Durchs Grätzel mit Hubsi Kramar
Seit fast sieben Jahren leitet der Schauspieler, Regisseur und "Aufreger der Nation" das 3raum-anatomietheater im dritten Bezirk.
"Für mich das ideale Theater schlechthin. Es vereint in seinen drei Räumen des ehemaligen Anatomiegebäudes der Veterinärmedizinischen Universität Wien - daher der Name - ideal, was Theater ist oder kann," so Kramar. Hier lassen sich gesellschaftliche Vorgänge sezieren, einer Öffentlichkeit zugänglich machen, mit Hilfe von kritischen, humorvollen, tiefgründigen, unterhaltsamen Stücken großartiger Autoren und Schauspieler. "Das Publikum muss sich danach wohl fühlen, entspannt nach Hause gehen", ist Kramars Credo. Denn hier im Theater sei das Unmögliche möglich. Kramar: "Mein Beruf ist wie das Leben, etwas Absurdes, das man spielerisch am besten begreift."
Passend dazu hat am 24. April auch seine neueste Produktion, das "2. Festival des Absurden" im 3raum-anatomietheater Premiere. Die Tiger von Eschnapur spielen in drei Teilen, beginnend mit "NXYZY- Flammende Liebe", Motto: Das Theater lieben heißt staunend in diesem unbegrenzten Kosmos neue Spuren zu suchen, dann "Der ausgebildete Kranke", eine Überlebenshilfe für Ungeschulte im Krankenhaus, und als dritten Teil der "Honolulu Blues", Surreales vom genialen Theatermenschen Patrick Huber.
Ein Bezirk in Bewegung
Als Hubsi Kramar sein Theater im dritten Bezirk bezog war klar, dass dies nur für sieben Jahre sein würde. So ist Mitte Oktober 2012 Schluss im ehemaligen Hörsaal und der Prosektur. Doch augenblicklich ist Frühling im - übrigens öffentlichen - Anatomiegarten. Die farbenprächtigen Graffiti der Künstlerin Jaye aus 2007, die die Hauswände hier schmücken, übrigens zu Beginn ein Aufreger in der Nachbarschaft, werden Kramar fehlen. Der Blick auf den blühenden, kleinen Pfirsichbaum daneben stimmt ihn heiter: "Der ist für mich ein gutes Omen und für diesen Platz". Überhaupt sei der Bezirk in positiver Bewegung: Eine eigene Theaterlandschaft abseits des Mainstream sei hier aufgeblüht, der Rabenhof, das Lilarum und andere. Daneben das spannende Zusammenspiel von Geschichte, intakter bürgerlicher Baustruktur, geschäftigem Treiben und Natur. "Im Eckhaus Beatrixgasse-Ungargasse hat Beethoven seine 9. Sinfonie komponiert, ein paar Häuser weiter hat Ingeborg Bachmann gewohnt." Der Durchgang durch den Sünnhof erinnert ihn an die Getreidegasse und Sommerfrische in Salzburg, gleich daneben ein idyllischer Innenhof, totale Ruhe, Natur, Vogelgezwitscher. "Die Kontraste und die Vielfalt faszinieren mich." Der Rochusmarkt, der noch ein bisschen richtiger Markt ist. Die Landstraßer Hauptstraße als eine der wenigen belebten, großen Geschäftsstraßen Wiens. Und den Flakturm im Arenbergpark, in dem sich Kunstfreunde immer sonntags im Ausstellungsdepot umsehen können, darunter spielende Kinder und Seiltänzer im Park, wertet Kramar als "gutes Zeichen einer neuen, positiven Lebensenergie im Bezirk."
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