Kolumne zur Sprache in Wien
Sprachverliebt am Alsergrund
Barbara Dvoran schreibt Texte über das Wiener Sprachgemisch und veröffentlicht sie auf meinbezirk.at
WIEN/ALSERGRUND. Zach. Zaaach. Das ist eines der vielen Wiener Wörter, die Barbara Dvoran besonders gut gefallen. "Wir können mit dem Wienerischen Dinge ausdrücken, die man in der Hochsprache gar nicht sagen kann", meint sie. Zach ist eben nicht nur fad, lang oder zäh – es ist alles zusammen und mehr als das.
Barbara Dvoran ist sprachverliebt: In ihrer "Kolumne zur Sprache in Wien", die sie auf www.meinbezirk.at/alsergrund und auf ihrem eigenen Blog Zitronenblatt veröffentlicht, geht es regelmäßig um kuriose, seltene, spannende, passende und unpassende Wörter und Ausdrücke und die oft überraschenden Querverbindungen zwischen ihnen. Es geht um Altbekanntes und fast Vergessenes wie "urassen" und "Spompanadeln", man lernt aber zum Beispiel auch, wie Trick 17 in anderen Ländern ausgedrückt wird und woher der heute viel gebräuchlichere Ausdruck life hack stammt.
Englisch nur mit Mehrwert
Das Englische im Deutschen ist überhaupt immer wieder Thema: "Ich finde es schön, wenn sich Sprache verändert", sagt Dvoran, "aber wenn die englischen Einsprengsel keinen Mehrwert mehr erfüllen, dann finde ich das nicht mehr so schön." Also: "Smartphone" – ja, weil es hier keine deutsche Entsprechung gibt, aber "issues", also einfach Probleme – nein. Alltagsbeobachtungen und sich daraus fortspinnende Gedanken ergänzen die Kolumnen und machen sie leicht lesbar und unterhaltsam.
Begonnen hat Dvoran ihren Blog vor etwa einem Jahr als Corona-Projekt. Zur gleichen Zeit ist sie auch in den 9. gezogen und hat sich als Texterin und Übersetzerin selbstständig gemacht. Während der Lockdowns hat sie viel Zeit zum Spazieren und Nachdenken gehabt und so den Bezirk kennengelernt. "Ich wollte schon immer hier leben", sagt sie, die besonders das Servitenviertel wegen seiner Atmosphäre und der Lokale schätzt.
Rückkehr zum Reisen
Um das schreiben zu können, was ihr am Herzen liegt, hat Dvoran vor einigen Jahren ihren Beruf als Deutschlehrerin aufgegeben, der ihr eigentlich großen Spaß gemacht hat. "Die Schülerinnen und Schüler haben viel Humor und es hat mir gut gefallen, aber ich wollte selbst etwas produzieren", sagt sie.
Entstanden sind bisher ein Buch und Kurzgeschichten, daneben schreibt und übersetzt Dvoran auch im Auftrag anderer. Sie liebt nämlich nicht nur Deutsch, sondern hat auch gleich nach der Matura drei Jahre in Portugal gelebt und danach in Sizilien Deutsch unterrichtet und die Landessprachen gelernt. Die Verbindungen ins Ausland waren während der Hochphase der Pandemie eingeschränkt, aber dass in anderen Ländern, vor allem Brasilien, das Leid noch größer war als bei uns, hat Dvoran durch Freundinnen und Freunde mitbekommen. Jetzt freut sich die Alsergrunderin darauf, sie wieder besuchen zu können.
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