Kunstaktion in Wien
Halten Frauen das Land in der Krise am Laufen?
Dem konsequenten Kampf für ein gerechtes Miteinander und gegen ein ewiggestriges Frauenbild haben sich Eva Puchner und Susanne Preissl verschrieben.
WIEN. Die "Brutpflegerinnen" Eva Puchner und Susanne Preissl, beide ursprünglich Schauspielerinnen, denen das Bühnendasein mit seinen Abhängigkeiten von Institutionen, Autoren und Regisseuren "irgendwann einfach nicht mehr passend für unsere kreativen Vorstellungen war" haben sich beim Kulturmanagement-Studium am IKM der Universität für Musik und darstellende Kunst kennengelernt. "Zu dieser Zeit war die Bundespräsidentenwahl samt der bizarren Stichwahlwiederholung, da haben wir gemeinsam beschlossen, mit unseren künstlerischen Mitteln etwas Politisches zu machen", erinnert sich Eva Buchner.
"Damals ist uns auch ein Zitat von Michael Howanietz untergekommen, das aus Norbert Hofers Buch „Für ein freies Österreich“, aus dem Jahr 2015 stammt. Er schreibt, dass der starke Mann sich nach einer Partnerin sehnt, bei der der Brutpflegetrieb stärker ausgeprägt ist als ihre Selbstverwirklichungsambitionen. Dieses ewiggestrige Frauenbild hat uns einfach nur wütend gemacht. Dagegen wollten wir aktiv werden." Nur mit tragischen Einzelschicksalen und groben Verallgemeinerungen könne der Kampf für ein gerechtes Miteinander aber nicht gewonnen werden, sind die beiden überzeugt. Deshalb stehen Frauenrechte, - und Themen in ihrem 2017 gegründeten Verein und ihren gemeinsamen Performances im öffentlichen Raum immer im Mittelpunkt, so auch 2021.
Frauen in der Krise, eine Bestandsaufnahme
Diesmal stellen sie bei ihrer Wientour, begleitet von ihrem Lastenfahrrad, das dabei als Hackler*innenzentale dient, die Frage "Halten Frauen* das Land in der Krise am Laufen?" Dabei soll nicht nur ein fruchtbarer Diskurs zum Thema entstehen, die Brutpflegerinnen wollen anhand der einzelnen Gespräche und Wortmeldungen der Passantinnen und Passanten und einem Voting der Frage richtig auf den Grund gehen. Aber auch online kann man abstimmen.
"Es ist uns wichtig, das mit Humor und niederschwellig zu tun, im öffentlichen Raum, fern von Zwängen und Ängsten, die Frauen oft haben, wenn sie in ihrem privaten Umfeld befragt werden", ergänzt Susanne Preissl. Eva Puchner, die den Lockdown mit der Betreuung ihrer beiden Kinder und Homeoffice hautnah erlebt hat, eine auch für sie erschöpfende Mehrbelastung, ergänzt: "Gerade in der Corona-Krise wurden Frauen, die ihre Brötchen häufig in einem der typischen “Frauenberufe” verdienen, zuerst als systemrelevant beklatscht und als Heldinnen hochgejubelt. Was bekanntlich nichts an der Wertschätzung dieser Berufsgruppen geändert hat. Weder, was die Bezahlung anlangt, noch den Respekt, den diese Frauen verdienen. Letzterer ist nämlich gleich nach zwei Wochen Krise abhanden gekommen!"
Die Zeit, in der die Welt diese Ungerechtigkeiten einfach hinnehmen musste, hat jetzt also ein Ende: Ein umgebautes Lastenfahrrad taucht am Horizont auf. Es ist die mobile Hacklerinnen*zentrale, die durch Wiens Bezirke wandert. "Jetzt können alle endlich kommen, um sich zu beschweren. Über bisher unhonorierte Tätigkeiten, den falsch verstandenen Feminismus und die fehlende Zeit", so die Brutpflegerinnen.
Die nächsten Termine
- Do, 10.6.2021: Kutschkermarkt/Währinger Pfarre Heilige Gertrud, 1180 Wien
- Fr, 11.6.2021: Siebensternplatz, 1070 Wien
- Sa, 12.6.2021: Kardinal Rauscher Platz, 1150 Wien
- Do, 17.6.2021: Meidlinger Hauptstraße 33/ Ecke Bonygasse, 1120 Wien
- Fr, 18.6.2021: Favoritenstraße 76, 1100 Wien
- Sa, 26.6.2021: Karlsplatz (Brunnen), 1040 Wien mit Abschlussperformance
Alles rund um die Brutpflegerinnen und die Aktion findet man hier.
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