Tipps, um sich das Rauchen abzugewöhnen

Dr. Andrea Egger | Foto: KK
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SPITTAL. Welche Methoden empfehlen Experten, um sich das Rauchen - dauerhaft - abzugewöhnen?

Dazu haben die Pharmazeutinnen Roswitha Buzzi, Hubertus-Apotheke Spittal, Walpurga Wegscheider, Jacobus-Apotheke Seeboden, und die promovierte Psychologin Andrea Egger, Spittal, Stellung genommen.
Buzzi: "Ich empfehle aufhörwilligen Rauchern anfangs eine Nikotinersatztherapie, da diese die Rückfallsrate beträchtlich senkt. Nikotin stellt die Substanz im Zigarettenrauch dar, die durch ihre rasche Aufnahme in das Gehirn innerhalb weniger Sekunden für das große Suchtpotential des Rauchens verantwortlich ist."
Über die Nikotinersatzmittel (Pflaster, Lutschtablette, Kaugummi, Inhalator, Mundspray) werde dem Körper zwar ebenfalls Nikotin zugeführt, doch werde es edeutend langsamer aufgenommen. Mithin träten dann beim langsamen "Ausschleichen der Therapie" nur wenige oder keine Entzugssymptome auf: "Somit ist für jeden Raucher, der aufhören will, eine passende Nikotinersatzform dabei."

Andrea Egger betont gleichfalls, die grundsätzliche psychologische Voraussetzung für eine langfristige Tabakabstinenz sei der Wille des Rauchers. Daher gelte die Motivationsförderung (durch wertfreie Informationsvermittlung über das Zigarettenrauchen und die damit verbundenen Gesundheitsschäden – insbesondere aber zu den Möglichkeiten der Entwöhnung und den damit verbundenen positiven Gesundheitsfolgen) als wichtige Grundlage für die unterschiedlichen Arten der Beratung.

Die Pschologin unterscheidet verschiedene Beratungstypen:
Die strukturierte Schulung beinhaltet Bausteine wie Wissensvermittlung über die gesundheitsschädigenden Wirkungen des Rauchens, über die Nikotinabhängigkeit und das Entzugssyndrom. Die Strategien umfassen unter anderem Stoppplan, Stressbewältigung, Gewichtskontrolle und Aufrechterhaltung der Abstinenz.
Verhaltenstraining: Durch Konditionierung (Erlernen von Reiz-Reaktions-Mustern im Laufe unseres Lebens) und durch positive Verstärkung durch die Wirkungen des Nikotins im Körper, wird das Anzünden der Zigarette in bestimmten Situationen automatisiert. Das Verlangen nach diesem positiven Reiz lässt die Abhängigkeit entstehen. Die Methode der verhaltenstherapeutischen Selbstkontrolle ist „State of the Art“ in der Raucherentwöhnung, zählt also zu den am besten belegten und erfolgreichsten Maßnahmen.

Ziel ist es neue Verhaltensweisen zu erlernen und zu erproben sowie Hochrisiko-Situationen zu erkennen und anderwärtig zu bewältigen. Bei langjährigen Rauchern kommt es in den meisten Fällen auch zu körperlichen Entzugserscheinungen. Hierbei geht es dann nicht mehr um die positive Verstärkung, die das Verhalten auslöst, sondern es sind aversive Reize wie Unruhe, Schlafstörungen etc., die mithilfe der Zigarette kompensiert werden müssen. In der Praxis hat sich daher eine Kombination aus Verhaltenstraining und Nikotinersatztherapie als sehr erfolgreich erwiesen.

Kognitive Verhaltenstherapie: Ziel dieses Ansatzes ist es, Gedanken, Vorstellungen und Einstellungen hinsichtlich des Rauchstopps zu verändern und negative Stimmungen in positive zu verwandeln.

Internet-basierte Interventionen: Online-Beratung hat bisher keinen klar nachweisbaren, nachhaltigen Effekt gezeigt. Es gibt aber Hinweise darauf, dass Beratung übers Internet bei der spontanen Raucherentwöhnung helfen kann. Die Wirksamkeit der Programme scheint zu steigen, je persönlicher und regelmäßiger die Beratung und der Kontakt mit dem zu Beratenden ausfallen. Grundsätzlich gilt, dass eine starke Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Beratungsintensität und dem Entwöhnungserfolg besteht.

Verhaltenstherapeutische Verfahren umfassen zumeist mehrere Kontakte über Wochen hinweg und durchlaufen mehrer Stadien (Abstinenzvorbereitung, Konsumbeendigung und Stabilisierung).

Aversionstherapie: Hierbei geht es um das Koppeln von unerwünschten Verhaltensweisen mit negativen Gefühlen. Zum Beispiel sollen Raucher sehr intensiv und alle paar Sekunden einen Zug von der Zigarette nehmen. Auch das Zeigen von abstoßenden Fotos (abgestorbenes Raucherbein, schwarze Lunge) fällt in diese Kategorie. Einen rezenten (aktuellen) Beleg für den Erfolg dieser Methode konnten die Wissenschafter noch nicht erbringen, die Hinweise auf die Wirksamkeit verdichten sich aber zunehmend.
Sport und Bewegung gelten als Säule für eine gesunde Lebensweise. Speziell für den Rauchstopp gibt es Hinweise, dass Sport und Bewegung die Wahrscheinlichkeit erhöhen können, mit dem Rauchen aufzuhören. Große Studien, die den positiven Effekt auf den Rauchstopp auch wissenschaftlich belegen sollen, stehen jedoch noch aus. Etwas Gutes tut man sich dabei aber auf jeden Fall!

Für alternative Verfahren wie etwa Akupunktur gibt es nach Eggers Angaben bei der Raucherentwöhnung zwar Hinweise, aber noch keine abschließende Beurteilung durch die wissenschaftliche Beweislage. Dasselbe gelte auch für Akupressur, Hypnose, Lasertherapie und Elektrostimulation. Auch für die Soft-Laser-Therapien, die öfters durch Werbung mit besonders hohen Erfolgsraten auffallen, gibt es keinen eindeutigen wissenschaftlichen Nachweis. Zur Wirksamkeit von Ansätzen oder Maßnahmen wie TCM, autogenes Training und Phytotherapie fehlten bis dato große Studien.

Walpurga Wegscheider rät: Gewohnheiten ändern! Das funktioniere am besten, wenn man sich die "Rauchauslöser" (Genusszigarette nach dem Essen, die Zigarette zum Glas Wein, die Pausenzigarette, die Abschaltzigarette abends zu Hause ) bewusst mache. Hilfreich sei, ein Raucherprotokoll zu führen, damit man die Rauchergewohnheiten festhält. So könne man auf bestimmte Rauchauslöser vorzeitig reagieren und stattdessen Alternativen suchen (und finden!): Sport treiben, Karotten essen, Kaugummi kauen, Rätsel lösen, spazieren gehen, Hände beschäftigen, sich selber belohnen.

Rückfälle vermeiden

Rückfälle können vermieden werden, indem man Freunden sagt, dass man sich das Rauchen abgewöhnt, so werden die das auch verstehen und nicht zur Zigarette verleiten. Man kann sich auch Unterstützung aus der Apotheke holen; Nikotinersatpräparate gibt es in zahlreichen Darreichungsformen, individuell auf jederman zugeschnitten.

Ratschläge im Freundeskreis?

Haben die Expertinnen im Freundes-, Bekanntenkreis schon Rauchern Tipps gegeben und auch ein Feedback erfahren?

Roswitha Buzzi: Ja, und es habe sich herausgestellt, dass mehrere Faktoren für einen erfolgreichen Rauchstopp ausschlaggebend sind: "Es muss der eigene Wunsch dafür da sein, Familie und Freunde sollten in den Prozess miteinbezogen werden, sportliche Aktivitäten wirken der Gewichtszunahme entgegen, und nicht zuletzt wirkt auch die Rechnung, wieviel Geld man sich ohne ständige Zigarettenkäufe erspart, um sich dann damit etwas Schönes wie einen Urlaub leisten zu können."

Andrea Egger hat, wie sie sagt, zwar noch keine privaten Ratschläge gegeben, würde jedoch auf alle Fälle je nach Schweregrad der Abhängigkeit eine Kombination aus Verhaltenstraining und Informationsvermittlung bzw. in schwerwiegenderen Fällen auch eine zusätzliche Nikotinersatztherapie unter ärztlicher Aufsicht empfehlen.

Walpurga Wegscheider berichtet: "Meinem Mann Manfred und meiner Freundin Anita Müller haben die Tipps geholfen. Beide rauchen seit fünf Jahren nicht mehr."

Von welcher Methode ist abzuraten?

Apothekerin Buzzi: "Nicht empfehlen kann ich elektronische Zigaretten, da sich die meisten Hersteller über die Zusammensetzung der darin enthaltenen Aromaessenzen bedeckt halten. Bei einer Untersuchung stellte sich außerdem heraus, dass viele Raucher im Endeffekt wieder rückfällig wurden, um dann sowohl normale als auch E-Zigaretten zu verwenden! Dafür empfehle ich den täglichen Apfel, weil die Fruchtsäuren im Apfel einem Raucher den Zigarettengenuss vergällen."

Auch die Psychologin Egger rät von sogenannten Kräuterzigaretten und/oder E-Zigaretten ab: Die Inhaltsstoffe können gesundheitsschädlich sein, ihre Langzeitwirkung ist wissenschaftlich nicht ausreichend erforscht."

Apothekerin Wegscheider: "Abraten würde ich von sogenannten Raucherentwöhnungspräparaten, die ausschließlich über eine Telefonhotline oder über das Internet zu bestellen sind."

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