Der älteste Büchsenmacher Wiens werkelt am Alsergrund
Auch mit 78 Jahren bleibt Büchsenmacher Martin Kruschitz seiner Leidenschaft treu und werkelt jeden Tag.
ALSERGRUND. Der wohl älteste noch arbeitende Büchsenmacher Wiens hat sein Geschäft am Alsergrund. Das wurde aber nicht etwa vor zehn, sondern vor 80 Jahren eröffnet. "Im Jahr 1934 – als die Wirtschaftskrise war – hat mein Vater entschieden, aus Ferlach nach Wien zu kommen und hier in der Kolingasse 17 im Jahr 1938 sein Geschäft zu eröffnen", erzählt Martin Kruschitz. Mit 78 Jahren steht er immer noch jeden Tag vor der Werkbank und kümmert sich um Jagdwaffen aller Art.
Er selbst war seinerzeit der jüngste Büchsenmacher-Meister Österreichs und wird diesen Titel wohl für immer behalten. Denn mit 18 Jahren wird heutzutage niemand mehr die Meisterprüfung ablegen, da so etwas durch neue Verordnungen verhindert wird.
Handwerk mit Tradition
"Früher gab es hier im Grätzel eigentlich viele Büchsenmacher", erzählt Kruschitz während er Namen aufzählt. Mittlerweile sind sie, Kruschitz und sein Enkel Philipp, die Platzhirsche am Alsergrund.
Der 31-jährige Philipp Kruschitz hatte nicht viel Auswahl bei der Berufswahl: "Sie haben mir immer gesagt: 'Entweder du wirst Förster oder Büchsenmacher'", scherzt der Meister. Also ging er zum Großvater in die Lehre. "Aber nur weil ich den Meisterbrief habe, heißt das nicht, dass mein Großvater nicht ständig alles kontrolliert und mir auf die Finger schaut", lacht Kruschitz. Er wird das Geschäft wohl irgendwann in der mittlerweile vierten Generation übernehmen.
Allzu bald wird das wohl nicht sein, denn auch nach 60 Jahren Erfahrung will sich Kruschitz nicht zur Ruhe setzen. "Die Herausforderung ist bei jeder Reparatur eine neue, da wird mir nie langweilig", so Kruschitz.
Einzelstücke handgemacht
Nach wie vor stellt die Familie auch selbst Waffen her. Alles in Handarbeit versteht sich. Hier geht aber nichts auf zack, zack. Für ein Gewehr brauchen die Meister rund ein Jahr, je nachdem wie aufwendig die Herstellung ist. "Preislich bewegen wir uns zwischen sieben und 70.000 Euro", sagt Kruschitz.
Eines der Einzelstücke hat Vater Kruschitz selbst in seiner Jugend hergestellt. Das rund 80 Jahre alte Gewehr steht auch zum Verkauf. "Dieses Gewehr hat zwar mein Vater hergestellt, aber wenn es verkauft wird, baue ich mir halt ein neues", lacht der 78-Jährige, denn das Handwerk wird er nie verlernen. Weitere Infos unter www.martin-kruschitz.at
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