"Wir haben Klasse statt großer Masse"
Beim Thema TTIP liegen Bauernbund, SPÖ-Bauern und der Unabhängige Bauernverband weit auseinander.
BEZIRK (mg). Am 1. März ist es wieder so weit, 2.712 Wahlberechtigte im gesamten Bezirk sind aufgerufen, ihre Stimme bei der Landwirtschaftskammerwahl abzugeben. Neben dem Bauernbund treten auch die SPÖ-Bauern und der Unabhängige Bauernverband mit Unterstützung der freiheitlichen Bauern an.
Heißes Eisen TTIP
Das wichtigste Thema dieses Wahlkampfs ist das geplante Handelsabkommen TTIP zwischen Europa und den USA. Josef Etzenberger von den sozialdemokratischen Bauern sieht die Gefahr einer Überschwemmung des europäischen Marktes mit Billigprodukten aus Amerika.
"Billig ist gefährlich"
Eine Meinung, der sich auch der Hainfelder Landwirt Leopold Josef Obermaier anschließt. Er tritt bei der Kammerwahl für den Unabhängigen Bauernverband an, der von den freiheitlichen Bauern unterstützt wird. "Mein Bruder lebt in Kanada. Ich weiß daher aus erster Hand, wie Landwirtschaft jenseits des Atlantiks funktioniert. Die amerikanische Landwirtschaft freut sich bereits riesig auf das Inkrafttreten des Handelsabkommens, damit sie den europäischen Markt mit genveränderten Billigprodukten überschwemmen können", so Obermaier. Auch am amtierenden Präsidenten der Niederösterreichischen Landwirtschaftskammer, Hermann Schultes, lässt der Hainfelder Landwirt kein gutes Haar.
"Wir werden verraten"
"Schultes verrät mit seiner offen gezeigten Vorfreude auf das Handelsabkommen TTIP die niederösterreichischen Bauern", ärgert sich Leopold Josef Obermaier. Er warnt vor einer düsteren Zukunft für die Landwirte des Lilienfelder Bezirks.
Hohe Strafzahlungen
"Wenn das Abkommen geschlossen wird, gibt es kein Zurück mehr. Dann drohen Strafzahlungen in Milliardenhöhe, wenn sich Staaten plötzlich doch gegen einen Punkt, etwa die gentechnisch veränderten Lebensmittel, wehren würden." Zudem würden die Verhandlungen nur hinter verschlossenen Türen geführt. "Niemand weiß, was rauskommt, bis es zu spät ist", fürchtet der Hainfelder.
Ein drohendes Zukunftsszenario dieser Art sieht Reinhold Mader nicht. 2010 übernahm der St. Veiter Landwirt das Amt des Bauernkammerobmanns in Lilienfeld.
Ein "Polit-Tourist"
Reinhold Mader geht als Spitzenkandidat für den Bauernbund in den Wahlkampf. Die Ansichten des Kandidaten des Unabhängigen Bauernverbands kann er nicht teilen: "Leopold Josef Obermaier ist in meinen Augen ein Polit-Tourist. Erst war er im Lager von Frank Stronach zu finden, nun sitzt er im Lager der Freiheitlichen", erklärt Mader. Beim großen Streitthema TTIP nimmt der Bauernbund-Kandidat eine entspannte Position ein. Die Verhandlungen seien noch lange nicht zu Ende, zudem gebe es frühzeitig umfassende Informationen.
Qualität ist der Trumpf
"Lilienfelds Bauern können sich mit gentechnisch unveränderten Produkten hoher Qualität am Weltmarkt durchsetzen. Das ist unsere große Zukunftschance", so Reinhold Mader.
Er vertraut auf das Verhandlungsgeschick der österreichischen Vertreter. "Man kann nicht dagegen sein, ohne das Ergebnis der Verhandlungen zu kennen".
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