Hobby in Heimquarantäne
Ein Mann und 206.500 Streichhölzer
In vier Monaten bastelte Egbert Krenn einen riesigen Eishockey-Pokal aus Zündhölzern.
DONAUSTADT. Zehn Wochen lang war Egbert Krenn während der Zeit der Corona-Ausgangsbeschränkungen ganz allein in seiner Wohnung. "Ich bin lungenkrank, und meine Lebensgefährtin hat während des Lockdowns alte Menschen bei Besorgungen unterstützt. Damit sie mich nicht gefährdet, ist sie zu ihrer Schwester gezogen", sagt Krenn. Versorgt wurde er in dieser Zeit ebenfalls von seiner Partnerin, die ihm die Einkäufe vor die Tür brachte.
Anstatt allein zu verzweifeln, hat sich der 60-jährige Hirschstettner ein Projekt gesucht, das ihm die Zeit vertreibt: Er hat den Pokal der österreichischen Eishockey-Liga aus Zündhölzern nachgebaut. "Mir ist nie langweilig", erklärt er. "Ich habe auch schon früher mit Zündhölzern gebastelt und Schiffe nachgebaut." Wie genau er auf die ausgefallene Idee gekommen ist, kann er nicht sagen: "Ich wollte schon immer anders sein."
Im Internet gibt es alles
Fünf Tage die Woche hat Krenn sich an die Arbeit gemacht, vier Monate lang – auch, als seine Lebensgefährtin schon wieder bei ihm einzogen war, hat er noch weitergemacht. Vier Tage hat es allein gedauert, die Schale glatt zu schleifen. Jetzt ist der Pokal endlich fertig. 206.500 Zünder wurden darin verarbeitet. Bestellt hat Krenn sie im Internet, wie auch den Kleber, mit dem die Hölzer verleimt wurden. "Das ist nichts Spezielles, ich habe einfach Pattex genommen", sagt Krenn. 700 Euro, so schätzt er, hat ihn die Herstellung des Pokals insgesamt gekostet. Bilder und die Maße des nach einem verstorbenen Ligapräsidenten Karl Nedwed Trophy genannten Pokals fand Krenn ebenfalls im Internet – einer maßstabgetreuen Nachbildung stand so nichts mehr im Weg.
Als Donaustädter ist Krenn natürlich Fan der Vienna Capitals. Seinen Pokal möchte er deshalb auch von den Spielern signieren lassen. Doch bis das passiert, wird es noch eine Weile dauern – Krenn verlässt seine Wohnung nach wie vor nicht, weil er das Risiko als zu hoch einschätzt. Die andauernde Isolation macht ihm aber noch immer nicht zu schaffen – er hat schon den nächsten Pokal in Angriff genommen. Diesmal handelt es sich um eine Football-Trophäe.
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