Stadtstraße Aspern
Ein Schauspieler spielt im Democamp für Kinder
Schauspieler Gernot Kranner unterstützt den Protest gegen die geplante "Stadtstraße" auf ganz besondere Art und Weise: Jeden Sonntag spielt er am Democamp Hausfeldstraße ein Theaterstück für Kinder.
WIEN/DONAUSTADT. Vergangenen Sonntag war Pinocchio an der Reihe: Der bekannte Schauspieler und Regisseur Gernot Kranner schließt sich dem Democamp gegen die geplante "Stadtstraße" auf seine ureigene Weise an, indem er jeden Sonntag um 14 Uhr ein Theaterstück für Kinder aufführt - bei freiem Eintritt.
"Dort, wo die 'Stadtstraße' gebaut werden soll, befinden sich die letzten freien Grünflächen der Stadt", erklärt Kranner, "deshalb muss man alles tun, um die Verbauung zu verhindern und damit die Klimakrise zu bremsen - ganz besonders für unsere Kinder." Ob der Künstler keine Angst hat, von der Stadt wegen seiner Anwesenheit im Democamp verklagt zu werden? – "Nein. Wissen Sie, ich habe zwei Kinder denen ich keine Betonwelt, sondern eine lebenswerte Zukunft hinterlassen will", erklärt der 59-Jährige, "deswegen muss ich etwas tun. Rund 20 Jahre lang habe ich in der Donaustadt gelebt und liebe diesen Bezirk immer noch. Aber die Stadtstraße löst keine Verkehrsprobleme, sondern wird sie noch verschärfen."
Was schlägt Schauspieler Kranner der Politik vor? "Wenn man das Geld nicht in neue Straßen, sondern in neue öffentliche Verkehrsmittel investieren würde, könnte der 22. Bezirk zum neuen Vorzeigebezirk Wiens werden. Dafür ist gar nicht viel notwendig, man müsste einfach nur ein bisschen neu denken."
Kranner erklärt, warum ihn seine Kindheit im steiermärkischen Fohnsdorf an die aktuelle Situation mit der Stadtstraße erinnert: "Mit meinen Freundinnen und Freunden bin ich als kleiner Bub damals oft an der B17 gestanden und habe gewartet, dass ein Lastwagen vorbeifährt. Wenn nach einer Weile einer gekommen ist, haben wir die Scheibenwischer gezählt - da gab es nämlich auch Lastwägen mit drei Scheibenwischern." Mit den Jahren wurde der Verkehr im Murtal immer stärker, auch der Transitverkehr wuchs stetig an. "Als die Schnellstraße S36 geplant worden ist, haben die Politiker gesagt, 'es ist eh nur eine Schnellstraße' - die S36 ist aber eine vollwertige Autobahn", so Kranner. "Irgendwann waren dann beide Straßen voll - die S36 und die B17. Heute ist das Tal kaputt."
Der Schauspieler befürchtet, dass die Entwicklung mit der Stadtstraße ähnlich verlaufen könnte. "Neue Straßen lösen die Verkehrsprobleme nur kurzzeitig, auf Dauer führen sie zu noch mehr Verkehr und damit zu neuen, noch größeren Problemen."
Dschungelbuch statt Asphaltwüste
Was hat Kranner für die Theaterbühne im Democamp geplant? "Am 26. Dezember werde ich 'Die Bremer Stadtmusikanten' zum Besten geben, eine Woche später ist dann Robin Hood zu Gast im Protestlager", sagt Vollblutschauspieler und Sänger Kranner, der neben seinen Tätigkeit als Ensemblemitglied der Volksoper auch an allen großen Theatern im deutschsprachigen Raum aufgetreten ist.
Kindertheater spielt für den 1962 in der Steiermark geborenen Künstler schon seit Jahren eine große Rolle: So gibt er regelmäßig Aufführungen in Schulen und Kindergärten und auf Festen für Kinder und Jugendliche. Dabei verfügt der Bühnenveteran über ein breites Repertoire, zu dem etwa "Mogli und das Dschungelbuch", "Der gestiefelte Kater", "Peter Pan" oder die "Zauberflöte" gehören.
Was?
Gernot Kranner spielt Kindertheater
Wann?
Jeden Sonntag um 14 Uhr
Wo?
Stadtstraßen-Democamp Hausfeldstraße,
100 Meter südlich der U2-Station Hausfeldstraße
Der Eintritt ist frei. Infos bei Gernot Kranner unter office@gernotkranner.at
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