"Der Stuhl passt genau"
Der neue Radentheiner Bürgermeister Michael Maier geht alle Themen "mit viel Freude"an.
RADENTHEIN. Michael Maier nimmt hinterm aufgeräumten Schreibtisch Platz. "Der Stuhl passt genau", sagt der 40-Jährige, seit ein paar Monaten Bürgermeister der Granatstadt. Damit ist auch gemeint, die neue Aufgabe taugt ihm. "Ich gehe alle Themen mit viel Freude an."
Maier, der die vergangenen sechs Jahre als Geschäftsführer von Genussland Kärnten und zuvor für das Marketing- und Projektmanagement in einer Bad Kleinkirchheimer Ski- und Sportschule tätig war, bringt, wie er sagt, die entscheidenden Voraussetzungen mit, um als Gemeindeoberhaupt erfolgreich wirken zu können, nämlich: Erfahrungen in Führungspositionen, organisatorische Fähigkeiten und ein überzeugendes persönliches Auftreten. Hinzu kommen rechtliche Grundkenntnisse - Maier hat die erste Diplom-Prüfung in Jus in der Tasche - und betriebswirtschaftliches Denken ("Ich bin nebenbei auch Unternehmer einer Sportschule und eines Reisebüros mit zwei, drei Mitarbeitern"). Schließlich liebt der Döbriacher, der den dortigen Markt organisiert und moderiert, den Umgang mit Menschen. Die Verwaltung ist ihm deswegen nicht ganz fremd, weil er seit 2003 als Gemeinderat und seit 2008 als Stadtrat Einblick in die Verwaltung gewonnen hat.
Für das neue Gemeindeoberhaupt, das nach seinen Worten ein "komplett leeres Büro" vorgefunden und einen ersten persönlichen Akzent mit zwei Orchideen seiner langjährigen Partnerin Angelika Lassnig-Walder gesetzt hat, ist häufig früh Dienstbeginn um 7.30 Uhr und Dienstende irgendwann in den Abendstunden. Doch von einer Mehrbelastung könne keine Rede sein. Auch in seinem früheren Job habe er häufig Termine am Wochenende wahr genommen, Maier: "Ich bin es gewohnt, sehr umtriebig zu sein."
Die erste große Aufgabe, die es zu bewältigen galt, sei die Fertigstellung des örtlichen Entwicklungskonzeptes. Es beinhaltet die Sicherung der Kinderbetreuung. Die Schließung des Kindergartens in der Erdmannsiedlung ist, wie berichtet, vom Tisch. Nun sollen neue Wohnungen für rund 200 Einwohner und die Ansiedlung weiterer Betriebe angepackt werden. Ferner soll das Rathaus mit einem Empfangsbereich und barrierefreiem Zugang zu einer dienstleistungsorientierten "Bürgerservicestelle" ausgebaut werden.
Dabei werde die Bevölkerung eifrig mit eingebunden. Die "Aufbruchstimmung", die schon bei der Angelobung deutlich zu spüren war, führe dazu, dass sich die Bevölkerung wieder mehr mit Radenthein identifiziere, stolz auf ihre Gemeinde und gewillt sei, Wohnen und Leben nach ihren Möglichkeiten attraktiver zu gestalten. Maier: "Wir müssen als Zentrale der Nockregion wieder mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen." Um junge Leute an die Heimatgemeinde zu binden, erhalten vom Wintersemester an Radentheiner Studenten einen Förderbeitrag - 100 Euro pro Semester für einen Studienplatz außerhalb Kärntens, 50 Euro innerhalb des Landes.
Dessen ungeachtet steht Maier im Rathaus vor der Herkulesaufgabe, mit knappen finanziellen Mitteln haushalten zu müssen. "93 Prozent unseres Budgets sind fix verplant", berichtet der Rathauschef. Nun ist also wieder betriebswirtschaftliches Denken gefragt. Einsparungsmöglichkeiten sieht der ehermalige Manager u.a. darin, zentral Bürobedarf zu beschaffen - "nicht jeden Bleistift einzeln". Im Verwaltungsbereich sollen die wegen Pension frei werden Stellen nicht neu besetzt werden. Weiteres Einsparungspotenzial sieht der Bürgermeister in der gemeindeübergreifenden Zusammenarbeit. So könnten Gemeindegärtner - gegen Bezahlung - im benachbarten Feld am See aushelfen, könnten sich schweres Gerät wie Walzen oder Lkw getelt werden.
Das leidige Migrationsthema hat Radenthein schon seit Jahren bewältigt. Sieht der Verteilungsschlüssel für 2.000 Einwohner je Gemeinde die Aufnahme von zehn Flüchtlingen vor, sind in der knapp 6.000 Einwohner zählenden Granatstadt 52 Migranten untergebracht.
Damit das Geschehen in der Gemeinde künftig transparenter, die Bevölkerung mehr eingebunden wird, werden die Radentheiner ab sofort auch via Facebook zu den Gemeinedatssitzungen eingeladen. Am Freitag, 11. September, steht im Rathaus ein "Tag der offenen Tür" an: Von 9-12 Uhr werden das Umbaukonzept und die neue Homepage vorgestellt, Tipps zur Müllvermeidung und Energieeinsparung gegeben, können Kinder an einer Rätselrallye teilnehmen.
Zur Person
Geboren am 15. Juni 1975 in Spittal
Nach Matura Jus-Studium (1. Diplomprüfung)
Marketing- und Projektmanager in einer Ski- und Sportschule in Bad Kleinkirchheim
Geschäftsführer des Vereins Genussland Kärnten
Liiert mit Angelika Lassnig-Walder, mit der er „Charlys – Mein Restaurant“ in Döbriach führt
Hobbies: Mountainbiking und Schwimmen im Sommer, Snowboarden im Winter
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