Donauinsel: Unterwegs mit der Fahrradpolizei
Wer kennt die Fahrradpolizei? Die bz war mit den Inspektoren auf zwei Rädern an der Donau auf Streife.
DONAUSTADT. Auch bei Temperaturen über 35 Grad, wie sie Wien derzeit ertragen muss, wollen Peter Skala und Nicole Hriza nicht mit ihren Kollegen tauschen. Sie sind zwei von 64 Polizisten und Polizistinnen in Wien, die ihren Dienst mit dem Fahrrad versehen. Im Gegensatz zu jenen, die in klimatisierten Autos auf Streife gehen, sind sie nicht in der normalen Uniform, sondern in Radhose – die es auch kurz gibt – und Radtrikot, Polizeiabzeichen inklusive, unterwegs. "Bei diesen Temperaturen haben wir es allein schon aufgrund der Kleidung angenehmer als die Kollegen", sind sich die beiden einig.
Sie sind in der Donaustadt im Einsatz, einem von acht Bezirken, in denen es die Fahrradpolizei gibt. Davon, dass viele Menschen in Wien gar nicht wissen, dass die Polizei mit Rädern unterwegs ist, sei im 22. Bezirk nichts zu bemerken. Hier habe die Bevölkerung ihre Präsenz längst – durchaus positiv – bemerkt. Mit Aussagen wie "Endlich ein Inspektor zum Angreifen" ließen sich die Reaktionen ganz gut zusammenfassen, so Skala. Die Menschen würden vor allem schätzen, dass sich Fahrradpolizisten "auf Augenhöhe" befänden und der Kontakt zu ihnen leichter herzustellen sei als zu jenen im Auto. Außerdem würden sie von vielen Radfahrern und -fahrerinnen eher akzeptiert, weil sie eben die Sorgen jener, die sich auf zwei Rädern fortbewegen, besser nachempfinden könnten. "Wir werden sehr oft angesprochen", so die beiden.
Von Mord bis Nacktbaden
Nicht ganz so positiv reagieren auf die radelnden Polizisten jene, die auf der Donauinsel von ihnen aufgehalten werden. Etwa, weil das Rad nicht über die gesetzlich vorgeschriebene Ausstattung – wie Klingel, Reflektoren und Katzenaugen – verfügt. Denn dass man diese Dinge auch im gleißenden Sonnenlicht auf der Donauinsel braucht, will so mancher nicht wahrhaben, und schnell entwickelt sich eine Diskussion mit Inspektor Peter Skala – der allerdings die Möglichkeit einräumt, nachzujustieren, und dann mit dem gesetzeskonformen Rad auf der Inspektion vorbeizukommen. "Es ist immer das gleiche. Zuerst werden alle möglichen Ausreden gefunden, dann wird diskutiert und am Ende sehen es die meisten ein", so Peter Skala.
Aber die Fahrradpolizisten sind nicht nur für Radfahrer zuständig, sie haben genau die gleichen Aufgaben wie jene, die im Auto unterwegs sind. Wenngleich das zum Glück nicht alltäglich ist, hatten die Kollegen aus dem 22. Bezirk auch schon mit Mord zu tun. Die Vergehen, denen sie für gewöhnlich auf der Insel nachgehen, sind aber meist harmloser. Etwa nicht angeleinte Hunde (auf der Donauinsel gilt Leinenpflicht), Autofahrer, die nicht gewusst haben wollen, dass sie nicht zum Vienna City Beach Club vorfahren dürfen, um einen Tisch zu reservieren, Drogendeals, aber auch unerlaubtes Nacktbaden – dafür gibt es die FKK-Zone – fallen in das Aufgabengebiet von Peter Skala und Nicole Hriza. Aber auch wenn sie via Funk gerufen werden, rücken die beiden mit dem Rad aus – was den Vorteil bringe, oft schneller und einfacher an den Einsatzort, etwa einen Wohnbau, zu kommen als mit dem Auto.
Verkehr verändert sich
Dass sich der Verkehr in Wien verändert, immer mehr Menschen mit dem Rad fahren und auch eine Zukunft mit weniger Autos ein wichtiges Thema in der Stadt ist, spiegelt sich offenbar auch bei der Exekutive wider. In die polizeiliche Grundausbildung soll das Fahrrad allerdings dennoch nicht aufgenommen werden. Das mache in Anbetracht seines geringen Anteils in ganz Österreich keinen Sinn, argumentiert man im Innenministerium.
Die Radl-Polizisten sind auch Freund und Helfer, wenn es um Reparaturen geht.
Zur Sache:
64 Fahrradpolizisten sind derzeit in den Bezirken 1, 3, 5, 8, 19, 20, 21 und 22 unterwegs. Vor allem dort wo es viele Grünflächen gibt oder eben in Donaunähe habe ihr Einsatz Vorteile. Bis Jahresende sollen 36 dazukommen. Sie erhalten eine spezielle, dreitägige Ausbildung von einem Mountainbike-Instruktor - bei der man unter anderem lernt Hindernisse zu überwinden oder auch Stiegen hinunter zu fahren - und müssen sich regelmäßigen Fitness-Checks unterziehen.
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