Die Hamster vom Meidlinger Friedhof
Am Friedhof Meidling lebt man Tür an Tür mit kleinen Feldhamstern.
MEIDLING. Sie sind heiß begehrt bei Fotografen und Tierliebhabern, doch zeigen sie sich nicht allzu oft: die Feldhamster auf dem Meidlinger Friedhof. Wie lange sich die Population dort schon angesiedelt hat, kann niemand so genau sagen. Auf jeden Fall ist sie schon lange bekannt. Carina Siutz vom Department für Verhaltensbiologie der Uni Wien beobachtet die kleinen Tierchen bereits seit einiger Zeit. "Wir kartieren regelmäßig die Hamsterbaue in Wien", so die Biologin, "und im östlichen Teil des Friedhofes, also in der Nähe des Meidlinger Krankenhauses, kommt es öfters zu Sichtungen."
Seltene Tiere
Feldhamster sind dämmerungsaktive Einzelgänger, die eigentlich nur zur Nahrungssuche aus dem Bau kommen. Da sie zusätzlich von September bis März Winterschlaf halten, muss man Glück haben, um sie zu erwischen. "Die meisten Leute freuen sich darüber und nehmen es mit Humor", so Siutz. Wenn sich die Hamster bedroht fühlen, können sie jedoch schnell aggressiv werden und auch zubeißen. "Deshalb sollte man sie besser nicht berühren", sagt die Biologin.
Es würden immer wieder auch junge Tiere gesichtet, sodass der Bestand über die Zeit hinweg relativ stabil geblieben sei, heißt es seitens der Uni Wien. Die Feldhamster hausen übrigens nicht nur im Zwölften, sondern auch in Simmering und Favoriten.
Rätsel um tote Hamster
Besorgnis um die Meidlinger Tiere äußerte bz-Leserin Ingrid, die regelmäßig auf Fotosafari nach den putzigen Tierchen ist. Dabei fand sie ein paar verendete Feldhamster. Die Favoritnerin vermutet nun einen Giftanschlag an die streng geschützten Nager.
Entwarnung kommt von der Umweltschutzbehörde der Stadt Wien. So konnte die These von Giftködern nicht bestätigt werden. Eine mögliche Todesursache könnte Inzucht sein: In abgeschlossenen Bereichen wie dem Meidlinger Friedhof käme es zu keinem genetischen Austausch mehr. Die daraus resultierende Inzucht könnte zu vermehrten Todesfällen führen.
Ingrid glaubt nicht ganz an die Erklärungsversuche: "Dafür sind zu viele Hamster verschwunden", so die Meidlingerin. Sie verspricht, nach Giftködern zu suchen und dem Rätsel auf den Grund zu gehen.
Wenn auch Sie Beobachtungen machen, schicken Sie diese per E-Mail (auch mit Fotos) an die bz-Wiener Bezirkszeitung.
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