Kinder- und Jugendhilfe
Burgenlands erstes Krisenzentrum entsteht in Mörbisch
In Mörbisch entsteht Burgenlands erstes Krisenzentrum der Kinder- und Jugendhilfe. Die für zehn BewohnerInnen im Alter von drei bis 18 Jahren ausgelegte Einrichtung soll im Mai 2023 eröffnet werden.
MÖRBISCH. Das Krisenzentrum in Mörbisch soll in Fällen von Verdacht auf akute Gefährdung des Kindeswohls den Kindern ein sicheres zu Hause bieten und soll Betroffenen die Möglichkeit geben, die krisenhafte Periode zu überbrücken. „Die Zahl der Gefahrenmeldungen ist seit Jahren steigend. Waren es 2017 noch 750, so wurden im Vorjahr schon 1.100 Gefahrenmeldungen registriert“, begründete Landesrat Leonhard Schneemann den Bedarf an der neuen Einrichtung ihn Mörbisch, die im Mai 2023 eröffnet werden soll. Betreiber werden die Soziale Dienste Burgenland GmbH (SDB).
"Ulrike"
Das Zentrum entsteht in der ehemaligen Pension Ulrike in Mörbisch, die zuletzt von der Großmutter von Vanessa Schwaighofer geführt wurde. Die Mörbischerin weiß wie schnell eine Notsituation entstehen kann: „Ich habe früh meine Eltern verloren, wäre meine Großmutter nicht da gewesen, hätten ich und mein älterer Bruder auch in einem Krisenzentrum unterkommen müssen." Das Krisenzentrum soll auch in Zukunft den Namen der verstorbenen Mutter von Schwaighofer haben.
„Jedes Kind hat ein eigenes Bad, jedes Zimmer ist ausgestattet, es gibt eine gemeinsame Küche, einen Essbereich, Räume für die Betreuer – de facto kann man dort morgen einziehen“, so der Landesrat: „Ich bin sehr dankbar dafür, dass wir dieses Haus sehr bald seiner Widmung übergeben können.“ Rund 15.000 Euro sind für das Kinderschutzzentrum eingeplant. Der Kauf des Gebäudes könnte über den Europäischen Fonds für ländliche Entwicklung (ELER) finanziert werden.
Verübergehende Unterkunft
Im Haus sollen Betroffene eine vorübergehende Bleibe finden, wenn ein Verdacht auf akute Kindeswohlgefährdung besteht, etwa wegen Misshandlung, Missbrauch oder grober Vernachlässigung sowie bei sozialen und familiären Krisen. Im Schnitt soll die Verweildauer in dem Krisenzentrum drei Montate betragen, maximal können Kinder sechs Monate bleiben.
Neben der Betreuung ist es Aufgabe der Krisenzentren, mittels Krisenintervention und sozialer, psychologischer und pädagogischer Diagnostik Empfehlungen für eine Weiterversorgung innerhalb der Familie oder in einer Form der vollen Erziehung zu erarbeiten.
Bis zu 15 Mitarbeiter
Zukünftig wolle man außerdem die Bezirkshauptmannschaften entlasten. „Schon im Regierungsprogramm haben wir festgelegt, ein Krisenzentrum im Norden zu schaffen“, so der Landesrat. Zwölf bis 15 Mitarbeiter – darunter Sozialarbeiter, Sozialpädagogen und Pädagogen, klinische Psychologen sowie eine Verwaltungs- und eine Haushaltskraft - sollen für die zehn BewohnerInnen sorgen. Aufnahmen seien praktisch rund um die Uhr möglich, auch an Feiertagen. „Kein Kind wird vor die Tür gestellt, vor allem wenn keine Perspektive da ist“, stellte Schneemann klar.
Kinder- und Jugendhilfe im Burgenland
Im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe sind im Landesbudget 2023 21 Millionen Euro für stationäre Einrichtungen veranschlagt. Maßnahmen zur Unterstützung der Erziehung sind mit rund 5,3 Millionen Euro budgetiert. Für Pflegekinder sind 2,2 Millionen Euro vorgesehen.
2021 erhielten im Burgenland 1.455 Kinder Unterstützung in der Erziehung. 281 Kinder wurden in Einrichtungen betreut, 121 befanden sich bei Pflegeeltern. Insgesamt gab es 492 bewilligte Plätze in Einrichtungen, in 1.106 Fällen wurden Gefährdungsabklärungen durchgeführt.
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