Horrorhaus bricht alle Rekorde
Hunderte Verfahren: Unfassbare Zustände in der berüchtigten Zinskaserne an der Brigittenauer Lände.
(si). Seit den 90er-Jahren ist die Problematik um die Brigittenauer Lände 58 bekannt: Der Hausherr geht bei Sanierungen gelinde gesagt "sparsam" vor, Anrainer beschweren sich immer wieder über Müllablagerungen und Vandalismus. Und: Viele der Bewohner halten sich ohne Aufenthaltsgenehmigung im Land auf.
Das belegt nun eine Beantwortung einer Anfrage der Freiheitlichen im Bezirksparlament. Unglaubliche 600 Verfahren nach dem Meldegesetz sind seit 2002 im Zusammenhang mit dem Gebäude anhängig gewesen. Die Aufklärungsquote ist freilich minimal: Bis die entsprechenden Gerichtsbriefe zugestellt sind, sind die Beschuldigten längst umgezogen.
Kein Einzelfall
Die Brigittenauer Lände 58 ist nicht das einzige Haus im Bezirk, in dem Menschen ohne Aufenthaltstitel untergebracht sind. 53 Verfahren wegen "sanitärer Übelstände" gab es in den letzten Jahren, doch der Hausherr beseitigt die Mängel meist kurz, bevor das Magistrat eine Strafe ausspricht.
Auch nach dem Elektrotechnik- und Gasgesetz sowie der Bauordnung waren dutzende Verfahren anhängig – gestraft wurde nie. "Der Hausbesitzer ist so intelligent, dass er weiß, wann er was tun muss", fasst Bezirksvorsteher Hannes Derfler (SP) die Situation zusammen.
Nachdem der übliche Behördenweg offensichtlich die Gesamtlage nicht entschärfen konnte, will man nun über Zivilverfahren den Zinshaus-Kaiser zur Räson bringen.
Anrainer sollen tätig werden
"Die mobile Gebietsbetreuung arbeitet derzeit an einem Konzept, um die Anrainer für Klagen gegen den Hausbesitzer zu gewinnen", so Bezirksvorsteher Derfler bei der Anfragebeantwortung. Die Mieter, die unter den Missständen leiden, können selbst kaum etwas machen: Beim Gang zur Polizei würde vielen die Abschiebung drohen.
FP-Bezirkspolitiker Herbert Grausam fordert nun, dass die öffentliche Hand - etwa über einen Fonds - zumindest das Risiko der Prozesskosten für die Anrainer deckt.
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