Das Wesentliche im Gespür
Der Salzburger Kriminalbeamte Alois Seethaler verbindet seinen Beruf mit der Leidenschaft für die Malerei.
SALZBURG/LUNGÖTZ. Wenn der Salzburger Alois Seethaler zum Zeichenstift greift, dann macht er das nicht nur in seiner Freizeit: als Kriminalbeamter kann er sein künstlerisches Talent auch im Beruf einsetzen: beim Zeichnen von Phantombildern.
Wie wird ein gelernter Kunstschmied Polizist? „Durch Zufall.“ Wie wird jemand Phantombildzeichner? „Auch durch Zufall.“ Und wie wird ein Kriminalbeamter Künstler? „Aus Leidenschaft.“ So beschreibt Alois Seethaler seinen Werdegang in Kürzestform.
„Der Mensch an sich, das ist es, was mich interessiert“, sagt der 45-Jährige. Mit Menschen beschäftigt er sich nicht nur in der Kunst, sondern hat er auch beruflich viel zu tun, als Kripobeamter. Dass diese Arbeit eher weniger mit TV-Serien-Romatik à la CSI als vielmehr mit akribischer Kleinarbeit, Professionalität und sehr viel Geduld zu tun hat, wissen die Wenigsten. Denn gerade bei der Spurensicherung, seinem Haupteinsatzgebiet, sind diese Eigenschaften beonders vonnöten.
Blick für das Wesentliche, das besondere Merkmal
Als gelernter Kunstschmied bringt er das Handwerkszeug dafür in vielerlei Hinsicht mit: Den Blick für das Wesentliche, auch für das Außergewöhnliche, das individuelle Merkmal sowie die ruhige Hand, um seine Vorstellungen aufs Papier zu bringen. „Ich bin von Natur aus ein sehr visuell veranlagter Mensch.“
Seit 1995 ist er bei der Polizei, seit 2002 bei der Kriminalpolizei. „Im Oktober 2001 wurde nämlich dringend ein Phantombild gebraucht und der zuständige Kriminalbeamte, der die Phantombilder sonst fertigte, war verhindert. Also zeichnete ich Freihand das erste Phantombild“, erzählt Seethaler. Fasziniert von der Kriminaltechnik, wechselte er nach der entsprechenden Zusatzausbildung in diesen Bereich. Seitdem ist er zuständig für jegliche Untersuchungen von Waffen und Werkzeugen bzw. den Spuren davon. Phantombilder zeichnen ist Teil dieser Arbeit.
Freiheit für die Leidenschaft
Sein künstlerisches Talent lebt der Lungötzer leidenschaftlich in seiner Freizeit aus. Die Beschäftigung mit Kunst braucht er, wie die Luft zum Leben, wie er sagt. „Natürlich hab ich einmal davon geträumt, von meiner Kunst leben zu können, aber das ist jetzt nicht mehr so wichtig. Ganz im Gegenteil - durch meinen Brotberuf bin ich abgesichert, ich habe ja immerhin eine Familie zu versorgen, und das gibt mir enorme Freiheit.“
Diese Freiheit erlaubt ihm zu machen was ihm am Herzen liegt, „denn man kann ja nicht allen gefallen.“ Neben Metallskulpturen, die er früher gestaltete, konzentriert er sich heute vor allem auf großflächige Malereien. Ikonen der Filmbranche, Bilder der Werbewelt, sie reizen zur Auseinandersetzung und sind fixe Bestandteile seines Schaffens, ebenso die Auseinandersetzung mit Menschen, den „Seelenkörpern“. Auch hier verlässt er sich auf seinen Blick für das Wesentliche, darauf richtet er sein Gespür.
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