht kann ich sagen dass die vielen B2B-Gespräche die ich geführt habe auch sehr positiv verlaufen sind. Die Gespräche laufen auf Augenhöhe ab, die Iraner sind bestens informiert und interessiert – das Bildungsniveau liegt sehr hoch, viele haben Uniabschluss – und das Durchschnittsalter liegt nunmal bei nur 27 Jahren – und das bei fast 80 Millionen Einwohnern (im Vergleich – bei uns rd 45 Jahre). Und dass Frauen benachteiligt sind – ist auch so nicht feststellbar: die moderne Iranerin ist top gekleidet, top dressed und top gestyled – alles sehr weiblich betont, fährt mit dem Auto, spricht genauso mit bei Diskussionen etc – lediglich mit Kopftuch halt, und das ist meist ein modisches Seidentuch….
Und überraschend ist auch wenn man mehrere Tage keinen VW, keinen Audi, keinen Opel, Fiat etc sieht – sondern rund 60 Prozent der Fahrzeuge der Marke Peugeot sind….

Wie groß ist das wirtschaftliche Potenzial für heimische Firmen im Iran?
Aufgrund der jahrelangen Sanktionen gibt es technologisch natürlich enormen Aufholbedarf. Derartige Sanktionen wie Sie nunmehr im Iran bestanden haben, haben die Volkswirtschaft jedes Landes stark beeinträchtigt. Gerade in den Bereichen Industrie, Technologie, Rohstoffgewinnung, Bauindustrie und Maschinen, Automobile etc besteht enormer Aufholbedarf. Das Potential ist hier enorm. Andererseits muss man sagen dass sich die Industriemagnaten aus der ganzen Welt nun im Iran sozusagen die Klinke in die Hand geben, und der Wettbewerb extrem ist.
Wenn ich da an die Automobilzulieferindustrie denke – sicher ist dass hier die eigentlichen Entscheidungen und Richtungsvorgaben anderswo getroffen werden – und zwar mit den Zentralen der grossen Automobilkonzerne in Paris, Stuttgart, Südkorea, Japan etc direkt – ja auch Russland wird ein Wort mitzureden haben. Und die französischen Konzerne werden aufgrund der aktuellen Marktführerschaft den Einflussbereich sicher nicht aufgeben wollen, haben diese mit Produktionsanlagen wie Peugeot im Land natürlich einen Startvorteil.

In welchen Branchen sehen Sie die besten Chancen?
Man muss sagen dass das schnellste Entwicklungspotential sicher im Bereich der Konsumgüter liegt. Und in den verschiedensten Nischenprodukten im technologischen Bereich. Also: hier geht es nicht darum im Iran grosse Investitionen zu tätigen – sondern Märkte mit intelligenten Produkten zu finden, die vor Ort Dienstleistungen benötigen und somit Arbeitsplätze schaffen. Also mit Schulungen, Ausbildung der Partner vor Ort bleibt man langfristig im Geschäft. Oder man bringt österreichisches Knowhow mit, und produziert vor Ort für den iranischen Markt.
Man muss sich also Zeit nehmen, im Iran die Partner bestens betreuen, im Marketing unterstützen – das sind die effizientesten Investitionen. Und für derartige Aktivitäten gibt es in Österreich aktuell sogar etliche Förderungen.
Ein Unternehmen aus Oberösterreich das hier intelligente Produkte am Markt hat, ja vielleicht sogar einer der Marktführer in Österreich ist, hat beste Voraussetzungen auch im Iran nachhaltig Erfolg zu haben. Man muss sich natürlich Zeit nehmen, den Markt aufzubauen – das grosse Geschäft von heute auf morgen gibt es nicht – auch wenn die Iraner Geld haben und nach Aufhebung der Zahlungssanktionen dies endlich auch wieder ausgeben können. Und diese KMUs aus Oberösterreich zu unterstützen – das ist auch unser Job.
Und von der Mentalität der Iraner: man will Top-Qualität, man will westliche Markenware – man will Produkte mit hohen Ansprüchen – von der gesamten Elektronik, bis zu Mode und Freizeit, genauso Kosmetik. Aber auch der Tourismus wird sich rasch entwickeln – die Kulturdenkmäler und Museen in Persien sind Zeugnis der jahrtausendealten Kultur und Tradition der geschaffenen und erhaltenen Werte.

Wie schätzen Sie die politische Lage ein? Bleibt der Iran langfristig sicher für Investitionen?
So interessant das für uns klingen mag: der Iran ist eines der sichersten Länder der Welt. Die alten Kulturdenkmäler sind Grundstein für den Stolz der Perser, es gibt im Land keine terroristischen Anschläge oder ähnliches, waren auch ewig keine kriegerischen Handlungen im Land.
Wichtig ist natürlich, die Lage zu beobachten, da die Sanktionen ab 2016 erst schrittweise aufgehoben werden. Hauptproblematik bleibt das Zahlungsrisiko, weil hier noch immer kein Geldverkehr mit dem Iran direkt abgewickelt werden kann. Gerade da wäre es wünschenswert, wenn dies schneller gehen würde. A la long ist zu erwarten, dass der Iran wesentlicher global Player im Nahen Osten wird und die Führungsposition in dieser Region wieder einnimmt – also ein bestimmender wirtschaftlicher Faktor für die Länder rundum, ähnlich wie Deutschland in Europa.
Und wichtig sind bei allen Geschäften: gute persönliche Kontakte aufbauen – auch in schlechteren Zeiten diese zu pflegen. Das ist mit ein Startvorteil von Österreich, hat auch die Republik Österreich mit der einzigen Kulturinstitution der EU über die letzten Jahrzehnte die persönlichen Beziehungen immer gepflegt.

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