Kirche hat viele Antworten für die Jugend
Kirche und Jugend war das Thema des heurigen, sechsten
Dialogabends im Stift Schlägl.
BEZIRK (alho). Ob sich die Jugend von der Kirche oder die Kirche von der Jugend entfernt hat, sollte von verschiedenen Seiten näher betrachtet werden. „Jugendliche leben zum Teil in einer Welt der Unsicherheiten“, stellte Martina Schorn fest. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Jugendkulturforschung in Wien. "Werte einer religiösen Glaubensgemeinschaft spielen eine untergeordnete Rolle." Zugleich seien die Jugendlichen mit Überfluss konfrontiert, etwa einem Überfluss an Ausbildungsmöglichkeiten. „Die Selbstdarstellung steht im Vordergrund. Werte werden individuell angepasst“, zieht Schorn den Schluss aus den Ergebnissen neuerer Jugendstudien. In punkto Kirche stellt Schorn bei Jugendlichen eine gewisse Unzufriedenheit fest, eine Reformbedürftigkeit der Katholischen Kirche hinsichtlich Sexualität und Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten.
Gott ist ein Thema
Stefanie Poxrucker, Jugendleiterin im Dekanat Altenfelden glaubt, dass die Jugendlichen einen Glauben haben. "Gott und die Religion sind an sich schon Thema", sagt sie.
"Wichtig ist, dass sich die Kirche mit der Welt der Jugendlichen auseinandersetzt, damit sie merken, sie werden ernst genommen."
Stefanie Hinterleitner aus Helfenberg ist ehrenamtliche Vorsitzende der Katholischen Jugend. Ihre Erfahrungen mit Jugendlichen: „Man muss den Glauben fassbar, angreifbar machen. Wir wollen die Botschaft, die Jesus uns hinterlassen hat, weitergeben und nicht die Institution Kirche", sagt sie. Sie ist überzeugt, dass viele Jugendliche durch "Events" in den Kontakt mit der Kirche kommen und nennt dafür die SpiriNight in Schlägl. Zudem seien Jugendzentren Orte, wo sie abgeholt und begleitet werden können. Poxrucker betont: „Jugendliche wollen wissen, wofür man steht und wollen ehrliche Antworten.“ Besondere Sensibilität erfordert laut Poxrucker auch der Umgang mit Jugendlichen in heiklen Situationen. Etwa bei einem Todesfall im Freundeskreis oder der Familie: „Das merken sich Jugendliche ein ganzes Leben lang. Wenn sie da Enttäuschung erlebt haben, erwarten sie nichts mehr. "Viele Jugendliche stellen sich die Frage: Passt die Kirche zu mir? Kirche muss nicht an einen bestimmten Ort gebunden sein", ergänzt Martina Schorn. Der Ausdruck: Alle heiligen Zeiten in die Kirche zu gehen, passe für viele Jugendliche sehr gut.
Kein Zwang
Paulus Manlik, Religionsprofessor am BG/BRG Rohrbach und Mitbruder im Stift Schlägl, sieht es als wichtig, Glaubensfragen zu fordern und zu fördern. "Ein Spagat zwischen Verbindlichkeit und Offenheit ist oft nicht einfach. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Jugendliche viel Freiraum brauchen und in nichts hineingezwungen werden wollen", sagt er.
Mehr als Religionslehre
Religionsunterricht ist für ihn mehr als eine Religionslehre: "Man muss darauf achten, dass die Einladung eine Einladung bleibt und nicht zum Zwang wird", sagt er in Bezug auf das Rekutrieren von Jugendlichen für die Kirche.
"Der Glaube soll nicht von ,du musst' und ,du sollst' geprägt sein, sondern von ,du kannst' und ,du darfst'", ergänzt Martina Schorn.
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