Durch die gefärbte Brille
Mindestens 12 Tote nach Angriff auf Satirezeitschrift “Charlie Hebdo” in Paris.
Dieses und noch viel mehr, was auf der Welt geschieht, macht mich traurig.
Wie kann man dem begegnen?
Bewusstseinsbildung und daraus die Möglichkeit differenzieren zu lernen, ist meiner Meinung nach sehr wichtig!
Ein paar Gedankenanstöße:
Durch die gefärbte Brille
~ Anthony de Mello
In meiner Heimat Indien wuchsen viele Männer in dem Glauben auf, Frauen seien wie Kühe. "Ich habe sie geheiratet", sagen sie, "sie gehört mir". Kann man diesen Männern einen Vorwurf machen? Machen Sie sich auf einen Schock gefasst: nein, kann man nicht. Ebenso wie vielen Amerikanern vorzuwerfen ist, wie sie über Russen denken. Ihre Brillen wurden einfach getönt, und in diesem Farbton sehen sie jetzt die Welt. Wie kann man sie mit der Wirklichkeit vertraut machen, um sie bewusst werden zu lassen, dass sie die Welt durch eine gefärbte Brille sehen? Solange sie nicht ihr zugrundeliegendes Vorurteil erkennen, gibt es keine Hilfe.
Sobald Sie die Welt aus der Sicht einer Ideologie betrachten, sind Sie am Ende. Keine Wirklichkeit passt in eine Ideologie, das Leben ist mehr als das. Darum suchen die Menschen immer nach dem Sinn des Lebens. Aber das Leben hat keinen Sinn; es kann keinen Sinn haben, denn Sinn ist eine Formel; Sinn ist etwas was unserem Verstand vernünftig erscheint. Immer, wenn Sie meinen, in der Wirklichkeit einen Sinn zu sehen, stoßen Sie auf etwas, was den Sinn wieder zunichte macht. Sinn ist nur zu finden, wenn Sie über den Sinn hinausgehen. Das Leben hat nur Sinn, wenn Sie es als Mysterium verstehen; für einen begrifflich denkenden Verstand hat es keinen Sinn.
Ich sage nicht, dass Anbetung und Verehrung nicht wichtig sind, aber ich sage zugleich, dass der Zweifel unendlich wichtiger ist als Anbetung. Überall suchen die Menschen nach etwas, das sie anbeten können, aber ich habe noch keinen Menschen gefunden, die in ihren Überzeugungen wach genug sind. Wie froh wären wir, wenn Terroristen ihre Ideologie weniger anbeten und mehr in Frage stellen würden. Trotzdem wollen wir das nicht auf uns beziehen; wir denken, dass wir recht und die Terroristen unrecht haben. Doch ein Terrorist für Sie, ist ein Märtyrer für andere.
Ausschnitt aus -
Schriftrolle 3: Über meine Gedanken und Handlungen
http://www.puramaryam.de/rolle3.pdf
Alle Menschen wollen das Gefühl haben „es ist für andere wichtig, dass ich lebe.“ Deshalb halten wir Ausschau nach Bestätigungen und Zeichen, aus denen wir schließen können, dass „es für andere wichtig ist, dass ich lebe.“
Jedes zugefügte Unrecht und jeder Streit ist die Folge des Hungers nach Anerkennung der Tatsache, „dass ich etwas ausmache.“
Jedes jemals begangene Verbrechen ist die Folge dieser Lebensnotwendigkeit:
Der Verbrecher sagt sich im innersten Herzen, „ich bin für andere wichtig, und wenn mir diese Gewissheit nicht gütlich zuteil wird, so werde ich Euch zeigen, dass man mit mir zu rechnen hat.“
Selbst Völker hegen diesen gemeinsamen Gedanken. „Wir sind wichtig für andere, mit uns hat man zu rechnen. Und wenn Eure Worte und Handlungen dies nicht zum Ausdruck bringen, so missachten auch wir Eure Lebensansprüche, als ob es auf sie auch nicht ankäme. Das wird Euch dazu veranlassen, zu erkennen, dass wir ebenso wichtig sind wie Ihr.“
Dieses Bedürfnis nach Anerkennung der Tatsache, dass ich wichtig bin, ist nichts anderes als der Wunsch, GELIEBT zu werden: Wenn ich GELIEBT werde, weiß ich, dass ich von Bedeutung bin, dass meine Existenz für den oder die Menschen, die mich LIEBEN, wichtig ist. Ich brauche keinen anderen Beweis.
ICH WERDE GELIEBT – das genügt!
Ich habe einen Körper, eine Persönlichkeit, Verstand und Geist. Ein kleines Kind wohnt in mir; es ist der kindliche, verwundbare Teil meiner selbst. Diese meine „Bestandteile“ bedürfen der LIEBE, um gesund zu bleiben und zu überleben. Ich bin für sie verantwortlich. Vielleicht empfange ich LIEBE von Anderen, vielleicht auch nicht. Die Anderen werden mein Wesen vielleicht nicht immer billigen oder mir zustimmen. Oft werden sie mir sogar zu verstehen geben, dass sie mich für völlig bedeutungslos halten. Jedoch, dieses eine weiß ich jetzt:
WENN ICH MICH LIEBE, WERDE ICH GELIEBT UND BRAUCHE DAZU KEINEN ANDEREN MENSCHEN.
Ob ich mich GELIEBT weiß, ist nämlich meine eigene Entscheidung und meine eigene Verantwortung. Ich akzeptiere die Verantwortung, all das zu LIEBEN, was ICH BIN. Jeden Tag will ich daran denken, dass ich GELIEBT bin – ich selber LIEBE mich! Ich bin mir selber wichtig, ganz gleichgültig, ob es anderen von Bedeutung scheint oder nicht, dass ich lebe - und das genügt...
Ausschnitt aus “Neue Offenbarungen" :
Gott hat nie aufgehört, mit den Menschen direkt zu kommunizieren. Gott hat von Anfang an mit und durch Menschen kommuniziert. Und das tut Gott auch heute.
Jedes menschliche Wesen ist ebenso außergewöhnlich, so besonders, wie jedes andere menschliche Wesen, das je lebte, gegenwärtig lebt oder je leben wird.
Ihr seid alle Boten. Jeder und jede von euch. Jeden Tag tragt ihr dem Leben eine Botschaft über das Leben zu. Jede Stunde. Jeden Augenblick.
Kein Weg zu Gott ist direkter als ein anderer. Keine Religion ist die "einzig wahre Religion", kein Volk ist das "auserwählte Volk", und kein Prophet ist der "größte Prophet".
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