Alsergrund
So steht's bei den Bauarbeiten an und in der Votivkirche

Die Restaurierungsarbeiten an der Votivkirche schreiten voran – nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen. Die BezirksZeitung hat sich zwei besondere Elemente der Kirche näher angeschaut, die nun von der Universität für angewandte Kunst Wien restauriert werden. 

WIEN/ALSERGRUND/INNERE STADT. Man kann sich die Votivkirche ohne Baugerüste ja gar nicht mehr vorstellen – doch lange wird es diese nicht mehr brauchen. "Geplant ist, dass wir die Außenrenovierung bis Ende dieses Jahres fertig haben", sagt Joe Farrugia, Pfarrer der Votivkirche: "Innen wird noch am Nordschiff gearbeitet, das hoffentlich nächstes Jahr fertig wird."

Neben den großen Baustellen gibt es in der Votivkirche aber zahlreiche Feinarbeiten, die hinter den mächtigen Baugerüsten fast unbemerkt bleiben. Denn die Kirche ist aus kunsthistorischer Sicht eine wahre Schatzkammer. Sie birgt alte Altäre, Kerzenständer, Prozessionsflaggen und mehr, die einzigartig sind und eine besondere Behandlung brauchen: Denn auch sie leiden unter Verschleißerscheinungen, auch sie müssen restauriert werden. 

Aktuell beherrschen Baugerüste noch die Atmosphäre in der Votivkirche – doch nicht mehr lange.  | Foto: Maximilian Spitzauer
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Eine gewinnbringende Kooperation

Hier kommt nun eine andere gewichtige Institution ins Spiel, namentlich das Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien am Salzgrieß in der City. Diese unterstützt die Kirche seit Jahren bei der Restaurierung wertvoller Objekte.

"Das ist eine Win-Win-Situation. Erstens können die Studierenden von der Angewandten für ihre Ausbildung hier üben und recherchieren. Und für uns ist es wichtig, dass es hier eine anerkannte und professionelle Institution gibt, die sich um die kostbaren Gegenstände gut kümmert", so Farrugia. 

So sieht der Josephsaltar aus.  | Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien.
  • So sieht der Josephsaltar aus.
  • Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien.
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"Nachdem wir hier im vergangenen Jahr ein Museum in der Votivkirche eröffnet haben, geht es aktuell um die Kanzel und den Josephsaltar", erklärt Gabriela Krist – sie ist die Institutsvorständin des Instituts für Konservierung und Restaurierung. Wenn sie von der Votivkirche spricht, gerät sie ins schwärmen: "Sie ist eine Gesamtkunstwerk, das vom Architekten Heinrich von Ferstel durchgeplant wurde. Er hatte in jedem Detail seine Finger im Spiel."

Ein mitgenommener Altar

Doch der Zahn der Zeit nagt unbarmherzig an den Stücken – und zum Teil wurden sie in der Vergangenheit auch unpassend behandelt. So etwa beim Josephsaltar, der im Jahr 1867 eingeweiht wurde und eine Schenkung an die Votivkirche war. Sein Rahmen besteht hauptsächlich aus Zedernholz, in zwei seiner Flügeltüren sind außerdem Gemälde auf einer Eisenplatte eingelassen. Dazu gibt es einige bemalte Skulpturen aus Holz, die auf dem Altar angebracht sind. 

Gabriela Krist ist die Institutsvorständin am Institut für Konservierung und Restaurierung.  | Foto: Privat
  • Gabriela Krist ist die Institutsvorständin am Institut für Konservierung und Restaurierung.
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"Im Rahmen von Untersuchungen unseres Studenten Elias Campidell stellte sich heraus, dass bei diesen Skulpturen ein maltechnisches Problem besteht. Es wurde zum Beispiel das Pigment Bleiweiß aufgetragen, wodurch es zu Verseifungserscheinungen kam", so Krist. So erklären sich einige unschöne schwarze und weiße Flecken, die an Schimmel erinnern – es aber nicht sind. 

Auch früher wusste man vieles nicht

Warum das Pigment aufgetragen wurde, ist unklar – vielleicht wusste der Maler einfach nicht, wie die Farbe mit dem Pigment reagiert. Im 19. Jahrhundert kamen im Zuge der industriellen Revolution nämlich viele neue Materialien und Stoffe zum Einsatz, deren Wirkungen und Besonderheiten man aber noch gar nicht richtig einschätzen konnte. "Die schwarzen und weißen Seifenblasen, die sich dadurch jedenfalls auf den Skulpturen bildeten, sind heute schwierig zu entfernen. Kollege Campidell hat nun im Rahmen seiner Diplomarbeit ein Konzept vorgelegt, wie man den Altar restaurieren kann", so Krist.

Schwarze und weiße Verfärbungen wie diese entstanden wegen dem Einsatz des Pigments Bleiweiß.  | Foto: Tobias Schmitzberger
  • Schwarze und weiße Verfärbungen wie diese entstanden wegen dem Einsatz des Pigments Bleiweiß.
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Verfärbtes Zedernholz

Denn das ist nur eins von mehreren Problemen am Josephsaltar. Auch das Zedernholz wurde etwa nicht sachgemäß mit Öl behandelt und ist deshalb verschmutzt und färbt sich schwarz. Hier ist etwa denkbar, dass irgendwann im letzten Jahrhundert ein Mesner den Altar nach einiger Zeit etwas herausputzen wollte und ein Öl auftrug, dass mit dem Material langfristig ungünstig reagierte. Auch hier wird nun daran gearbeitet, dies wieder sauber hinzubekommen – das Projekt zur Restaurierung des Altars soll ab Herbst umgesetzt werden, wieder von Studierenden der Angewandten.

Deshalb befindet sich daher im Moment nur die hölzerne Altararchitektur und der steinerne Altartisch vor Ort in der Votivkirche. Die Flügel und die Skulpturen sind zur Restaurierung im Atelier des Institutes für Konservierung und Restaurierung der Angewandten am Salzgrieß.

Aktuell befinden sich die Skulpturen am Institut für Konservierung und Restaurierung am Salzgrieß.  | Foto: Tobias Schmitzberger
  • Aktuell befinden sich die Skulpturen am Institut für Konservierung und Restaurierung am Salzgrieß.
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Auch die Kanzel wird restauriert

Ein weiteres Thema ist die Kanzel, die im Rahmen eines Vordiploms der Studentin Natali Grodecki untersucht wurde. Auch hier wurde im ersten Schritt vor allem das Material analysiert, um einmal genau zu wissen, woraus der Altar eigentlich besteht. "Es handelt sich dabei hauptsächlich um einen sehr dichten Kalkstein, der aus Istrien stammt", erklärt Krist.

So sieht die Kanzel in der Votivkriche ohne Gerüst aus. | Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien.
  • So sieht die Kanzel in der Votivkriche ohne Gerüst aus.
  • Foto: Institut für Konservierung und Restaurierung der Universität für angewandte Kunst Wien.
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Aber auch andere Detailelemente wie Glasmosaike oder Onyx seien dort eingebaut: "Hier konnte bereits eine Reinigung erfolgen, die großteils ganz einfach mit Wasser durchgeführt wurden." Für einige weitere Teile, die etwas aufwändiger sind, soll eine Restaurierung im kommenden Herbst durchgeführt werden. Die Fertigstellung wird im Laufe des Wintersemesters 2022/23 erfolgen.

Aktuell verbirgt sich die Kanzel hinter einem Gerüst.  | Foto: Max Spitzauer
  • Aktuell verbirgt sich die Kanzel hinter einem Gerüst.
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Gut Ding braucht Weile

Die Kooperation zwischen Votivkirche und Angewandter ist jedenfalls recht fruchtbar, das bestätigt auch Krist: "Wir sind zwar nicht die schnellsten, weil unsere Studierenden an die Semester gebunden sind und nur zweimal pro Woche an den Objekten arbeiten können. Aber wir können dafür noch mehr wissenschaftliche Recherchen durchführen und haben eine besondere Expertise, die freiberufliche Restauratorinnen und Restauratoren in dieser Form schwer leisten können. Daher ist das eine gute Sache für beide Seiten."

Der Josephsaltar und die Kanzel werden daher wohl nicht das letzte Stück der Votivkirche sein, dass von Studierenden der Universität für angewandte Kunst restauriert wird. 

Zur Sache
Für die Restaurierung der Votivkirche bittet Pfarrer Joe Farrugia um Spenden an:
Votivkirche zum Göttlichen Heiland
Bank Austria: IBAN: AT67 1100 0032 2014 1000 (BIC: BKAUATWW)

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