Die Funktionstüchtigkeit unserer Kanalisation sicherstellen!
Neues Fortbildungsangebot für das Betriebspersonal
Das burgenländische Kanalnetz ist über 4.200 Kilometer lang. Für den Bau wurden mehr als 1 Mrd. € aufgewendet. Diese großen Investitionen kommen aber nur dann voll zum Tragen, wenn diese Anlagen auch von fachkundigem Personal betrieben werden. Seitens des Österr. Wasser- und Abfallwirtschaftsverbandes (ÖWAV) wurde hierfür ein Ausbildungspaket für das Betriebspersonal zum Kanal-Facharbeiter geschaffen. Denn der Kanalarbeiter aus früheren Zeiten ist in der Zwischenzeit zum Umwelttechniker mutiert. Er reinigt und überwacht unsere Kanäle, prüft die Funktion und den Bauzustand, setzt Kanalroboter und ferngesteuerte Kameras ein, bedient sich dabei technisch aufwendiger Fahrzeuge und trägt dabei eine große Verantwor-tung. Auf einen Beschäftigen im Bereich Kanal entfallen heute Investitionskosten von etwa 5 Mio. € (Kanal und Ausrüstung).
Die Entwicklung läuft weiter
Die Entwicklungen auf technischem und rechtlichem Gebiet schreiten aber ständig voran. Eine laufende Fortbildung des Personals ist daher unbedingt erforderlich. Nach dem Vorbild der bereits bestehenden Kläranlagen-Nachbarschaften wurden auf Initiative des ÖWAV in Zusam-menarbeit mit dem Amt der Burgenländischen Landesregierung nunmehr auch im Burgenland Kanal-Nachbarschaften eingerichtet. Damit wird auch für Betreiber von Kanalnetzen und das im Kanalbetrieb eingesetzte Personal eine regionale Informations- und Fortbildungseinrichtung geschaffen.
Die Ziele der Kanal-Nachbarschaften sind:
Das Wissen des Betriebspersonals erweitern und auf den neuesten Stand bringen
Den Informations- und Erfahrungsaustausch unter Berufskollegen zu fördern
Die bestmögliche Funktion der Kanalanlagen mit wirtschaftlichem Aufwand zu erreichen
Die Arbeit der Kanal-Nachbarschaften erfolgt dabei nach dem Motto:
Wissen vermitteln – Erfahrungen austauschen - Vom Nachbarn lernen
Startschuss am 11.6.2014 in Oberpullendorf
Auf Einladung des AWV Mittleres Burgenland, einem der derzeit größten Kanalbetriebe im Bur-genland, wurden am 11.6.2014 in den Räumlichkeiten der Stadtfeuerwehr von Oberpullendorf im Rahmen der Tagung „Betrieb von Kanalisationsanlagen“ die ÖWAV-Kanal-Nachbarschaften für das Burgenland gegründet. Der Obmann des Abwasserverbandes, Bgm. Peter Heger und der Vorstand der Abt. 9-Wasser- und Abfallwirtschaft, HR DI Gerald Hüller konnten 77 Teilnehmer (Obmänner, Bürgermeister, Amtmänner, Betriebsleiter, Kanalbetriebspersonal) aus dem ganzen Burgenland begrüßen. Die große Zahl der Teilnehmer zeigt wie wichtig dieses Thema für unsere Gemeinden ist. Stellen doch Kanalisation und Kläranlage sehr hohe Vermögenswerte in jeder Gemeinde dar. In der Veranstaltung wurden in Theorie die Anforderungen an den modernen Kanalbetrieb und aus der Praxis Erfahrungen und Probleme mit Geruch, Pumpstationen, Druckleitungen und Stauraumkanälen dargestellt. Die Besichtigung und Vorführung der technischen Einrichtungen des AWV Mittleres Burgenland gaben einen eindrucksvollen Blick auf die Praxis.
Der AWV Mittleres Burgenland war übrigens bei den ÖWAV-Nachbarschaften schon vor 23 Jahren Vorreiter – in Oberpullendorf wurden damals die Kläranlagen-Nachbarschaften gegründet und diese haben sich bisher als interkommunales Netzwerk bestens bewährt.
Ist das ein Verein? Wie funktioniert diese Organisation?
Bei den Nachbarschaften gibt es keine Mitgliedschaft, sondern nur eine freiwillige Teilnahme, die allen Betreibern von Abwasseranlagen, d.h. Gemeinden, Städten und Verbänden gegen einen geringen jährlichen Unkostenbeitrag offen steht. Als Verbindungsstelle zwischen den Nachbarschaften und dem ÖWAV fungieren spezielle Betreuer, die mit den Sprechern eng zu-sammen arbeiten. Diese Sprecher organisieren gemeinsam mit den Betreuern einmal pro Jahr einen Nachbarschaftstag. Diese Zusammenkünfte auf einer Abwasseranlage stellen den Schwerpunkt der Weiterbildung dar.
HR Dipl.-Ing. Gerhard Spatzierer, der Leiter der Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften im ÖWAV, ist besonders stolz darauf, dass diese Treffen, aber auch die gegenseitige Hilfestellung bei Problemen sehr einfach und unbürokratisch abgewickelt werden können. Letztlich wirkt sich eine optimale Betriebsführung ja auch wirtschaftlich aus! Einen besonderen Schwerpunkt stellen daher auch die Maßnahmen zur Werterhaltung der bestehenden Anlagen dar.
In der Fortbildung werden neue Erkenntnisse und Fertigkeiten im Rahmen von Vorträgen und praktischen Übungen vermittelt. Zusätzlich wird auch umfangreiches Informationsmaterial (Re-gelwerke, Richtlinien, Merkblätter, KA-Betriebs-Info, etc.) für das Betriebspersonal beigestellt. Jährlich erscheint zudem die Broschüre „Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften“ mit Berichten, Referaten der Sprechertagung, Fortbildungs-Infos, Adressen, etc. Dabei soll auch die Öf-fentlichkeitsarbeit nicht zu kurz kommen – die erzielten Leistungen sollen ja auch öffentlich dar-gestellt werden. Hier können auch Videos (Kanal fatal, VOR SORGEN, etc.) für Veranstaltungen beim ÖWAV ausgeliehen bzw. von der Homepage des ÖWAV (www.oewav.at) herunter geladen werden.
Einen weiteren Schwerpunkt stellt auch der Arbeitnehmerschutz dar. Gerade im Kanal lauern oft unsichtbare Gefahren (Schwefelwasserstoff, explosive Gasgemische), die bei Nichtberück-sichtigung der Schutzvorschriften tödlich enden können.
HR DI Hüller sieht die Nachbarschaften keinesfalls als Konkurrenz zu den Dienststellen der Landesregierungen, sondern vielmehr als wichtige Ergänzung und Unterstützung.
Diese Tätigkeit wird aber nicht nur in Österreich geschätzt. In Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol gibt es derartige Einrichtungen, die für etwa 100 Mio. Einwohner tätig sind.
Wie geht es weiter?
Vorerst wird eine Nachbarschaft für das Nördliche Burgenland und eine weitere für das Mittlere und das Südliche Burgenland gebildet. Frau DI Dr. Brigitte Nikolavcic vom Amt der Bgld. Lan-desregierung wird dabei die Betreuung übernehmen, als Sprecher werden Ing. Manfred Fuchs vom AWV Mittleres Burgenland und Swen Karassowitsch vom RHV Region Neusiedler See-Westufer fungieren.
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