Ja zu aktiver Sterbehilfe ist kein Thema

Palliativmediziner und Hospizmitarbeiter betreuen unheilbar Kranke und sind auch für deren Angehörige da. | Foto: Peter Maszlen/Fotolia
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BEZIRK (ju). Palliativmediziner werden täglich mit Todeswünschen konfrontiert, meistens sprechen Patienten auch über die Art des erhofften Todes. Das Thema „Selbstbestimmtes Sterben“ ist seit Bekanntwerden des Regierungsprogramms wieder in aller Munde. „Dabei werden wir Österreicher für unsere Regelung in ganz Europa beneidet, denn das Fundament, mit dem wir arbeiten, hat sich für Patienten, Angehörige und Ärzte bewährt“, erklärt Franz Reiner, leitender Oberarzt auf der Palliativstation am Klinikum Salzkammergut Bad Ischl Gmunden Vöcklabruck. Natürlich sei das Thema heikel. Als Allerletztes möchte man aber Menschen in schwierigen Situationen das Gefühl geben, allein gelassen zu werden.
„Wir hören sehr oft, dass sich Patienten als Last für ihre Angehörigen empfinden. Wäre die aktive Sterbehilfe in Österreich erlaubt, so würde sie den Druck auf diese Patienten mit Sicherheit erhöhen. Und wir Ärzte würden jenen Druck ebenso zu spüren bekommen.“ Die momentane Diskussion lasse die Rolle des Arztes ziemlich außen vor. „Ich möchte nicht derjenige Mediziner sein, der den Tod vollzieht“, betont Reiner. „Wir Ärzte begleiten die Patienten medizinisch, auch in der letzten Lebensphase, sind aber nicht die Vollstrecker des Todes.“ Er wünsche sich, dass man nicht nur den Befürwortern Gehör schenke, sondern auch einen medizinisch fachlichen, ethischen Diskurs fokussiere, so der Referent für Palliativmedizin der Ärztekammer für Oberösterreich.

Sicherheit durch Gesetze
„Die Regelung sollte großteils so belassen werden, wie sie jetzt ist.“ Eventuell denkbar wäre ein erweiterter Ermessensspielraum für Juristen und Richter. Nach Ansicht des Palliativmediziners ist die Diskussion „Aktive Sterbehilfe – ja oder nein“ nicht nur eine medizinische und ethische, sondern auch eine juristische Frage. Die Gesetze sollten den handelnden Personen Sicherheit geben, so die Meinung des Vöcklabrucker Arztes.

Wiesmayr: Ausgebildet, um Leben zu retten

VÖCKLABRUCK. „Nachdem wir uns seit 15 Jahren mit der letzten Lebensphase unserer Patienten beschäftigen, haben wir festgestellt, dass der Wunsch nach vorzeitiger Lebensbeendigung dann nicht geäußert wurde, wenn Schmerz- und Symptomkontrolle durch den Einsatz palliativer Pflege und Medizin zufriedenstellend gewährleistet wurde“, sagt Wolfgang Wiesmayr. Der Vöcklabrucker Allgemeinmediziner und Arzt für Geriatrie und Palliativmedizin ist auch Vorstand des Vereines Hospiz Vöcklabruck.
Die Stellungnahme von Personen, die aktuell selbst nicht an einer zeitnahe lebensbegrenzenden Erkrankung leiden, sei zwar verständlich, gehe aber an der Realität Sterbender weit vorbei. „Eine moderne, multikulturelle, multiethnische Gesellschaft sollte aller Liberalität und Aufgeschlossenheit zum Trotz jedoch eine scharfe Grenze zur Tötung von Menschen ziehen“, betont Wiesmayr. Anhand von Daten aus jenen Ländern, in denen Euthanasie gesetzlich gedeckt ist, sehe man, dass hier Türen geöffnet würden, die man dann nicht mehr zubringe. „Abschließend sei auch noch erwähnt, dass wir Ärzte auf Kosten der Allgemeinheit ausgebildet worden sind, um Leben zu retten und Leid zu lindern. Die Rolle von Henkersknechten lassen wir uns daher auch nicht zuschreiben“, findet der Mediziner klare Worte.

Verein Hospiz seit 15 Jahren
Die Hospizbewegung Vöcklabruck wird heuer im Herbst 15 Jahre alt. Sie bietet mit ihren 22 ehrenamtlichen Mitarbeitern und dem hauptamtlichen Mobilen Palliativteam Salzkammergut Betreuung für unheilbar Kranke an. Die Erhaltung und Verbesserung der Lebensqualität sowie die Wünsche des Patienten stehen dabei im Vordergrund. Mehr Info unter www.hospiz-voecklabruck.at.

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