64.440 Namen
Shoah-Gedenkmauer im Ostarrichi-Park eröffnet
Am Dienstag, 9. November, wurde die Gedenkmauer im Ostarrichi-Park mit einer Zeremonie eröffnet. Sie besteht aus 160 Gedenksteinen.
WIEN/ALSERGRUND. Die Gedenkmauer ist mit 64.440 Namen von jüdischen Kindern, Frauen und Männern versehen, die während der Shoah verfolgt, vertrieben und getötet wurden.
Die Namensmauer erstreckt sich über 187 Meter. Auf den 160 Gedenksteinen aus sandsteinfarbenem Granit stehen 64.440 Namen. Hinter jedem Namen steht ein Schicksal und eine Lebensgeschichte. Mit der Namensmauer erhalten die Menschen wieder einen Platz in ihrer Heimat und geraten nicht in Vergessenheit.
Mit Reden, Gedichten, Psalmen und Gesang wurde den Opfern des Nationalsozialismus gedacht. Nach langen Diskussionen, wo das Denkmal errichtet werden sollte, wurde der Ostarrichi-Park neben dem Alten AKH als Ort gewählt.
Der Spatenstich der Gedenkmauer erfolgte im Juni des vergangenen Jahres. Die Kosten von rund 5,3 Millionen Euro für die Namensmauer übernahm fast zur Gänze die Bundesregierung aus Steuergeld.
20 Jahre Einsatz
Ein besonderer Ehrengast war Kurt Yakov Tutter. Der Holocaust-Überlebende ist Initiator der Namensmauer und setzte sich seit rund 20 Jahren für ein Denkmal wie dieses ein.
"Ich hatte immer die Zuversicht, dass uns dieses Land eines Tages eine solche Gedenkstätte geben wird. Mit der Errichtung dieser Gedenkstätte, haben wir andächtig versucht, den ermordeten jüdischen Kindern, Frauen und Männern, ihre Würde zurückzugeben", so Tutter in seiner Rede bei der Gedenkfeier.
Tutter wurde in Wien geboren und musste 1939 mit seiner Familie nach Belgien flüchten. Seine Eltern wurden drei Jahre nach der Flucht nach Auschwitz deportiert. Tutter selbst kam bei einer Familie unter, die ihm durch ihren Schutz das Leben rettete. Er setzt sich seit rund 20 Jahren dafür ein, dass ein Denkmal für die Opfer der Shoah in Wien entsteht.
"Es ist wichtig, sich zu erinnern"
Oskar Deutsch, Vorsitzender der Israelitische Kultusgemeinde Wien: "Genau heute vor 83 Jahren kam es zu einer neuen Dimension des Antisemitismus. Alleine in Wien wurden 88 Menschen schwer verletzt und 27 Menschen ermordet."
Deutsch betonte wie wichtig es ist, sich zu erinnern: "Diese Gedenkstätte ist ein Meilenstein. Die Namensmauer hat das Potenzial unsere gesamte Gesellschaft – alle, die in Österreich leben – zu beeinflussen. Diese Gedenkstätte dient der Zukunft: Sie gibt ausgelöschten Existenzen ihren Namen zurück. Die Opfer werden so aus der Anonymität geholt und sichtbar."
Unter anderem befanden sich unter den Gästen Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP), Bundesministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne). Bundespräsident Alexander Van der Bellen konnte wegen einer Corona-Infektion einer Mitarbeiterin nicht an der Zeremonie teilnehmen.
Bundeskanzler Schallenberg: "Zu oft hat sich Österreich als Opfer des Nationalsozialismus gesehen. Mit der Namensmauer setzen wir ein Zeichen für uns und die nachkommenden Generationen. Ein Zeichen gegen Antisemitismus."
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