Aktionstag in Voitsberg gegen Schließung der Gebärstation im LKH

- hochgeladen von Renate Sabathi
Wenn es um den Erhalt der Geburtenabteilung des LKH Voitsberg geht, ziehen alle Parteien an einem Strang
Die Schließung der Geburtenstation des LKH Voitsberg konnte noch einmal hinausgezögert werden, aber das Ende steht noch immer zur Diskussion. Wenn es eine gäbe, denn in der Steirischen Landesregierung ist das "Aus" eine beschlossene Sache. Es heißt zwar "Durch´s Reden kommen die Leut z´samm", doch Delegationen von Primariusärzten, Bürgermeistern, Abgeordneten und Parteivorsitzenden wurden eines besseren belehrt. Gespräche mit der zuständigen Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder gingen ins Leere. Den Hinweis, dass der Faktor Zeit bei Geburten oft eine entscheidende Rolle spielt und Menschenleben auf dem Spiel stünden, hinterließen bei ihr keinen besonderen Eindruck.
Dieser Vorgeschichte folgte ein Aktionstag im Gelände des LKH, der Termin Sonntag, der 22., Zeit 9 Uhr, Ferienzeit und eine lange Regenperiode, keine guten Vorzeichen für diese Aktion. Doch die Organisatoren konnten sich freuen, die Sonne strahlte vom Himmel und hunderte Besucher bekundeten ihr Interesse an der Veranstaltung. Viele Gemeinden waren durch ihre Bürgermeister vertreten, betroffene Familienangehörige mit ihren Kindern waren ebenso gekommen wie Mitglieder zahlreicher Institutionen, Ärzte, Hebammen, und Krankenschwestern. Ein Denkanstoß kam gleich zu Beginn von Stadtrat Werner Blumauer: "Es sollte ein Notarztwagen hier stehen, doch der ist im Einsatz". Was wäre, wenn es die Geburtenstation in Voitsberg nicht gäbe und bei einer werdenden Mutter Komplikationen eintreten. Es folgte Schweigen, denn jeder konnte nachvollziehen, dass in dieser Situation Leben bedroht wären.
So dramatisch die Lage derzeit ist, gibt es auch einen positiven Aspekt, denn alle Parteifraktionen waren an diesem Aktionstag vertreten, die sich für den Erhalt der Geburtenstation aussprechen.
Nach Bgm. Ernst Meixner meldeten sich der Betriebsrat des LKH Rudold Kahr, Gunter Hartwiger für FPÖ, Horst Singer, BZÖ, LAbg. Rudolf Murgg von der KPÖ und der ärztliche Leiter Wolfgang Schellnegger zu Wort.
Etwas humorvoll, doch mit ernstem Hintergrund verwies Blumauer auf die Rumpelstraße in Richtung LKH Deutschlandsberg, "die meisten Babies würden es nur bis Stainz schaffen".
Fast 450 Mütter bringen in Voitsberg ihre Kinder zur Welt, der Ruf der Abteilung ist so gut,dass sogar Familien aus Graz und Kärnten das LKH als Geburtsort wählen.
Die schlechte Verkehrsanbindung nach Deutschlandsberg könnten zu lebensbedrohlichen Situationen bei Notfällen führen. Eine Studie über künftige Patientenströme zeigt, dass bei einer Schließung ein Großteil das LKH Graz aufsuchen würden.
Wolfgang Schellnegger findet es ungerecht, dass trotz massiver Sparmaßnahmen eine Schließung geplant ist. "Die jährlichen Kosten von 1,4 Millionen Euro fallen trotzdem an, allerdings in Graz. Wegen fehlender Kapazitäten müsste die Gebärstation dort ausgebaut, wofür mindestens 400.000 Euro investiert werden müssten. Von einer Ersparnis kann sicher nicht die Rede sein. Eine Zentralisierung findet derzeit bereits in vielen Spitälern statt, wo ärztliche Leiter für mehrere Kliniken verantwortlich sind. Dabei geht auch der persönliche Kontakt zu den Mitarbeitern verloren, wenn Probleme auftauchen".
Scharfe Worte fand KPÖ Abgeordneter Murgg: "In den 60iger Jahren, als man nicht mit Wohlstand gesegnet war, wurden Strukturen und Krankenhäuser gebaut. Jetzt wo genug Geld vorhanden ist, wird alles wegrationalisiert. Nach Schließung von Schulen und vieler Gerichte sind nun die Krankenhäuser an der Reihe."
Betriebsrat Kahr weist mit der Schließung auch auf den Verlust von zahlreichen Arbeitsplätzen hin. "Nachdem sie uns die Küche genommen haben, will man die Gyn schließen, dann ist auch die Chirurgie gefährdet".
Zur Verringerung der Feinstaubbelastung möchte man weniger Autos in Graz , andererseits leitet man durch Zentralisierung die Verkehrsströme in diese Richtung.
Um die Geburtenstation in Voitsberg zu erhalten, wurde eine Unterschriftenaktion eingeleitet. Jeder der das 16. Lebensjahr vollendet und den Hauptwohnsitz im Bezirk hat, kann gegen Vorlage eines gültigen Ausweises eine Unterstützungserklärung unterschreiben. Mehr als 2.500 Unterschriften wurden bereits geleistet. Für eine weitere Aktionen im Herbst sind insgesamt 10.000 erforderlich. Die Aktion läuft noch bis 31. Juli.
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