Steht das Primärversorgungszentrum PHC Donaustadt vor dem Aus?
Das Ärztezentrum soll laut Medienbericht ein Flop sein. Die bz hat bei den ordinierenden Hausärztinnen nachgefragt.
DONAUSTADT. Vor gerade einmal neun Monaten hat in der Donaustädter Zschokkegasse 140 das erst dritte Primärversorgungszentrum – auch unter dem Schlagwort Primary Health Care, kurz PHC bekannt – Österreichs eröffnet. Das Konzept sieht vor, durch eine mindestens 50-stündige Wochenöffnungszeit ohne Urlaubsschließung in einer Gruppenpraxis mit mehreren Allgemeinmedizinerinnen vor allem auch die Spitalsambulanzen zu entlasten.
Im konkreten Fall ist die Lage dabei optimal gewählt, liegt doch die Ordination direkt gegenüber vom Donauspital mit dem eng kooperiert wird. Auch eine diplomierte Krankenschwester, eine Diätologin und eine Psychotherapeutin sind in dem Primärversorgungszentrum angesiedelt. In demselben und dem angrenzenden Gebäude gibt es weitere Ärzte und medizinische Dienstleister. Das PHC selbst führt "längere Öffnungszeiten, kürzere Wartezeiten und der Teamgedanke" als "Kern seiner Mission" an.
Umso erstaunlicher waren bei dieser Ausgangslage die Medienberichte, die Böses erahnen ließen.
Steht das PHC vor dem Aus?
Laut der "Presse" sei das Patientenaufkommen in der Gruppenpraxis viel niedriger als erwartet, was zu heftigen Streitereien unter den praktischen Ärztinnen inklusive Klagsdrohungen geführt habe. Die Hoffnungen, die Patienten würden anstelle der Spitalsambulanzen das nahegelegene Primärversorgungszentrum aufsuchen, hätten sich nicht erfüllt, gar von österreichweiten Auswirkungen bei dem "mittlerweile sehr wahrscheinlichen Fall", dass das PHC Donaustadt scheitere, war die Rede. Immerhin sollen ja bis 2021 insgesamt 75 neue Primärversorgungszentren hierzulande eröffnet werden.
Sogar der neue SP-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker habe laut den Berichten zusammen mit dem Bereichsleiter des Gesundheitswesens der Stadt, Richard Gaus, und den Verwaltungsdirektor des Donauspitals, Gerhard Rudy, bereits einen Rettungsversuch gestartet. Die Wiener Ärztekammer würde bereits seit einem halben Jahr unter den Ärztinnen zu vermitteln versuchen, auch die WGKK sei schon mit den Allgemeinmedizinerinnen in Kontakt. Eine Stellungnahme des PHC selbst sucht man in den Artikeln allerdings vergeblich.
Stellungnahme der Ärztinnen
Auf Anfrage der bz hat die Geschäftsführerin der Einrichtung und aktiv ordinierende Ärztin Regina Ewald jedenfalls binnen kürzester Zeit reagiert. Sie sei vor der Veröffentlichung durch "Die Presse" nicht kontaktiert worden, und zeigte sich empört über die "nicht autorisierten Falschmeldungen". "Richtig ist vielmehr, dass seit der Eröffnung im September 2017 die hohen Erwartungen zur Entwicklung unseres Primärversorgungszentrums in jeder Hinsicht sogar weit übertroffen wurden", so Ewald. Dies betreffe vor allem auch die große Anzahl der versorgten PatientInnen und die rasche Etablierung der erfolgreichen Zusammenarbeit mit dem Donauspital.
Aufgrund des Erfolges sei sogar die weitere Ausweitung der Zusammenarbeit mit noch zusätzlichen Ambulanzen des Donauspitals in Vorbereitung. "Alle drei Ärztinnen der Primärversorgung Donaustadt arbeiten somit gemeinsam sehr erfolgreich an der Umsetzung des innovativen und zukunftsträchtigen Konzeptes der Primärversorgung. An eine Schließung unserer Primärversorgung Donaustadt ist nicht einmal im Entferntesten zu denken", unterstreicht die Geschäftsführerin des PHC.
Keine Rettung notwendig
Auch von den kolportierten Rettungsversuchen von verschiedenen Instanzen weiß Ewald nichts: "Bisher hat mich auch noch keine Stelle kontaktiert, die sich der Lösung eines nicht vorhandenen Problems annehmen möchten. Wahrscheinlich weiß intern jeder, dass es gar kein Problem gibt." Auch die Donaustädter Bezirksvorstehung, die bisher nichts von der vermeintlich prekären Lage des Gesundheitszentrum wusste, teilt nach umgehender Kontaktaufnahme mit, dass die Ärztinnen schockiert waren angesichts der Frage, ob die Einrichtung vor dem Aus stehe.
Der Gesundheitsstadtrat Peter Hacker hat bis Redaktionsende auf eine Anfrage seitens der bz zu dem Thema nicht reagiert. "Wir überlegen rechtliche Schritte gegen die falschen und für uns rufschädigenden Inhalte insbesondere in "Die Presse", so Regina Ewald.
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