Eine Familie im RotKreuz-Notarztwagen
Als sein Sohn auf die Welt kam, war Andreas Schindler erst zwei Jahre beim Roten Kreuz. Heute, 23 Jahre später, fährt er gemeinsam mit seinen Kindern am Notarztwagen.
PURKERSDORF (red). Sonntagmorgen, kurz nach 8:00 Uhr. Andreas Schindler überprüft die Funktionstüchtigkeit des Notarztwagens. Seit vielen Jahren macht der 48-jährige am ersten Sonntag im Monat freiwillig Dienst beim Roten Kreuz Purkersdorf-Gablitz (NÖ). Dennoch erlebt er heute eine Premiere: zum ersten Mal fährt er mit seinen beiden Kindern am Notarztwagen.
Von kleinen und großen Notärzten
Lukas und Stefanie Schindler (22 & 21 Jahre) – beide studieren Medizin in Wien – sind mit dem Roten Kreuz aufgewachsen. „Als wir Kinder waren, durften wir den Papa manchmal im Nachtdienst besuchen“, erzählt Stefanie Schindler. Später kamen sie zum Jugendrotkreuz: hier lernten sie Erste Hilfe, nahmen an Wettbewerben und Sommerlagern teil. Ihr Gruppenname: „Die kleinen Notärzte“.
Heute arbeiten sie Hand in Hand mit den „echten“ Notärzten. Seit dem Vorjahr ist Lukas Schindler Notfallsanitäter. Seine Schwester ist Rettungssanitäterin und absolviert gerade die Ausbildung zur Notfallsanitäterin. Im Einsatz bedeutet das: Infusionen vorbereiten, Medikamente aufziehen, EKGs kleben.
Fahrzeug einsatzbereit
Andreas Schindler hat die Überprüfung inzwischen abgeschlossen. Hinten im Patientenraum kontrollieren Lukas und Stefanie Schindler die medizinische Ausrüstung. Sauerstoff, Defibrillator, Medikamentenschrank. Nichts darf fehlen, alle Geräte müssen funktionieren. Ein Fehler kann im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden.
Funktionieren muss auch die Kommunikation – gerade bei Familien oft ein heikles Thema. Wer hat im Einsatz das Sagen? „Bei uns gibt immer der erste Sanitäter das Kommando. Das ist heute mein Sohn“, sagt Andreas Schindler. Ein ungewohntes Gefühl – auch für den Sohnemann: „Wenn ich dem Papa Anweisungen gebe – zum Beispiel ‚Hol bitte die Trage!‘ – ist das schon witzig.“ Persönlich nimmt den Befehlston aber niemand, denn alle wissen: oberste Priorität hat das Wohl der Patienten, nicht die persönliche Befindlichkeit.
Das Fahrzeug ist überprüft, Mannschaft und Geräte sind einsatzbereit. Jetzt gehen die drei erst mal was essen, bevor der erste Notruf die Familie in den Einsatz schickt.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.