In der Mitte unseres Alltags

Richard Mayr vor seiner High Tech-Wunderkammer
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  • hochgeladen von martin krusche

Kunst Ost absolvierte die jüngste Session der Talking Communities in der Gleisdorfer Stadtapotheke.


Der Abend über Design und das Wesen immaterieller Dinge hatte einen ungewöhnlichen Nebenschauplatz.

Hausherr Richard Mayr schob seine aktuelle Baustelle kurz beiseite; in seinem Denken, nicht physikalisch, denn wo über Jahrzehnte ein System von Schubladen geruht hatte, wurde eine High Tech-Wunderkammer errichtet.

Was die Gäste zu sehen bekamen, war ein Flimmern von Stahlelementen in einer Art begehbarem Panzerschrank. Inzwischen ist der Bauprozeß fortgeschritten, jüngst war ein Team damit befaßt, Medikamente einzulesen und aufs Förderband zu reihen. Die Maschine schluckte all das mit System.

Auch wenn man im Haus als vertrauenswürdig gilt, gab es Momente, wo man dem Team nicht im Wege stehen durfte. Daher war mir nur ein kurzer Einblick in nächste Fortschritte möglich. In der neuen Wunderkammer sah ich durch eine Glasscheibe eine Art miniaturisierter Technologie-Anordnung von der Art, wie sie Jamens Bond gerne für große, abschließende Schießereien mit den Bösewichtern nutzt.

Eng gestapelte Güter, die optisch diesen atemberaubenden Serien-Effekt zeigen. Da rollt ein Roboterarm-Ensemble die Gasse rauf und runter, beschleunigt aus dem Stand, als wolle es ein Nashorn umhauen, hat diese anheimelnden Sounds von glimmenden Schrittmotoren, schaufelt, greift, schlichtet, breitet seine Schleifgeräusche aus, wirkt natürlich insgesamt etwas geisterhaft.

Wie einst Peter Rosegger die Eisenbahn für Teufelszeug hielt und sich die Menschen an die neue Technologie europaweit erst langsam gewöhnen mußten, so ergeht es uns mit diesen Strukturen.

Wir haben es nicht kommen gesehen, obwohl uns derlei Systeme natürlich längst umgeben. Großer Lager, die für uns all die ersehnten Konsumgüter ordnen und ausschütten, in denen Maschinen Dienst tun, um uns diese Wohltaten zuzuwerfen, wahlweise: das Teufelszeug im Rosegger’schen Sinn.

Wir kommuinizieren länst mit Maschinen und erlauben ihnen zu überprüfen, ob wir Menschen oder auch Maschinen seien. Der Technologiesprung in der Satdtapotheke besagt: Diese komplexen Systeme sind unübersehbar in der Mitte der Gesellschaft und in der Mitte der Stadt, in der Mitte unseres Alltags angekommen. Wir kommen heute ziemlich distanzlos damit in Berührung.

Es wäre kaum überraschend, stünde plötzlich James Bond in der Apotheke, um ein Mittelchen gegen Jetlag zu ordern und sich schließlich mit einem intergalaktischen Bösewicht einen Schußwechsel zu gönnen, worauf wir alle uns hinter die verbliebenen Verkaufspulte und Displays mit Kosmetikprodukten werfen würden, um keine Kugel abzubekommen.

Derweil würde der Roboter in der Wunderkammer, von marsianischen Aggressoren heimlich umprogrammiert, Mittel gegen Kopfweh mit solchen gegen Verstopfung vertauschen, Mittel gegen Fußpilz mit solchen gegen trockene Haut und so fort.

Wäre die Schießerei endlich vorbei und James Bond hätte den intergalaktischen Bösewicht aus der Hütte geschafft, sähen wir Hausherrin Ulli Mayr mit merklichem Groll wegen der Sauerei, einen Zigarette zwischen den Fingern und grimmige Scherze auf den Lippen, wie sie an die verschreckte Kundschaft Baldrianperlen verteilt.

Doch die eigentlich interessante Frage berührt das Teilthema von Kunst Ost unter dem Titel „Der Geist in der Maschine“. Hier werden also gerade mitten in der Stadt, in unserem Alltag, eine Reihe von Tätigkeiten, die bisher den Angestellten der Apotheke vorbehalten waren, an ein Maschinensystem übergeben.

Was waren die Motive dazu? Wie klappt der Transfer und wie wirkt er sich auf die Teamsituation aus? Was machen die Leute im Team mit den frei gewordenen Ressourcen? Wofür werden diese genutzt, da ja nun etliches von der Maschine erledigt wird, was früher von den Angestellten zu tun war?

Darüber müssen wir noch reden, denn das ist ein markanter wie interessanter Prozeß.

+) Geschichte der immateriellen Dinge [link]

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