„Ich mag Menschen, die sich mit Leidenschaft einer Aufgabe widmen“

Peter Pugganig traf Bundeskanzler Christian Kern zum Interview | Foto: Hubert Kraxner
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WOCHE: Stichwort Landesverfassung - wie beurteilen Sie die Diskussion um den sogenannten “Slowenen-Passus“?
CHRISTIAN KERN: Grundsätzlich bin ich der Meinung, aus der Wiener Distanz sollte man sehr behutsam sein, wenn man solche Fragen kommentiert. Ein Kärntner Thema gehört in Kärnten gelöst, allerdings sieht die Bundesverfassung auch den Ausgleich zwischen den Volksgruppen vor. Generell halte ich das für ein
schlechtes Thema, um Emotionen zu schüren. Wir sollten das eigentlich längst hinter uns gelassen haben. Ich bin aber überzeugt, dass hier bald die Vernunft einziehen wird und es eine gute Lösung geben wird.

Wie kann, nach dem Hypo/Heta Skandal, das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Kärnten wieder hergestellt werden?
Das muss man sich Schritt für Schritt erarbeiten, das ist ganz klar. Kärnten hat viele Unternehmen, die bereit sind ihren Beitrag zu leisten. Es gibt tüchtige Leute und exzellente Ausbildungsstätten. Ich habe bewusst die HTL-Ferlach besucht, weil sie ein gutes Beispiel dafür ist, wie junge Leute für ihren weiteren Lebensweg
bestens gebildet werden. Das Ziel ist es, aus dem was vorhanden ist, noch mehr zu machen.Wenn man sich ansieht, was Firmen wie Infineon leisten, oder was sich am Lakeside Park tut: Nicht nur hier gibt es Vorzeigeprojekte, die weit über die Grenzen hinaus für Österreich wichtig sind.

Zwei Drittel der Menschen, die von Kärnten abwandern, sind sehr gut ausgebildet. Wie können wirdie wieder zurückholen?
Wir müssen den jungen Menschen zeigen, dass es in ihrer Heimat spannende Möglichkeiten gibt, sich zu engagieren. Sei es im sozialen Bereich, wie in der Diakonie Waiern, wo man besonders innovativ ist, oder insbesonders was Unternehmensgründungen anbelangt. Wir wollen sie fördern, weil sie Menschen
Perspektiven für die Zukunft bieten. Gerade im Hightech-Bereich gibt es vielversprechende Initiativen, ich denke da zum Beispiel an die Mikroelektronik. Auch die Hochschule spielt eine wichtige Rolle – die Universität Klagenfurt hat einen hervorragenden Ruf, hier würde ich meine Kinder jederzeit hinschicken.
Ich habe das Gefühl, es gibt so etwas wie eine Aufbruchstimmung in der Wirtschaft, in der Wissenschaft oderauch im schulischen Bereich.

Globalisierung, Digitalisierung und Automatisierung findet bei uns vorwiegend in Ballungszentren wie Klagenfurt und Villach statt. Fürchten Sie nicht eine weitere Verödung der Landgemeinden?
Genau dem müssen wir entgegenwirken. Das ist ja einer der Gründe, warum wir den Ausbau des Breitbandes vorantreiben wollen, damit wir den ländlichen Raum mit den besten Internet-Verbindungen ausstatten können. Die steigende Zuwanderung in die Ballungszentren und die damit verbundene Abwanderung aus den Landgemeinden ist nicht nur in Kärnten, sondern in ganz Österreich ein Problem. Wichtig ist es daher, die entsprechende Verkehrs- und Bildungsinfrastruktur zu schaffen, aber auch die Verbesserung der Telekom-Infrastruktur kann so ein Beispiel sein. Das wird nicht alle Probleme, aber zumindest einen Teil davon lösen.

Wie stehen Sie zur Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens, am Beispiel Finnland?
Ich halte das für ein interessantes Experiment und wir wissen ja, dass sich die Wirtschaft ändern wird. In manchen Bereichen wird die Automatisierung Arbeitsplätze kosten, in anderen wird sie welche bringen. Wir müssen sicher langfristig, vor dem Hintergrund der sozialen Absicherung der Menschen, neue Wege gehen. Die Finnen versuchen es mit dem arbeitslosen Grundeinkommen, wir probieren es mit der Beschäftigungsinitiative für Menschen über 50. Ich halte das für einen bessern Weg, weil wir auf deren Können und Erfahrung nicht verzichten können. Wir wollen hier bewusst ein Zeichen setzen, dass dort, wo die Wirtschaft nicht bereit ist einen Beitrag zu leisten, diese Menschen eine Chance bekommen.

Der Weg in den Privatkonkurs soll erleichtert werden. Wird dadurch nicht der sorglose Umgang mit Schulden gefördert?
Das ist ein beidseitiger Erziehungsprozess. Wir haben diese Initiative aus zwei Gründen begonnen: Erstens, es sind viele Frauen betroffen, die Bürgschaften übernehmen. Die Beziehung geht in die Brüche und die Frauen bleiben mit ihren Kindern und den Schulden sitzen. Das ist ein sozialpolitisches Problem, das mir
wichtiger ist, als das Profitinteresse der Banken. Zweitens will ich nicht, dass zum Beispiel Kleinstunternehmer, deren unternehmerisches Handeln schief geht, ihr ganzes Leben dafür büßen müssen. Ich bin daher der Meinung, dass das eine sehr, sehr wichtige und notwendige Lösung ist.

Warum haben Sie Ihre Bundesländertour in Kärnten begonnen?
Kärnten deshalb, weil ich sehe, dass sich das Land nach einer schwierigen Phase erholt und es auf breiter Front vorwärts geht. Mein Ziel ist es, den Landeshauptmann und sein Team zu unterstützen.

Sie waren voriges Jahr am St. Veiter Wiesenmarkt. Haben Sie eine besondere Beziehung zu dieser Stadt?
Am Wiesenmarkt habe ich die besten Kokosbusserl Österreichs gegessen. Ich habe Freunde aus St. Veit und Umgebung, zum Beispiel verbindet mich eine lange Freundschaft mit dem ehemaligen Nationalratsabgeordneten Toni Leikam.

Bitte um Vervollständigung folgender Sätze:
Ich mag Menschen die ... sich mit Leidenschaft einer Aufgabe widmen.
Ich mag es nicht, wenn Menschen ... ich-bezogen sind und auf ihre Mitmenschen vergessen.

Als Freund von 10-Jahresplänen, wo sehen Sie sich persönlich in 10 Jahren
Relaxed, am Millstätter See, in meinem Ruderboot.

Peter Pugganig traf Bundeskanzler Christian Kern zum Interview | Foto: Hubert Kraxner
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