Kaffeehaferl sucht Liebhaber
"Ubuntu": Die afrikanischen Philosophie von der Gesellschaft des Teilens wird auch in Saalfelden gelebt.
SAALFELDEN. Ein Haus, das allen offen steht und wo man sich nehmen kann, was man braucht. Wie funktioniert das? Harald und Regina Wienerroither haben ihr ehemaliges Bürogebäude einer Gruppe Idealisten mietfrei zur Verfügung gestellt, die daraus einen "Ort des Schenkens" gemacht haben. Wer Sachen hat, die er nicht mehr braucht, kann sie hier vorbei bringen. Und jeder kann sich nehmen, was ihm gefällt. Kleidung, Spielsachen, Geschirr, Pflanzen, Werkzeug, Schmuck, Bücher etc. warten hier auf eine neue Verwendung.
Unzufrieden mit Sklavensystem
"Wir müssen wegkommen von diesem Sklavensystem des Kapitalismus, darum unterstütze ich solche Ideen," erklärt Harald Wienerroither. Er habe einen Traum: "Die Menschen, die mir begegnen, sollen ein Lächeln im Gesicht haben". Die Familie hat eine Abneigung gegen die Wegwerfgesellschaft. "Wir treten dafür ein, dass Sachen wieder verwertet werden, und nicht so viel weggeschmissen wird", erklärt Regina Wienerroither. Die Trachtenschneidermeisterin verwendet in ihrem Betrieb nur hochwertige, langlebige Produkte. Ihre Generation sei noch so aufgewachsen, dass man Essen, Kleidung etc. zu schätzen wusste und nicht achtlos wegwarf. Der Ort des Schenkens geht noch einen Schritt weiter, als Second Hand Läden. Bei diesem Projekt verdient niemand etwas, aber alle gewinnen. "Wir haben sehr viele ehrenamtliche Helfer, darunter Arbeitslose und Flüchtlinge, die sich tatkräftig einbringen und uns ihre Zeit schenken", erklärt Initiatorin Henriette Kordasch. Denn auch bei einem Ort des Schenkens falle sehr viel Arbeit an. Die Waren müssen entgegen genommen und präsentiert, das Haus sauber gehalten werden.
Grundstück gesucht
Es wurde auch ein System eingeführt, um größere Gegenstände wie Möbel, Rasenmäher etc. zu vermitteln. Diese können nur gemeldet, müssen aber nicht gebracht werden. Die Initiative sucht derzeit ein ca. ein Hektar großes Stück Land für den Anbau von Gemüse. Ehrenamtliche Helfer erhalten zwei Drittel des Ertrags, ein Drittel bekommt der Besitzer.
Diese Woche hielt der südafrikanische Autor und Politiker Michael Tellinger auf Einladung der Gruppe einen Vortrag im Congress Saalfelden. Er setzt sich für eine Welt ohne Geld ein, die unabhängig macht von Banken und dem "System".
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