15 Briefe zum Thema "Unwetter in Sellrain"

Solche Bilder der Verwüstung nach dem Unwetter schockierten die Jugendlichen.
  • Solche Bilder der Verwüstung nach dem Unwetter schockierten die Jugendlichen.
  • hochgeladen von Manfred Hassl

Zugegeben – man muss sich etwas mehr Zeit zum Lesen nehmen, aber die Lektüre lohnt sich. 15 SchülerInnen der Neuen Mittelschule Kematen haben eindrucksvoll beschrieben, wie sie die Unwetternacht und die ersten Aufräumarbeiten, bei denen sie nach Kräften mitgeholfen haben – erlebten.
Die Briefe wurden von der Schulleitung übermittelt. Den Hinweis, dass die jungen VerfasserInnen (14 Jahre) nicht namentlich genannt werden möchten, akzeptieren wir natürlich. Die berührenden Inhalte dürfen aber mit ausdrücklicher Erlaubnis veröffentlicht werden.
Also: Entweder am Stück oder in mehreren Teilen lesen: Hier sind die Berichte – von denen zwei im Dialekt verfasst wurden – die wir im Original wiedergeben:

01: Umweltkatastrophe in Sellrain

Sonntagabend, am 7.6.2015:
Am Abend um 22 Uhr, als ich gerade schlafen gehen wollte, ging die Sirene schon zum vierten Mal. Später um 23 Uhr oder 23.30 Uhr hörten wir den Katastrophen-Alarm: sechsmal schnell ab und auf. Das Blöde an der Sache ist, ich wohne genau neben der heulenden Schüssel! Am späten Abend schickten mir meine Kollegen Fotos von Sellrain aufs Handy. Auf einem Bild sah man, dass die Melach schon übergegangen war. Am nächsten Tag, am 08.06, schlief ich um halb drei Uhr endlich ein, aber nach 2 1/2 Stunden wachte ich wieder auf.
Montag, am 8.6:
Als ich um 6 Uhr aufstand, schaute ich sofort aus dem Fenster, ich sah das vermurte Sellraintal. Später ging ich raus und schaute die Verwüstung genauer an, als plötzlich die FF Sellrain kam und den Weg sperrte. Meine Eltern sagten: "So etwas haben wir noch nie erlebt!“ Als dann ein Baggerfahrer mit seinem Rennrad in Sellrain eintraf, fragten wir ihn, ob man nach Kematen runter kommt. Er meinte nur: „Nein, ich bin gerade über zehn Erdrutsche gegangen.“
Als ich später mit dem Fernglas in den Ort runterschaute, sah ich, wie man Kühe geborgen hat. Viele von ihnen waren bereits tot, vier konnte man retten, doch es überlebten nur zwei, denn eine hatte den Fuß gebrochen und eine hatte Wasser in der Lunge.
Um 11 Uhr gingen mein Vater und ich runter um zu helfen. Wir waren bis um 17 Uhr nachmittags unten und kamen ganz verdreckt heim.
Dienstag, am 9. 6.:
Gegen 13 Uhr schaute ich nach dem Rechten, ob was weiterging in Sellrain. Und ja, es ging was weiter. Es wurden immer mehr Helfer. Ich schaute wieder mit dem Fernrohr und entdeckte einen Traktor in der Melach, ich glaube, es war ein Steyr. Es wurden immer mehr Bilder auf mein Handy gesendet.
Mittwoch, am 10.6.:
Heute kam die gute Nachricht, dass sie bei dem Bauern „Unterhauser“ zwei Schweine gerettet hatten.

02: Schrecklicher Murenabgang in Sellrain!

In der Nacht vom 7.6 auf den 8.6 geschah in Sellrain eine brutale Naturkatastrophe. Denn ungefähr um 22 Uhr ging am Sonntag die Katastrophensirene. Ich konnte einfach die ganze Nacht nicht schlafen und war hellwach. Die Sirenen machten mir ein wenig Angst. Ich spürte, wie der Boden vibrierte und die Fenster zitterten.
Am nächsten Morgen, Montag den 8.6, schaute ich auf mein Handy um die Nachrichten meiner Kollegen zu lesen. Als ich auf " Whats App" ging, traf mich fast der Schlag! Die Bilder meiner Freunde waren schockierend: Ganz Sellrain war vermurt. Als ich sie meinen Eltern zeigte, sagten sie, dass sie in ihrem Lebtag noch nie erlebten, dass die Melach so wütet. Und das bestätigte sogar meine Oma, dass auch sie so was noch nie erlebt hat, und sie ist schon 76 Jahre alt.
Am späten Nachmittag gingen mein Vater und ich unsere Siedlung begutachten, ob irgendwo etwas Gröberes passiert ist. Bei uns zuhause gibt es das Auerbachl, es fließt direkt neben der Straße. Entsetzt schauten mein Vater und ich auf die weggerissene Straße bei unserem Nachbarn Franz. Denn das Auerbachl hatte noch nie so viel Wasser wie am Sonntag. Es fehlte einfach die komplette Straße. Aber das war erst der Anfang. Denn das Unwetter setzte noch einen drauf. Das war ja erst das erste Haus, das wir besichtigten. Wir wussten noch nicht, was uns noch erwarten wird. Wir eilten schnell zum hintersten Haus unserer Siedlung, denn das liegt genau neben der Melach. Als wir dort ankamen, sahen wir, dass die Melach über das Ufer getreten war. Der ganze Keller stand unter Wasser. Es lag jede Menge Schlamm im Garten und im Keller.
Als am Dienstag das Militär kam, pumpten sie in Sellrain unten, aber auch bei unserem Nachbarn Helmut den Keller aus. Selbstverständlich ging ich zu ihm um mitzuhelfen. Die Arbeit war hart: den ganzen Tag Matsch schleppen und volle Kübel tragen. Am Donnerstag gab es noch einen Bombenalarm. Sellrain wurde großflächig gesperrt und Leute wurden evakuiert.
Die ganze Woche durch arbeitete ich hart. Ich war froh, dass sich die Melach wieder beruhigt hat.

03: Sellrainer Katastrophe

Mein Bruder und ich hatten es in der Nacht von Sonntag auf Montag in unserem Zimmer richtig cool und lustig. Als wir zum ersten Mal die Sirene hörten, dachten wir uns nicht viel und redeten weiter. Nach der zweiten Sirene wurden wir nachdenklich und öffneten das Fenster. Die Melach war mehr als doppelt so laut wie sonst. Ganz ehrlich, wir fanden es sogar ein wenig cool, dass sie so laut ist. Doch wir wussten ja noch nicht, was passiert ist.
Montag:
Meine Mum weckte mich erst gegen 10 Uhr, da die Schule für uns Sellraintaler ausfiel. Sie sagte, es sei was ganz Schlimmes passiert. Ich lief auf den Balkon und sah allein in unserer Nähe über zehn Muren. Ich konnte es zuerst gar nicht glauben, bis wir uns auf den Weg machten, um alles zu erkunden. Dabei trafen wir einen Nachbarn, der uns sagte, dass man im Dorf helfen kann. Wir zogen uns um und gingen hinaus. Beim Fußballplatz mussten wir dann in eine Baggerschaufel steigen, damit er uns über den reißenden Bach tragen konnte. Als wir bei der Feuerwehr ankamen, sagten wir, dass wir helfen wollen. Jedoch konnte man das noch nicht, da es noch nicht wirklich Wege gab. Und so gingen wir um 14 Uhr vorerst nach Hause und warteten.
Dienstag:
Mein Vater und ich gingen nach dem Frühstück gegen 7 Uhr30 los zur Familie S., denn die kennen wir sehr gut. Anfangs schleppte ich Eimer in einer Menschenkette. Als wir merkten, dass es nicht mehr viel bringt, da der Schlamm im Keller zu hart geworden ist, suchte sich jeder eine andere Beschäftigung. Mit ein paar anderen Leuten klopfte ich das dreckige Holz ab und warf es in einen Anhänger. Danach trugen wir die großen Stücke auf einen Holzhaufen. Später ging ich zurück zum Keller, denn die Feuerwehr hatte inzwischen eine Pumpe gebracht. Nachdem wir die Rohre verlegt hatten, begann man mit dem Pumpen. Die Feuerwehrmänner mussten in den mit Schlamm gefüllten Keller steigen und mit Wasserstrahlen den Schlamm aufweichen. Ich stand am Fenster und nahm das Material ab, das herausgeschafft worden ist: Teppiche, Kästen, Öfen, Griller, Feuerlöscher usw. Um 12 Uhr sagte mir ein Feuerwehrmann, dass wir alle in einer halben Stunde zum Feuerwehrhaus essen gehen sollten.

04_Murenkatastrophe in Sellroan (Dialekt)

7.6.2015, Sonntag auf d´Nacht: Uma achte hats unghebt wettern. Teilweis hats ghogelt und extrem gregnet. Bei ins sein bei da Stroßen richtige Bäche dahogrunnen. Laut Internet hats in Gries lei 50 Liter pro Quadratmeter gregnet, währends in Sellroan 125 Liter afn Quadratmeter gregnet hat.
8.6.2015, Montag in da Friah: I wollt grod austiahn, hun mi ungleg und Zenda putzt, do hear i im Radio, dass Sellroan vermurt isch. Daher wor die Stroßa gsperrt. Später bin i ins Fuierwehrhaus gangen und hun amol gschaug, was los isch. Da siach i, dass se schon ausgruckt sein und alles mitgnummen ham, was do wor: Pumpn, Schleich usw. Lei a por warn am Funk im Fuierwehrhaus.
9.6.2015, Dienstag in der Friah: Ich steah au und leg mir die Arbeitshosa un, weil i nach Sellroan wollt auraumen. Kaum kimm i un, werdn scho die erschtn dahaus gfiahrt. Aussn unkemmen, isch alles vermurt gwesen, alle Keller unter Wasser bzw. mit Schlamm und alles hin: Autos, Wertsachen, Werkzeig usw. Am erschtn Tog hab i gholfn beim Unterhauser Schlamm außi zschepfn. Spata ham ma ungheb die Sachn ausm Keller zu tragn. Des war schwierig, weil da über eineinhalb Meter Schlamm glegen isch. Natürlich war da alls hin und wir hams vorn außi gworfn. Auf dNacht san ma wieda hoamgfohrn.
10.6.2015, Mittwoch: Da bin i glei außigfohrn und bin amol zum Stoll beim Unterhauser schaugn gangen. Im Gras sein toate Kiah glegen. Im Stoll isch Bluat aufm Schlamm glegn, weil sie a por oschlagn ham miassn. Bei seim Nachbarn hats an Traktor bis über die Haubn eingwualt. An dem Tog ham ma Keller ausgepumpt und Stoll ausgraumt. Natürlich worn die Werkzuige alle hin, de was es eingmurt hat. Außerdem war is Baras da und habm mitgholfn auraumen.
11.6.2015, Donnerstag: Sein ma a glei in der Friah außi gfohrn und ham no Zuig augraumt und Keller ausgpumpt. Spater sein ma zum Singer auraumen gangen. Zmittag bin i nacha hoam, weil ma alls weah getun hat. Beim „Unterhauser“ hat es nichts mehr ztoan gebn, weil die Barasleit scho am Arbeitn worn.

05: Gewitter / Katastrophe / Sellrain

Sonntag: Angefangen hat es um 18 Uhr 30 mit einem kleinen Regenschauer, der sich aber um 19 Uhr verstärkt hat. Da dachte man jedoch noch nicht, dass es so schlimm wird. Als ich dann um 21 Uhr aus dem Fester sah, gab es einen hellen Blitz. Kurz danach hörte man einen heftigen starken Donner, der so laut war, dass mein Hund aufschreckte und sofort in die Küche lief, wo er sich dann unter dem Tisch verkroch. Um 22 Uhr 15 machte ich mich fertig fürs Bett, da hörte man noch immer dieses laute Geräusch: Bumm! Bumm! Bumm! Ich fragte meinen Vater, was das sein könnte. Er ging raus um nachzusehen. Als er schlussendlich zehn Minuten später klitschnass wieder kam, berichtete er, dass die Melach so laut, so schnell und so hoch fließe, wie er es noch nie erlebt hatte. Ich schaute bei der Eingangstür selbst nach. Es war unvorstellbar. Es schüttete wie aus Eimern, der Wind heulte und der Bach wurde immer lauter.
Um 23 Uhr fing es an, als die Sirene losging. Dreimal hieß: Alle Feuerwehrleute sollen sich zum Einsatz versammeln. Fünfzehn Minuten darauf erfolgte ein Katastrophenalarm, welcher sagt, dass man im Haus bleiben muss. Mein Nachbar war inzwischen schon dreißigmal schauen, ob bei seinem Auto alles in Ordnung ist. Um 24 Uhr zog ich meine Sachen an um zu schauen, ob der Bach schon über die Ufer getreten war. Er floss bereits über die Hauptstraße. Er zog alles mit, was er nur mitnehmen konnte. Das Boot meines Vaters, alles weg. Um 0 .40 Uhr ging ich schlafen.
Am Montag stand ich auf, schaute aus dem Fenster und konnte meinen Augen nicht traue: Zerstörung. Jedes Haus, das nahe des Baches lag, war verdreckt oder teilweise zerstört. Alle hatten Wasser im Keller und Schlamm. Eine wahre Katastrophe.

06_Murenabgang im Sellraintal (Dialekt)

An Sonntag den 7. Juni war ein brutales Gewitter. Es hot volle ghagelt. Am Montag bin i mitn Tata mitn Traktor zu inserm Nachbarn gfohrn, weil a Mura zwischen Haus und Stoll daho isch und dia homa mitn Frontladr augraumt. Am Dienstag sein mei Bruada ,Tata und i dahaus gfohrn ins Dorf, weil dia bei an Bauern 9 Kiah gstorben sein und 4 hobens überlebt. Mir sein um 10 Uhr in da Friah dahaus gfohrn und hom unghebt in Keller ausschepfen und um 19 Uhr wieder eicha .Am nachsten Tag hun i miassen zu insere Kiah schaugen gian und do hun i miassen über des Tal dahum gian, wo a Mura oa isch. Zum Glück worn do no alle 16 Stuck oben. Am Dienstag hun i viel gschepft und bin a mit da Radltruchn gfohrn. Amol isch a Kiahltruchn heagangen, do wor Fleisch und Butter drein, de homa kennen verwerfen. Im Keller wor ungefähr über an halben Meter Dreck drein. Und im Stoll entn worn fast 2 Meter Dreck drein und do isch überall Bluat vu die Kia glegen . Bei oan Haus homse Handgranaten gfunden und Schwerter, der hat viel Zuig vu da Nazizeit ghob .Am Montag hats am Abend noamal gregnet und do isch bei insere Brugga entn noamal a Schwenzwerch oacha.

07: Katastrophe - Sellrain

Am 7. Juni um 22:00 Uhr ging die Sirene los. Ich sprang aus meinem Bett, ging in die Küche, nahm unseren Gugger und schaute hinunter ins Dorf. Es dauerte nicht lange, dann kamen meine kleine Schwester und mein Vater aus ihren Zimmern. Die Feuerwehr stand unten an der Brücke und probierte einen kleinen Damm mit Holzbrettern zu machen. Aber zu diesem Zeitpunkt ahnten meine Familie und ich es noch nicht, dass die Melach übergehen wird. Nach 5 Minuten riss es den kleinen Damm und die kleine Holzbrücke weg. Die Feuerwehrleute brachten sich alle in Sicherheit. Jetzt kam auch meine Mutter aus dem Zimmer heraus. Plötzlich kam eine riesige Welle und riss alle Holzbretter beim Sageler mit.
Um 22:45 Uhr wurde Zivilschutzalarm ausgelöst. Die Melach floss sogar schon über die Betonbrücke, ein Brückengeländer war schon weg und das andere komplett verbogen. Um etwa 23:00 Uhr traf die Oberperfer Feuerwehr ein und half mit, aber sie kamen nicht über die Brücke zum Feuerwehrleiter.
Wir machten kurz das Fenster auf. Draußen roch es richtig nach Erde. Die Melach war extrem laut. Man hörte richtig, wie die ganzen Steine aufeinander getrieben wurden. Die Melach war bereits vollkommen übergegangen. Wir schauten auf den Parkplatz vor der Volksschule, da war der ganze Platz voller Wasser und Steine. Die Feuerwehr evakuierte alle Leute, die nahe zur Melach wohnen. Als sie dachten, sie hätten jeden evakuiert, sahen sie eine alte Frau noch am Balkon stehen. Vier Feuerwehrleute mussten sie hinaus tragen.
Am Montag in der Früh sahen wir erst, was da für Schäden waren. Fast überall in den Feldern sind Muren abgegangen.

08: Naturkatastrophe Sellrain!

Sonntag, 7.6.2015: Um ungefähr 7 Uhr abends fing es an, es schüttete wie aus Kübeln. Schnell holte ich meine Katze rein, die schon lange darauf wartete. Um 9 Uhr fing es an zu blitzen und zu donnern. Ich schaute gerade einen Thriller. Plötzlich sah ich ein helles Licht beim Fenster und der Strom war weg. Um 11 Uhr ging ich schlafen, schaffte es aber nicht einzuschlafen, weil die Sirenen abgingen. Um 11:30 Uhr kam meine Katze zu mir und schlief tief und fest. Ich jedoch spielte Handy und schaute Youtube. Ich bekam eine Nachricht von einer WhatsApp Gruppe. Mein Cousin schickte ein Foto von Sellrain. Er war Beachplatz. Ich konnte es nicht fassen. Auf einmal ein wilder Knall mit einem Knacksen verbunden! Ich wusste, dass ein Baum umgeknickt war. „Juhu, morgen keine Schule!“, dachte ich noch vorm Einschlafen.
Montag, 8.6.2015: Am nächsten Tag sah ich erst das Ausmaß der Verwüstung, was dieses Gewitter angerichtet hatte. 50 Nachrichten von Whatsapp, die meisten enthielten Bilder. Die Brücke, die Galerie, Ställe, Schulhaus - alles „Schrott“. Die Aufräumarbeiten begannen. Mein Vater ging jeden Tag helfen. Ich wollte auch, ich wäre jedoch im Schlamm stecken geblieben. 10 Uhr am Abend. Es fing wieder an zu regnen und die Feuerwehr musste mit Sandsäcken ausrücken.
Dann jeden Tag Aufräumarbeiten.

09: Murenabgang in Sellrain

Am Sonntag war ein schlimmes Unwetter. Und mein Bruder war in Sellrain am Fußballplatz Beachvolleyball spielen. Die 4c hatte auch eine WhatsAppgruppe, wo ich alles von meinen Kollegen hörte. Auch meine Oma war in Sellrain bei diesem Unwetter.
Montag: Ich war krank. Ich hatte über 100 Nachrichten auf meinem Handy und auch viele Bilder. Ich habe nur gelesen: „Wer geht heute aller helfen?“ Ich sah mit meiner Familie „Tirol heute“ und wir waren entsetzt. Wir riefen sofort unsere Oma an.
Dienstag: Ich war immer noch krank: Jetzt hatte ich schon 200 neue Nachrichten auf dem Handy. Am Vormittag hatte ich nichts gehört. Am späteren Abend schaute ich mit meiner Familie und sah viele Menschen, die halfen. Ich erkannte meinen Kollegen David im Fernsehen. Meine Mama sagte, dass meine Oma auch bei meinem Onkel hat helfen müssen. Ich hörte von meinem Bruder, dass es ihm gut gehe und er jetzt helfe. David berichtete uns, was er alles gemacht hat.

10: Katastrophe in Sellrain

Sonntag, 7.6.2015: Um 20 Uhr begann das Unwetter mit Starkregen und manchmal sogar mit Hagel. Ich konnte nicht einschlafen, weil es so laut war. Um 22 Uhr ging das erste Mal die Sirene. Etwas später kam auch schon die Feuerwehr und sperrte die Straße von Sellrain nach Grinzens. Danach schlief ich ein.
Montag, 8.6.2015: Ich stand wie an jedem Schultag um halb 7 auf. Danach machte ich mich schulfertig. Doch meine Mutter sagte: „Du brauchst heute nicht in die Schule zu gehen.“
Darauf ging ich an eine Stelle, wo man vom Ortsteil Tanneben auf Sellrain herab schauen kann. Ein Kollege sagte zu mir, dass man Sellrain kaum noch wieder erkennt. Ich glaubte ihm erst nicht, doch als ich dann Sellrain sah, blieben mir die Worte im Hals stecken. Ich schaute eine Weile hinunter, doch dann ging ich wieder nach Hause, um es meiner Mutter zu berichten. Es war auch der Mann meiner Oma anwesend, der nicht arbeiten gehen konnte. Ich zog meine Arbeitssachen an und ging mit ihm Richtung Sellrain. Wir wollten die Straße Richtung Sellrain nehmen, doch wir kamen nicht weit. Es lag nach 500 Metern schon die erste Mure auf der Straße. Wir kehrten um und gingen einen Waldweg hinunter. Als wir in Sellrain ankamen, schauten wir uns erstmal um. Wir trafen die Feuerwehr beim Straßeaufräumen. Wir halfen, doch sie sagten, es bringe nichts.

11: Katastrophe in Sellrain

Am Sonntag begann alles damit, dass schwarze Gewitterwolken aufzogen, aber es fast windstill war. Dies kam mir komisch vor, da bei uns normalerweise immer Wind von Richtung Fernerkogel wehte.
Nach ca. einer halben Stunde begann es dann zu regnen, donnern und blitzen. Doch als ich um ca. 21 Uhr aus dem Fenster sah, kam es mir komisch vor, weil das Gewitter schon eine Stunde dauerte und immer noch in Gries war. Um ca. 22 Uhr 30 ging ich dann schlafen. Ich hörte nur noch entfernt Donnern und Regentropfen, die auf mein Dachfenster tropften.
Am Montag weckte mich mein Vater noch bevor mein Wecker klingelte. Er bat mich auf mein Handy zu schauen, denn in Sellrain soll die Straße gesperrt sein. Also stand ich auf, nahm mein Handy und schaute, ob die anderen in der WhatsAppgruppe schon geschrieben haben, ob sie zum Bus gehen. Denn in den letzten Wochen konnten schon öfter keine Busse wegen der Straßensperre fahren. Doch jetzt bemerkte ich, dass ich weder Netzempfang noch Internetverbindung hatte, ebenso meine Eltern. Da wir nicht im Ort, sondern 2 ½ km außerhalb wohnen und alle Nachbarn in Pension sind, fuhren mein Vater und ich nach Gries. Dort berichtete uns ein Feuerwehrmann, dass sie nicht einmal mehr mit dem Feuerwehrauto nach Sellrain kämen, da auch zwischen Sellrain und Gries Murenabgänge waren. Also beschlossen wir, nicht arbeiten bzw. zur Schule zu gehen. Wir hörten aber den ganzen Tag Radio, sonst hatten wir keinen Kontakt zur Außenwelt. Am Abend hatten wir immer noch keinen Empfang. Also fuhren wir nach Kühtai, um kurz meine Tante und Großeltern in Sellrain anzurufen. Da in Kühtai die Handys auf einem anderen Sender sind, hatten wir Empfang und erfuhren endlich, dass es unseren Verwandten gut ging und ihr Haus nicht betroffen ist.
Am nächsten Tag musste mein Vater nach Sellrain, da er bei A1 arbeitet und genau bei diesen Technikern ist, die diesen Kabelfehler reparieren mussten. Erst an diesem Nachmittag funktionierten unsere Handys wieder und ich bekam viele Bilder von dem, was passiert war.
Am Mittwoch wollte ich auch nach Sellrain fahren um aufzuräumen, aber meine Mutter ließ mich nicht, da sie es für zu gefährlich hielt.

12: Katastrophe in Sellrain

In der Nacht von Sonntag auf Montag passierte in Sellrain eine schreckliche Naturkatastrophe. Es war wie in einem schlechten Film, als ich am Montagmorgen die Bilder auf meinem Handy sah.
Wie immer schlief ich wie ein Stein und hörte in der Nacht weder die Sirene noch Hagelkörner auf das Dach prallen.
In der Früh erwachte ich und sah auf den Wecker: 6:45 Uhr! Halbverschlafen dachte ich zuerst noch 5:45 Uhr, doch dann sah ich noch einmal genau hin und war von einer auf die andere Minute hellwach. „Scheiße!“, dachte ich mir. „Ich habe verschlafen. In 15 Minuten fährt der Bus.“ Ich sprang aus dem Bett und sah aus dem Fenster: kein Auto weit und breit auf der Straße zu sehen. „Was ist denn da los?“, sagte ich zu mir selber, als ich in Richtung Sellrain sah. Im Feld meines Onkels war alles voller Mure, doch nicht nur da, die ganze Straße war ein bis zwei Meter verschüttet.
Ich ging in die Küche, die ganze Familie saß schon da. Ich wollte gerade „Guten Morgen“ sagen, als mich mein Vater energisch mit einem „Schschschsch!“ unterbrach. Also setzte ich mich auf meine Platz und lauschte aufmerksam den Nachrichten. Das Radio berichtete uns, was gesehen war. Alle waren schockiert und es herrschte zuerst nur Stille in unserer Küche, bis ich dann sagte: „Hoffentlich geaht´s in di Leit guat!“
Meine ganze Familie blieb Montag und Dienstag zuhause. Am Mittwoch fuhr ich zum ersten Mal nach Sellrain um zu helfen. Mit mir kamen auch Hannah, Fabian und Florian mit. Am Nachmittag kamen dann auch Sarah, Martina und Melanie. Vormittags spritzten meine Tante und ich mit einem Dampfstrahler die Hausmauer vom „Unterhaus“ ab. Danach gingen wir zum Singer und da kratzten wir die „Lettn“ von den Wänden heraus.
Es war echt furchtbar, wenn des gsechn hasch!

13: Naturkatastrophe Sellrain

Es war Sonntagmittag, der 07.06.2015. Bis jetzt war es eigentlich ein schöner Frühlingstag. Am Sonntagabend um ungefähr 21:00 Uhr fing es ziemlich schlimm an zu regnen. Es donnerte und blitzte. Ungefähr um 22:00 Uhr hagelte es erdnussgroße Hagelkörner wie wild. Ich hatte ziemlich Angst, denn so ein Wetter war nicht oft im Sellraintal zu sehen! Als ich um 23:00 Uhr schlafen ging, war das Wetter immer noch gleich wie vor einer Stunde. Als ich am Träumen war, wütete ein schlimmes Unwetter über das Sellraintal. Ungefähr um 24:00 Uhr fingen die Sirenen an zu „schreien“. Fünfmal wurde es laut, das heißt Naturkatastrophe! Ich bemerkte es nicht.
Am Montagmorgen kam mein Vater in mein Zimmer und sagte, dass ich weiter schlafen kann, denn es fahren keine Busse, weil ganz Sellrain vermurt ist. Ich glaubte ihm nicht, denn so etwas war ja noch nie, bis ich auf mein Handy schaute! Bilder von Sellrain, ich konnte es nicht glauben, es war ein Schock. Ich hätte nie gedacht, dass es einmal so wild wird! Wir konnten am Montag noch nicht helfen aufräumen, weil noch keiner wusste, wie wir raus kommen könnten und Busse fuhren ja auch noch nicht. Ich habe ungefähr 70 Bilder auf meinem Handy und jedes einzelne ist gleich schlimm! In solchen Fällen würde ich viel lieber zur Schule gehen!
Am Dienstag fuhren Feuerwehrautos auf Sellrain mit freiwilligen Helfern. Mein Bruder fuhr mit der Jungfeuerwehr raus. Es war alles gesperrt außer über das Ötztal. Der Schranken war zu und die Feuerwehrmänner durften keinen durchlassen, denn es war zu gefährlich! Als mein Bruder heimkam, fragte ich ihn, wie es war. Er erzählte mir, dass eine alte Frau gesagt habe, sie hätte so etwas noch nie in ihrem ganzen Leben gesehen. An jeder Ecke und alle 10 Meter sieht man Murren. Das Vieh von einem Bauer hat man töten müssen, denn es lebte noch, aber es hat alle Knochen gebrochen. Und es ist jetzt auch erlöst! Das Blut von den Tieren im Stall war überall verteilt und die Kühe lagen auch tot am Hof. Sieben Tiere sind qualvoll gestorben. Manche konnten noch ausgeflogen werden. An diesem Abend kam in „Tirol heute“ etwas über Sellrain. Ein Naturökologe erzählte, er hat so etwas noch nicht oft miterlebt. Das „Sellrainer Straßl“ sei eine Schlucht, die beiden äußeren Seiten wären viel zu steil und die Natur hielte es nicht mehr aus.
Am Mittwoch den 08.06 hatte die Feuerwehr meine Mutter angerufen und fragte wegen Kuchen. Meine Mutter backte dann drei Kuchen und ich fuhr mit anderen Helfern auf Sellrain. Beim Fußballplatz gegenüber war ein riesiger Wasserfall entstanden und auf der anderen Seite lagen große Steine im Matsch. Baras- und Feuerwehrleute von überall her waren hier um zu helfen. Wir gingen zu einer Freundin, die es schwer erwischt hat, um ihr zu helfen. Wir mussten den Schlamm aus den Wänden kratzen und dieser stand bis zu einem Meter hoch und bedeckte Kabeln und WLan. Als wir heimfuhren, kamen wieder ein paar Muren runter.
Am Donnerstag fuhren wir um 10 Uhr auf Sellrain. Heute waren sehr viele Leute außen. Der Bäcker Ruetz spendete 12 Laden Mineralwasser und Brote mit Wurst. Am Abend hatte ich Schützenprobe. Ein Bergrettungsmann von St. Sigmund erzählte mir, dass 100000 m³ Gestein runtergebrochen war. Er hatte auch sein Piepsgerät mit, falls etwas passiert.
Am Freitag half ich meiner Mutter beim Pizzabacken für die Feuerwehr, denn sie musste viel in Sellrain arbeiten. Viele hatten frei bekommen von der Arbeit, damit sie helfen konnten. Viele Einheimische sagten, sie kennen Sellrain nicht mehr. Manche beteten das „Vater unser“, damit alles wieder gut wird. Meine Freundin hat viele Erinnerungsstücke verloren.
Am Wochenende, am 13. Und 14. Juni, waren wir immer noch bei der Feuerwehr helfen.
Ich hoffe, es wird bald wieder so wie früher. Ich wünsche keinem so etwas. In solchen Notfällen sollen Dörfer zusammen halten und helfen. Zum Glück spenden viele Menschen, denn es braucht ziemlich viele Euros, um Sellrain wieder so aufzubauen, wie es einmal war.

14: Murenabgang Sellrain!!

Am Sonntag, den 7.6.2015, bekam ich Bilder aufs Handy, wie es in Sellrain und der Umgebung regnete. Ich war im Urlaub und konnte am nächsten Tag nicht glauben, was dieses Unwetter mit Sellrain angestellt hatte. Als ich dann endlich zu Hause war, konnte ich die halbe Nacht nicht schlafen, da ich Angst hatte, dass bei uns in Gries auch eine Mure runterkommt.
Am Dienstag fuhr ich dann mit den Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr Gries nach Sellrain um zu helfen. Ich erkannte Sellrain nicht wieder. Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld. Die Felder waren überströmt von Steinen und Schlamm. Wir gingen alle in Richtung „Unterhauser“. Der Stall war randvoll mit Schlamm und Wasser. Wenn man rausging, sank man bis zu den Waden in den Schlamm. Am Nachmittag gingen wir zum Nachbarhaus um Schlamm und Erde aus den Wänden zu kratzen.
Am Mittwoch fuhren wir wieder raus. Wir wuschen das dreckige Geschirr und die Bodenfliesen, die sie rausnehmen mussten, da unter dem Boden auch Dreck war. Valentina und ich gingen dann mit dem Wassersauger, um Wasser aus dem Keller zu saugen. Im Boden war ein Loch, wo immer und immer wieder Wasser ausfloss. So gegen Mittag fuhren wir wieder nach Hause, da wir den Erwachsenen nur im Weg standen.
Donnerstag gab es nicht mehr so viel zu tun, da die Bagger und Lkws alles machten. Wir saugten immer und immer wieder Wasser aus dem gleichen Keller. Ich wusch die Werkzeuge und ordnete sie wieder ordentlich ein. Nachdem wir nachhause gefahren waren, kam eine halbe Stunde später ein Funkspruch in die Feuerwehrzentrale Gries, dass sie eine Granate gefunden haben. Ebenso fanden sie Nazisachen aus der Zeit vom 2. Weltkrieg im selben Keller. Doch zum Glück hatten sie die Granate schnell entschärfen können.
Als wir montags wieder in die Schule mussten, sah ich, welchen Fortschritt die vielen freiwilligen Helfer gemacht hatten.

15: Naturkatastrophe

Am Sonntagabend, den 7.6.2015, fing es an zu gewittern, es hörte nicht mehr auf, die Blitze waren violett, die Straßenlampen leuchteten nicht mehr. Ich bekam Angst. Zwei Stunden waren vergangen, aber das Gewitter ließ uns keine Ruhe. Um 23 Uhr schaute ich noch einmal draußen nach. Dann hörte ich die Sirene, es war nicht das Signal, das sonst immer losgeht, es war nämlich die Katastrophensirene. Mein Herz blieb kurz stehen. Mein erster Gedanke: „Hoffentlich gibt es keine Vermissten!“ Ich tippte schnell die Nummer meiner Oma und fragte, warum die Sirene losging. Sie sagte: „Im Sellraintal ist alles vermurt und überschwemmt.“ Aber sie legte auf, da sie gleich darauf evakuiert wurde.
Die Grieser Feuerwehr ist nur bis zu den „Drei Heiseln“ gekommen, dort brachten sie die letzten Leute in eine Unterkunft. Sie kamen in der „Antonia“ unter, dort bekamen sie ein Essen und frisches Gewand.
Am nächsten Tag wollten meine Schwester und ich nach Sellrain fahren, aber meine Mutter hat nein gesagt, da es zu gefährlich war. Also backte ich einen Kuchen für die Feuerwehr. Aber diese Fotos, die ich gesehen habe, haben mich schon sehr schockiert.
Am Dienstag fuhr ich mit meiner Schwester und Sahra mit der Jungfeuerwehr nach Sellrain. Wir mussten uns bei der Feuerwehr anmelden und danach wieder abmelden. Zuerst wusste ich nicht, was ich sagen soll.
Die Leute, die so etwas mitgemacht haben, können ja nicht mehr schlafen, da sie Angst haben, dass es noch einmal passiert. Beim „Unterhauser“, das ist ein älteres Bauernhaus, wurden die Tiere weggeschwemmt. Wir gingen fragen, ob wir was helfen können. Schlamm trugen wir aus den Häusern, bis uns die Hände schmerzten, es war sehr schwer. Zum Glück kamen auch die Barasleute um mitzuhelfen. Uns Mädchen konnten sie nicht gebrauchen, weil wir nicht so stark sind. Danach gingen wir zum Singer. Da mussten wir im Wohnzimmer mit unseren Händen den Schlamm am Boden wegkratzen, den trugen wir mit Kübeln hinaus.

Einen Bericht über die Benefizaktion der Neuen Mittelschule Kematen für Sellrain finden Sie HIER

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