Aus Erfahrungen klug werden. Das lateinamerikanische Konzept "Systematisierung von Erfahrungen" als Reflexionsmethode für Selbstorganisation und Repräsentation in der Stadt.
Zeit: Mo., 15. Juni 2015, 18.30 Uhr
Ort: Wagner Saal, C3 - Centrum für Internationale Entwicklung, Sensengasse 3, 1090 Wien
Anmeldung: http://www.pfz.at/article1745.htm
Repräsentation ist eine umstrittene Angelegenheit. In öffentlichen Debatten werden nur bestimmte Stimmen gehört und wahrgenommen. Die Stimmen von kreativen Abweichlern, Marginalisierten oder Gruppen, die das "System" zu sehr in Frage stellen, finden nur in alternativen Öffentlichkeiten Gehör. Damit aus Abweichlern und EinzelkämpferInnen politische Bewegungen werden, braucht es gelungene Formen der Selbstorganisation.
In unserer Stadt gibt es nun seit mehreren Jahrzehnten Erfahrungen mit emanzipatorischen sozialen Prozessen und Versuchen der alternativen Repräsentation, sodass mittlerweile viele Erfahrungen gemacht wurden, gute wie weniger gute, aus deren systematische Reflexion viel zu lernen ist.
Dies steht dem derzeit dominanten Ansatz entgegen, Effizienz, Zielgruppenorientierung oder Multiplizierbarkeit als zentrale Leitlinien der sozialen wie auch politischen Arbeit zu verstehen. Erfahrung hingegen zählt nicht zu den Quellen dieser Arbeit. Im Gegensatz dazu steht ein Zugang aus Lateinamerika, der an diesem Abend präsentiert und diskutiert werden soll, im Sinne eines Prozesses des "von Süden Lernens":
Systematisierung von Erfahrungen ist ein grundlegender Bestandteil eines kollektiven Lern- und Reflexionsprozesses in der lateinamerikanischen Tradition der Educación Popular. Alle Beteiligten sollen dabei gemeinsam zu ErforscherInnen der Welt, in der sie leben, und vor allem ihrer eigenen Praktiken werden. Es gilt, das Spannungsfeld von Anpassung und Veränderung auszuloten und dabei den Blick nach vorne zu richten:
"Es ist möglich etwas zu verändern, und wir sind fähig zu verändern."
(Oscar Jara)
Einer der wesentlichen "Erfinder" und Promotoren dieser Methode, Oscar Jara (Costa Rica), betrachtet das gemeinsame und gleichberechtigte Erforschen der eigenen Lebenswirklichkeit als Grundvoraussetzung dafür, dass die Betroffenen ihre Praktiken und die Welt, in die sie eingebettet sind, verändern können. Jara betont, dass diese Arbeitstechniken nicht als Zusammenstellungen von Methoden zu sehen seien, die über Beforschte möglichst viele zuverlässige Daten generieren, anhand derer daraufhin Wissen zur angemessenen "Regierung" über Menschen entwickelt werden könne. Vielmehr sollen der Raum und die Arbeitstechniken der Systematisierung einen Rahmen bieten, um diese eigenen Erfahrungen kollektiv zu reflektieren und zu neuen Formen des Handelns zu finden.
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