Schleifmühlgassenbewohner: "Wir sind Störfaktoren"

Henrike Brandstötter mit den Abschlussaufzeichnungen.
4Bilder

WIEDEN. Bereits beim Betreten des Lokals "Vollpension" in der Schleifmühlgasse nimmt man eine Spannung in der Luft war. Ein kurzer Blick in die Runde bestätigt den Instinkt: Auf einem Tisch nahe dem Eingang sitzen die Bezirkspolitiker Leo Plasch, Bezirksvorsteher der SPÖ und Barbara Neuroth, seine grüne Stellvertreterin, gemeinsam mit Einkaufsstraßenobmann Karl Raab. Im hinteren Teil der Gaststube haben bereits über 30 Personen Platz genommen und mustern eisig die Eintretenden.

Grund für die schlechte Stimmung ist das in Kürze beginnende Bürgerforum zum Thema "Flaniermeile Schleifmühlgasse", zu dem die Neos Wieden eingeladen haben. Gastronomen und viele Unternehmer unterstützen den Wunsch des Vereins Einkaufserlebnis Freihausviertel nach einer Wohlfühlzone, dem gegenüber stehen Anrainer, die um ihre Nachtruhe und Lebensqualität fürchten. "Ich lasse mich überraschen von heute Abend", erklärt Raab und betont noch einmal, dass die Flaniermeile nicht seine Idee war, sondern von der Stadt aus ging. Auch Barbara Neuroth geht offen in die Diskussion und erklärt "Ich habe noch keine Vorstellungen", während sich Bezirkschef Plasch des heiklen Themas bewußt ist: "Man muss auf die Ängste der Anrainer Rücksicht nehmen."

Kein Applaus für Begrüßungsworte

Dann beginnt auch schon der Abend mit einleitenden Worten von "Gastgeberin" Henrike Brandstötter, Klubvorsitzende der Neos Wieden, Leo Plasch und Barbara Neuroth. Die netten Worte werden von der Pro-Flaniermeile-Gruppe mit Applaus bedacht, während die Bewohner des Grätzels mit Schweigen reagieren. Dann geht´s auch schon los. Es werden drei Arbeitsgruppen um Moderatoren mit Flipcharts gebildet. In den drei Teams "Gastronomen", "Unternehmer" und der größten Gruppe "Anrainer" sollen in einer halben Stunde Wortmeldungen gesammelt werden: Was ist derzeit an dem Grätzel positiv, wo hapert es und was wird geschehen, wenn das Projekt Flaniermeile verwirklicht werden sollte?

Das Team der Anrainer startet gleich los mit Kritik an dem Vorhaben, Neos-Gemeinderätin Bettina Emmerling greift in ihrer Rolle als Moderatorin durch und fokussiert die Wiedner auf positive Kritik - vorerst. Die gut-bürgerliche Runde, die augenscheinlich einer besseren Gehaltsklasse angehört, gibt kultiviert ihre Meinung ab, passend zu Markentasche, adrettem Haarschnitt und Kleidung, die auch da und dort namhafte Designer durchblicken lässt. "Die Lebendigkeit ist nett, aber nicht in diesem Ausmaß. Aufgrund der explodierenden Gastronomie ist unsere Lebensqualität beeinträchtigt", so ein gutgekleideter Herr mit Poloshirt und Wollpullover, der bereits seit 40 Jahren im Freihausviertel wohnt. Zustimmung auf allen Gesichtern, Kommentare wie "diese Lebendigkeit am Tag muss ich nicht in der Nacht auch hinnehmen" und "das Gröhlen bis in die Früh lässt einen nicht schlafen und wir müssen aufstehen und arbeiten gehen" unterstreichen das Problem der nächtlichen Ruhestörungen.

Geige nach Mitternacht unter dem Schlafzimmerfenster

Die Musikbelästigung, die sich schon auch einmal mit einem Geigenspiel am Gehsteig der Schleifmühlgasse weit nach Mitternacht niederschlägt, sei laut einer eleganten Dame "in der Fülle nicht auszuhalten". Leo Plasch steht am Rande der Gruppe und hört sich sehr ernst jedes Wort an, während ein etwas jüngerer Mann in Lederjacke seinen Nachbarn zwar Recht gibt, jedoch meint, dass man die Lebendigkeit am Tag auch in der Nacht hinnehmen muss - "schließlich muss man nicht hierher ziehen". Auch bei Gegenargumenten bleiben die Anrainer höflich, erklären dem jungen Mann aber bestimmt, dass erst sie und dann die Gastronomie im Freihausviertel Einzug hielt.

Kurz vor Ende der Arbeitseinheit "crasht" Karl Raab das Team Anrainer, das sich gerade überlegt, was es sich von der Gastronomie in Zukunft wünscht. Der Flaniermeilenbefürworter sieht sich harter Kritik über den Grillgeruch beim Freihausviertelfest, fehlenden Parkplätzen für die Bewohner sowie Erinnerungen an die gröhlenden Fans während der Fußball-EM gegenüber gestellt. Doch auch in unerfreulichen Wortgefechten vergreift sich niemand im Ton, man möchte nicht streiten, sondern Lösungen für die verfahrene Situation mit den Lokalbesitzern herbeiführen. "Es ist ein Weggehviertel geworden, wir Anrainer sind hier Störfaktoren", findet eine sehr gepflegte Dame harte Worte für ihr Wohngrätzel."Wir rechtfertigen uns dafür, dass man schlafen muss und werden dafür als Querulanten abgetan", schlägt ihr Begleiter in dieselbe Kerbe.

Konstruktive Vorschläge

Die Gruppen Gastronomie und Unternehmer haben sich unterdessen zusammengeschlossen. Es ist eindeutig, dass die Front Gewerbetreibende gegen Anrainer heißt. Doch so hart möchte niemand die Situation titulieren, Lokalbesitzer wie "Neruda"-Betreiber Marco Antonio Sanhueza haben sich bereits zur Gruppe der Anrainer gesellt und sind bemüht, die Wogen zu glätten. Auch die Anrainer haben das Bürgerforum nicht aufgesucht, um ihrem aufgestauten Ärger Luft zu machen, sondern möchten mit konstruktiven Vorschlägen eine gemeinsame Gesprächsbasis finden.

"Wenn wir Bewohner etwa die Ladezonen der Gewerbetreibenden für Möbeltransporte mitbenutzen dürften, wäre das schon ein Entgegenkommen", so eine Schleifmühlgassenbewohnerin mit einem modischen Seidenschal um den Hals, die für den Vorschlag von Barbara Neuroth ein zustimmendes Nicken erhält.

Auch ein Herr, der in der Margaretenstraße wohnt, schlägt versöhnliche Töne an: "Es muss Vertrauen aufgebaut werden. Wir Anrainer müssen ernst genommen werden", erklärt er in Brandstötters Mikrofon und erntet Applaus. Auch die Abschiedsworte, die von Leo Plasch eine Erklärung enthält, dass hier nichts passieren wird, ohne die Anrainer massiv in das Projekt einzubinden, sowie Henrike Brandstötters Bekanntgabe einer weiteren Versammlung Ende Jänner 2017, werden mit begeistertem Applaus goutiert. Der starke Gegensatz zu der Reaktion auf die Begrüßungsworte lässt Hoffnung aufkeimen, dass eine Gesprächsbasis zwischen Bewohner und Gewerbe doch noch gefunden werden könnte.

Die Möglichkeit ein Genusspaket von tudo bem zu gewinnen, erhalten jetzt alle Wiener Newsletterabonnenten. | Foto: tudo bem
1

Newsletter-Gewinnspiel
Gewinne das Genusspaket "Portugiesische Momente"

Ihr wollt euch die Wartezeit bis zum nächsten Sommerurlaub versüßen? Dann haben wir für euch das perfekte Newsletter-Gewinnspiel. Einfach zum Wiener-Newsletter anmelden und schon habt ihr die Möglichkeit, ein tolles Genuss-Package zu gewinnen. Absoluter Genuss – im portugiesischen Feinkostgeschäft tudo bem. Mit einem exquisiten Sortiment verführt tudo bem die Sinne seiner Kundinnen und Kunden und schafft unvergessliche kulinarische Erlebnisse. Egal ob privat oder geschäftlich, die delikaten...

Anzeige
2:02
2:02

Mauro Mittendrin
Mauro Mittendrin und Coca-Cola auf der Suche nach der besten Pizza Wiens

Als Mauro Mittendrin habe ich mich gemeinsam mit Coca-Cola auf die Suche nach der besten Pizza Wiens gemacht. Diesmal war ich im Ristorante Sole in der Annagasse 8 in der Inneren Stadt zu Gast, wo ich eine ganz besondere Variante der Pizza entdeckt habe: Pizza mit Bresaola, Rucola, Prosciutto und Parmesan. Gleich nachdem ich die Pizzeria Sole betreten habe, empfängt mich der verlockende Duft von frisch gebackenem Teig und köstlichen Zutaten. Der freundliche Pizzaiolo empfiehlt mir die Pizza mit...

Anzeige
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Video 8

Stark in den Frühling
Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken

Der Frühling steckt in den Startlöchern. Zeit, unseren Körper aus dem Winterschlaf zu wecken und neue Kraft zu tanken. Mit dem Frühlingsanfang heißt es für viele von uns: endlich wieder raus in die Natur - sei es zum Laufen, Wandern, Golfen oder einfach, um den Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei eine aktive Muskulatur ein. Denn wer nach der langen Winterpause seinem untrainierten Körper plötzlich Höchstleistung abverlangt, riskiert Überlastungen und...

Anzeige
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
2

NIBRA GmbH in 1150 Wien Rudolfsheim-Fünfhaus
Zuverlässige und langlebige Aufzugsanlagen für alle Ansprüche

1994 gegründet, steht das Familienunternehmen NIBRA für Qualität und Zuverlässigkeit. Ob Errichtung einer Aufzugsanlage oder Wartungs- und Sanierungsarbeiten – mit NIBRA haben Kundinnen und Kunden einen verlässlichen Partner an ihrer Seite. In 30 Jahren hat der Aufzugspezialist NIBRA mehr als 2.700 Aufzugsanlagen errichtet. Das Unternehmen befindet sich zu 100% in Familienbesitz und kümmert sich um Errichtungen von neuen Aufzügen sowie um die Wartung und Sanierung dieser. Das geschulte Personal...

Anzeige
3:29
3:29

Immobilienmakler Rudi Dräxler in 1140 Penzing
Profitieren Sie von maßgeschneiderter Beratung & umfassender Marktkenntnis

Rudi Dräxler ist Ihr kompetenter Immobilienmakler im 14. Wiener Gemeindebezirk für Immobilien im Wienerwald und Wien Umgebung. Mit 23 Jahren Erfahrung und umfassender Marktkenntnis unterstützt Sie Rudi Dräxler Immobilien dabei, Ihr Traumzuhause zu finden oder Ihre Immobilie zu verkaufen. Als mehrfach ausgezeichneter Immobilienmakler mit Handschlagqualität - erst kürzlich wieder bei findmyhome als Qualitätsmakler - bietet Rudi Dräxler Immobilien im 14. Bezirk in Wien persönliche Beratung, die...

Anzeige
Foto: Böhmischer Prater
5

Österreichischer Drehorgel Club Wien
40. Internationales Orgeltreffen in Wien von 09. Bis 12.Mai 2024

Der Österreichische Drehorgel Club Wien MEMUSI freut sich, das 40. Internationale Orgeltreffen in Wien im Böhmischen Prater vom 09. bis 12. Mai 2024 anzukündigen. An diesem Treffen nehmen 50 Drehorgelspieler aus Deutschland, der Schweiz, Ungarn, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Österreich teil. Datum und Ort: 09. Mai 2024 – 12. Mai 2024 Böhmischer Prater Tivoli Laaer Wald 216 1100 Wien Veranstaltungsprogramm: Donnerstag: Ab 10:30 Uhr begrüßt der Oldtimer Traktor Club Thermenregion...

Anzeige
Ob Anschaffung, Ergänzung der Tauchausrüstung, Reglerservice oder Füllung von Tauchflaschen – mit Tauchsport Adria hat man einen kompetenten Partner an seiner Seite. | Foto: Tauchsport Adria
4

Tauchsport Adria in 1040 Wien Wieden
Ein Geheimtipp für Tauchsportfreunde

Seit den späten 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gilt das Tauchsport Adria in der Tauchszene als Geheimtipp. Hier erhalten Taucherinnen und Taucher alles, was sie an Ausrüstung und Zubehör benötigen. 1970 wurde die Tauchschule von Peter Käferböck gegründet. In dieser Zeit konzentrierte sich der passionierte Taucher darauf, Interessierten das Tauchen beizubringen. 25 Jahre später kam dann das Tauchgeschäft hinzu, das Tauchfreunde mit allem Zubehör und der notwendigen Ausrüstung für ihre...

Die Möglichkeit ein Genusspaket von tudo bem zu gewinnen, erhalten jetzt alle Wiener Newsletterabonnenten. | Foto: tudo bem
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
Foto: Böhmischer Prater
Ob Anschaffung, Ergänzung der Tauchausrüstung, Reglerservice oder Füllung von Tauchflaschen – mit Tauchsport Adria hat man einen kompetenten Partner an seiner Seite. | Foto: Tauchsport Adria

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Wien auf MeinBezirk.at/Wien

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Wien

MeinBezirk auf Instagram

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.