"Wer nicht wählt, der zählt nicht"
Politologe Thomas Hofer im Gespräch mit der bz über die Sinnhaftigkeit des Nicht-Wählens.
Wer sich für keinen Kandidaten entscheiden kann, geht in der Regel erst gar nicht zur Wahl. Doch welche Auswirkungen hat es, wenn ich nicht wählen gehe?
Das ist ganz einfach. Wer nicht wählt, der zählt nicht. Auch die Meinung, die man sonst zu Themen vertritt, zählt nicht. Die Kandidaten wissen genau, welche Wählerschichten sich dem demokratischen Prozess verweigern. Dementsprechend werden sie auch nicht auf diese Wählerschichten Rücksicht nehmen. Denn wenn man nicht zur Wahl geht, ist man auch nicht relevant für diejenigen, die sich zur Wahl stellen. So kommen halt diejenigen, die wählen, mit ihren Einstellungen und ihren Meinungen zum Zug. Man gibt die Chance auf, über etwas mitzubestimmen, was einen offensichtlich betrifft. Wenn man nicht wählt, heißt das nicht, dass man von den Entscheidungen des Gewählten nicht betroffen ist. Es ist auf jeden Fall gescheit, sich diesem demokratischen Prozess zu stellen. Denn niedrige Wahlbeteiligungen werden oft beweint und bekrittelt, aber einen echten Effekt auf Regierende hatte das noch nie.
Wie steigert sich der Wert der Stimmen derer, die von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen?
Je weniger wählen gehen, desto mehr wird die Stimme derjenigen wert, die hingehen. Das hat man ja zuletzt bei der dramatisch gesunkenen Wahlbeteiligung in der Leopoldstadt gesehen. Eine Minderheit bestimmt über eine Mehrheit. Auch oder gerade weil es eine schweigende Mehrheit ist. Es kann eben dazu führen, dass relativ wenige über das Schicksal aller entscheiden. Und das ist ein weiterer Grund, warum man eben – auch wenn es manchmal schwerfällt – von seinem Wahlrecht Gebrauch machen soll.
Zur Person:
Thomas Hofer ist Politikberater und Lobbyist. Er hat Wahlkampfmanagement und Lobbying in Washington, D.C., und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien studiert und war lange Zeit als Journalist für das Nachrichtenmagazin „profil“ tätig. Aus seiner Feder stammen zahlreiche Bücher und Artikel zum Thema Wahlkampfmanagement. Sein aktuelles Buch „Dagegen sein ist nicht genug“ beschäftigt sich u.a. mit der Frage: Wie überbrücken wir die immer größer werdende Kluft zwischen Politik und Bevölkerung?
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