Wir urassen mit Bezirksböden
BEZIRK MELK. Fruchtbarer Boden ist knapp, also gilt es, sorgsam damit umzugehen. Täglich verschwinden mehr als 20 Hektar Ackerland in Österreich unter einer Betonschicht – doppelt soviel wie im Europaschnitt.
Bodenverbrauch viel zu hoch
"Wir sind Europameister bei Bodenqualität und -verbrauch", so Erwin Szlezak von der NÖ Agrarbezirksbehörde. Im "Internationalen Jahr des Bodens" soll das Bewusstsein für den Wert des Bodens erhöht werden. Szlezak kritisiert: "Wird irgendwo ein Einkaufszentrum am Ortsrand gebaut, dann nimmt keiner Rücksicht auf die Bodenqualität. Wir 'urassen' zuviel."
Maria Taferl ist eine der "Bodenbündnis-Gemeinden" im Bezirk, Ortschef Heinrich Strondl: "Wir haben 80 Hektar Baugrund. In Maria Taferl und in Ober-Erla ausreichend, in Unter-Erla und Reitern haben wir keine Reserven." Die Gemeinde arbeitet mit der Firma Schedlmayer an Plänen für die künftige Ortsentwicklung.
Der Boden als "Werkstoff"
"Die Siedlungen sollen zusammengeführt werden", weiß Strondl um den Vorteil kürzerer Wege für Zufahrt und Kanal. Viel unmittelbarer ist der Zugang zum Boden für Landwirt Hans-Peter Pemmer in Emmersdorf. "Der Boden ist mein Werkstoff, ich muss immer schauen, dass er fruchtbar bleibt", erklärt er, in einem seiner Felder stehend. In Summe bewirtschaftet Pemmer 45 Hektar, baut Mais, Soja und Zuckerrüben an. "Unsere Böden sind lehmig bis fest, da muss man ordentlich pflügen." Nur so könne man Lockerheit und Sauerstoff für gutes Pflanzenwachstum erzeugen.
Die Experten im Bezirk
"Ich spritze nur, wo ich laut EU muss", betont Pemmer. Das freut wohl das Petzenkirchner Institut für Kulturtechnik und Bodenwasserhaushalt, wo Institutsleiter Peter Strauss samt Team wissenschaftlich mit Boden und Wasser zu tun hat. Unter anderem mit der "Bodenkarte Niederösterreichs", die land- und waldwirtschaftlich genutzte Böden darstellt (siehe Karte links). Strauss betont: "Boden und Wasser sind eng verbunden. Jeder Tropfen muss durchs Erdreich bevor er ins Grundwasser geht." Die Bodenqualität wirkt sich direkt aufs Wasser aus.
Zur Sache
Der Bezirk umfasst 101.428,23 ha, davon sind 3.916,98 ha Bauland (76,23% Wohnbau). 71,67 % sind bebaut, 28,33 % (1.109,78 ha) unbebaut. Es werden 45.237 ha landwirtschaftlich und 40.771 ha forstwirtschaftlich genutzt. b>www.unserboden.at
Stimmen zum Thema
Peter Strauss: Boden und Wasser sind eng verbunden. Wenn unser Boden weg ist, dann haben wir auch nichts mehr zu Essen.
Einen Überblick über die Bodenbeschaffenheit im Bezirk finden Sie hier.
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