Dorf 4.0: Kulturpolitische Schritte

- Bürgermeister Robert Schmierdorfer (links) und Peter Moser
- hochgeladen von martin krusche
Wozu braucht denn ein Dorf Kulturpolitik? Dort haben sie nicht einmal eine Kulturabteilung. Gut, viele würden sich auch diese Frage kaum stellen.
Wenn einst um Rang gestritten wurde, konnte man etwa hören: „Habt Ihr überhaupt einen Kirchturm?“ Rang und Ansehen sind in jeder Gememeinschaft wichtige Kategorien.
Der Kulturbereich, kann, besser: könnte ein Feld sein, auf dem neue Modi erprobt werden. Gewohnte Hirarchien beiseite lassen, andere Zugänge erlauben. Das ist eines der Motive, warum derzeit einige Bürgermeister kleiner Gemeinden sich auf ein Experiment einlassen.
Im Augenblick haben die Bürgermeistern Peter Moser (Ludersdorf-Wilfersdorf) und Robert Schmierdorfer (Albersdorf-Prebuch) schon erste formelle Schritte gesetzt. Dahinter steht ein kleiner Entwicklungsprozeß rund um aktuelle Themen und Aufgaben.
In diesem informellen Bereich hat sich derzeit auch Bürgermeister Werner Höfler (Hofstätten an der Raab) deklariert. Da laufen nun Verständigungs- und Praxisschritte, in denen sich zeigen soll, welcher Modus längerfristig das Zeug hat, eine fruchtbare Zusammenarbeit von Politik und Zivilgesellschaft zu sichern.
Das Thema ist schon lange da. Programme wie Regionext, Lokale Agenda 21 oder LEADER haben stets das „Bottom up-Prinzip“ betont. Landläufig stand dafür der Begriff „Bürgerbeteiligung“.
Im Kulturbereich hat das während der letzten 20 Jahre nicht gerade zu auffallenden Innovationen geführt. Kooperationen, Netzwerkarbeit, eigenständige Themenentwicklungen und Projektentwürfe wird man nur selten finden.
Die gängige Ausrede dafür lautet, Kunstschaffende seien eben „Individualisten“ etc. Sieht man von wenigen hoch begabten, aber sehr eigenbrötlerischen Kreativen ab, die eindeutig Ausnahmeerscheinungen sind, bedecken diese Klischees im Kulturbetrieb meisten unterschiedlich starke Mängel an Eigenverantworung und Professionalität.
Das läßt sich dann nur ausgleichen, indem man sich eine tonangebenden Verwaltung anvertarut, die das nötige Geld beschafft und daher auch bevorzugt sagt, wo es langgeht.
Im Teilprojekt „Dorf 4.0“ wird das Bottom up-Prinzip wieder als Ausgangspunkt markiert. Die Themenstellungen kommen von der zivilgesellschaftlichen Basis, werden mit der Politik verhandelt.
In der Betrachtung soziokultureller Wurzeln der Orte werden dann die Arbeitsinhalte vereinbart, deren Umsetzung in eine individuelle Praxis führen soll, um herauszufinden, was „Zukunftsfähigkeit“ an diesen Orten konkret bedeuten kann.
Aus den letzten Jahren bei Kunst Ost ist ein spezielles Phänomen schon bekannt. Bei solchen Entwicklungen melden sich dann gerne Kreative aus der Region, nachdem die aufwändige Basisarbeit von anderen geleistet wurde, um für sich in derlei neuen Vorhaben persönliche Vorteile zu suchen.
Hier ist aber kein Bedarf an einzelnen Personen, die bloß eine weitere Auftritts- oder Ausstellungsmöglichkeit suchen, also nur auf individuellen Nutzen aus sind. Es geht um themenbezogene Wissens- und Kulturarbeit, die der Region konkrete Impulse bringt.
Um es klar zu sagen, das Projekt „Dorf 4.0“ ist weder Servicestation, noch Kulturmanagement für regionale Kreative. Solche Angebote gibt es schon. Es ist eher ein Labor, in dem Themen und Verfahrensweisen für eine zukunftweiseden Wissens- und Kulturarbeit erprobt werden.
+) Pojekt-Website „Dorf 4.0“ [link]


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