Den richtigen Dreh finden

- Foto: HTBLA Weiz
- hochgeladen von martin krusche
Erfahrene Techniker gehen mit jungen Menschen daran, einen rund hundert Jahre alten Automobilmotor zu restaurieren, ihn wieder lauffähig zu machen. Wozu? Die Gründe und der Nutzen sind sehr vielfältig.
Maschinenwissen. Was darf man sich darunter vorstellen? Das meint keineswegs, Maschinen würden etwas wissen. Die können bestenfalls Informationen speichern und nach vorgegebenen Regeln abspulen. WISSEN ist uns Menschen vorbehalten.
So drückt etwa eine konkret so oder so eingestellte Ventilsteuerung INFORMATION aus. Aber das WISSEN darum, warum diese oder jene Leistungs-Charakteristik ganz unterschiedliche Einstellungen verlangt, hat nicht die Maschine, sondern der Mensch dahinter.
Ergo: Information wird erst zu Wissen, wenn ein Mensch Zusammenhänge herstellt und Schlüsse zieht.
Warum soll nun jemand etwa an alten Motoren herumschrauben, die schwere Trümmer sind, lächerlich geringe Leistung bringen, die weit und breit keine Schnittstelle haben, an welche man ein Diagnose-System stöpseln könnte?
Grundlagen erkennen. Funktionen und Vorgänge begreifen. Materialerfahrungen sammeln. Problemestellungen diagnostizieren und brauchbare Annahmen zu Lösungen entwerfen. Frustrationstoleranz üben, wenn etwas klemmt, und Geduld schulen.
Sie ahnen schon, das werden junge Menschen nicht vorzugsweise aus Computersimulationen beziehen. Das bedarf konkreter Erfahrungen in der realen Welt greifbarer Dinge. Sind aber auf diesem Weg Grundlagen erworben, hat man profundes Rüstzeug, um auch in die Welt der computergestützten Abstraktion rübersteigen zu können.
Außerdem wissen wir heute: Was unsere Hände tun und können, hat erheblichen Einfluß auf unser Denkvermögen. Es befiehlt nicht bloß der Geist den Händen, die Hände lehren auch den Geist.
Das hat alles in der Praxis auch einen sehr interessanten sozialen und pädagogischen Aspekt. Das Verhältnis Meister-Schüler im Vermitteln von Kompetenzen ist eine spezielle Erfahrungssituation... für beide Seiten.
Wir werden nicht ignorieren, was gemeint sein mag, wenn etwa Diplom-Ingenieur Karl Haar sagt: „Was ich vortrage, das kann ich auch.“ Diese Position hat inhaltliche und soziale Bedeutung.
Aber wovon erzähle ich hier überhaupt? Schüler der HTBLA Weiz haben sich eine kuriose Diplomarbeit vorgenommen. Sie restaurieren einen Vierzylindermotor der Marke „Adler“, Baujahr mutmaßlich zwischen 1912 und 1914.
Das bedeutet überdies, sie müssen sich nicht nur in technischen Fragen bewähren, sie müssen auch in die Historie eindringen, denn für so ein Werkel bekommt keine Reparaturanleitung in der nächsten Buchhandlung.
Das Triebwerk hat Karl Haar zur Verfügung gestellt, die Werkstättenmeister Anton Ritter und Heinz Zorn stehen den jungen Leuten zur Seite. Im Internet befindet sich ein Journal zum Arbeitsverlauf. Auch für interessierte Laien eine eindrucksvolle Schilderung: [link]



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