Dr. David Reiter: Vom Schulabbrecher zum Unternehmer und Berater

David Reiter ist ein Akademiker und Unternehmer, der auch die handwerkliche Arbeit nicht scheut.
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  • hochgeladen von Karin Vorauer

Warum haben Sie sich für eine Lehre entschieden?
DAVID REITER: Ich ging in die HTL, jedoch leider mit wenig Motivation. Als mich ein Lehrer dann auch noch als dumm bezeichnete und sagte, ich solle nach Hause gehen, brachte dies das Fass zum Überlaufen. Also brach ich ab und entschloss mich für eine Lehre als Textilchemiker. Während ich nach meinem Lehrabschluss beim Bundesheer war, ging meine Firma pleite und ich stand mit einem Beruf ohne Zukunftsaussichten da.

Sie hatten wenig Motivation in der Schule, obwohl Sie später vier akademische Titel erworben haben. Und das während Sie erfolgreich ein Unternehmen führten. Wie kam das?
Ich wollte eigentlich an die landwirtschaftliche HBLA Raumberg-Gumpenstein. Aber die Schule war rund 250 Kilometer von zuhause entfernt. Also schickte mich mein Vater auf die HTL in Pinkafeld, was für alle einfacher zu sein schien. Dort war ich nicht glücklich und ich wurschtelte mich ohne Begeisterung irgendwie durch. Nach dem Schulabbruch und der abgeschlossenen Lehre jobbte ich in verschiedenen Berufen.

Was brachte für Sie die Wende in Richtung Selbstständigkeit zu gehen?
Ich traf ein paar Ex-Schulkollegen. Alle im feinen Anzug und in Führungspositionen. Ich arbeitete auch viel, verdiente aber viel weniger Geld. Kurzentschlossen fuhr ich mit meinem Lkw (ich jobbte gerade als Kraftfahrer) die nächste Raststation an, kaufte mir eine Zeitung und bewarb mich für die ausgeschriebene Stelle als Filialleiter bei einem Teppichhändler in Oberwart. Ich konnte mich so gut präsentieren, dass ich von 40 Mitbewerbern ausgewählt wurde.

Und wie kamen Sie dann zu Ihrer Spenglerei?
Bereits mein Großvater und Vater führten einen Spenglereibetrieb. Aufgrund von Problemen entschied ich mich im Jahr 2000 den Spenglerberuf zu ergreifen. Ich machte sowohl die Spengler als auch Schlosser Gesellen-und Meisterprüfung nach und führe seither den Betrieb erweitert um eine Schlosserei und Dachdeckerei in Kooperation mit Partnerfirmen.

Nun reichte Ihnen aber ein erfolgreiches Unternehmen irgendwann auch nicht mehr. Warum wollten Sie wieder die Schulbank drücken?
Ich erhielt einen Auftrag für Arbeiten im Technologiezentrum. Da ich vorher auf einer Veranstaltung war, kam ich nicht in Arbeitsmontur, sondern in Anzug und Krawatte. Ein Herr begrüßte mich übermäßig freundlich und förmlich, führte mich herum und brachte mich persönlich zur Baustelle. Ich sah mir den Schaden an und kam am nächsten Tag mit Werkzeug und Arbeitsoutfit wieder. Derselbe Herr kam mir entgegen und sagte salopp: "Na, Freund der Berge, was machen wir denn da?" Ich war erstaunt, wie wichtig den Menschen das äußerliche Auftreten ist. Dies war wiederum ein Anlass für mich, nicht nur über das „Äußere“ bewertet zu werden, sondern auch durch Bildung und Ausbildung die Menschen zu überraschen. Ich machte die Abendmatura nach und studierte Wirtschaftsethik und internationales Management in Wien. Alles am Abend und am Wochenende.

Ihre Doktorarbeit befasste sich mit der Gemeinwohlökonomie. Was tut Ihr Unternehmen für die Umwelt und das Wohl der Menschen?
Wir verarbeiten nur recyceltes Aluminium und achten auf sauberen Strom, die Auswahl der Lieferanten erfolgt neben der Produktqualität auch über die räumliche Nähe zu unserem Betrieb wir sehen dies als ökologische Verantwortung gegenüber der Umwelt. Mit unseren Mitarbeitern verbindet uns ein freundschaftliches Verhältnis, gegenseitige Wertschätzung, Fairness im Umgang miteinander aber auch eine gerechte Entlohnung ist uns wichtig. Wir haben auch Kooperationen mit ausgewählten Firmen aus der Region, denn nur durch gegenseitige Unterstützung können Kleinbetriebe im harten Wettbewerb bestehen. Wir schaffen Arbeitsplätze für die Menschen in der Region in der wir wohnen und arbeiten.

Sie beraten Unternehmen, die stagnieren. Woran liegt es meistens?
Das ist unterschiedlich. Oft liegt ein Generationenkonflikt vor oder sie kommen nicht gegen die Konkurrenz an. Ich versuche gemeinsam mit den Unternehmen eine Nische zu finden, wie man am Markt bestehen kann. Wichtig ist dabei die Freude an der Arbeit und dass man seine Stärken kennt.

Bilden Sie auch Lehrlinge aus?
Zurzeit haben wir einen Lehrling. Wir würden weitere ausbilden, aber es ist schwierig, für unsere Branche jemanden zu finden. Die Arbeit ist nicht immer leicht, man arbeitet im Freien bei fast jeder Witterung. Das ist bei vielen das Problem. Wir bräuchten Fachkräfte, haben aber nur Maturanten. Aber es können nicht alle im Büro arbeiten. Nur wenige Berufe sind so vielfältig und abwechslungsreich, neben der körperlichen Voraussetzung - wie Gleichgewichtsgefühl und Ausdauer - ist auch der technische und mathematische Verstand gefordert, räumliches Denken wird vorausgesetzt und Freude am Beruf ist das Um und Auf. Der Beruf bietet einen sicheren Arbeitsplatz und ein gutes Einkommen.

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