Traude Kossatz
Die Puppen sind ihr Leben
Traude Kossatz, die Gründerin des Lilarum Figurentheaters, feiert ihren 80. Geburtstag mit einem Buch.
LANDSTRASSE. "Meine Mutter feierte ihren 80er und wir wollten ihr ein besonderes Geschenk machen: Ein Buch mit ihren schönsten Puppen", erzählt Paul Kossatz, Leiter des von Traude Kossatz gegründeten Lilarum Figurentheaters.
Traude Kossatz kam 1939 in Wien zur Welt. Schon in der Schule blieb ihr Talent für das Malen und Zeichnen, aber auch als Akteurin bei Schultheateraufführungen, nicht verborgen. Was ihre Mutter "nicht wirklich glücklich" machte. Also wurde sie Uhrmacherin. "Die Fingerfertigkeit, die man dafür braucht, hat mir später beim Puppenmachen sehr geholfen", sagt sie heute. In den 1960ern kam Kossatz erstmals mit Künstlern in Kontakt. "Das war meine Welt, ich war sofort fasziniert", erinnert sie sich.
40.000 Besucher pro Jahr
Nach Ausbildungen in Malerei und Bildhauerei lernte die Theaterliebhaberin die Kunstform Figurentheater kennen und lieben. "Kurz darauf war mir klar, ich wollte mein eigenes Puppentheater haben." 1980 gründete Kossatz das Lilarum – zunächst als Wanderbühne. "Dann fanden wir ein Filmlager im 14. Bezirk und bauten es zu einem Theaterraum mit 30 Sitzplätzen um. Dort in der Phillipsgasse war die Bühne so klein, dass die Puppenspieler bei der Aufführung knien mussten."
1997 dann der Umzug an den heutigen Standort in die Göllnergasse 8. Sohn Paul übernahm die Theaterleitung und Traude Kossatz konzentriert sich seither auf ihre künstlerische Arbeit. Heute ist das Lilarum eine Institution in der Wiener Theaterlandschaft und wird jährlich von rund 40.000 Zusehern besucht. 2010 erhielt Traude Kossatz das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Kunstfiguren in einem Kunstraum
Nun, an ihrem 80. Geburtstag, hat ihr Sohn sie mit dem Buch überrascht. Bei der Präsentation im Bezirksmuseum war sie gerührt: "Wunderschön. Das ist ja ein richtiges, großes Buch." Doch wie entstehen Kossatz einzigartige Puppen? "Am Anfang steht der Text, die Geschichte bestimmt den Charakter der Figur", erklärt Traude Kossatz. Dann beginnt sie zu zeichnen, sucht die passenden Stoffe aus. Bei ihr gibt es keinen unnötigen Schnickschnack, "nur weil es herzig aussehen würde". Inspiriert haben Kossatz zu ihrem unverwechselbaren Stil die abstrakte Malerei, estnische Märchenfiguren und das ungarische Puppentheater.
Anschließend formt sie den Körper und beginnt zu nähen. Hunderte Puppen entstanden so in den letzten 40 Jahren. Ihre Werkstatt ist zu Hause. "Puppen sind Kunstfiguren in einem Kunstraum", sagt sie. Lebendig werden die Figuren im Zusammenwirken von Puppenspielern, Sprechern, Musik und Licht. So entsteht jedes Mal ein Gesamtkunstwerk.
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.