Fleischkonsum im Burgenland
"Es ist an der Zeit aufzuwachen!"

Aktuell liegt der Fleischkonsum in Österreich bei 59 kg pro Person und Jahr. | Foto: Symbolfoto
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  • Aktuell liegt der Fleischkonsum in Österreich bei 59 kg pro Person und Jahr.
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Die Menschen essen immer weniger Fleisch. So heißt es zumindest in einer aktuellen Online-Umfrage zum Fleischkonsum in Österreich. Allerdings gibt es hinsichtlich der Reduzierung des Fleischkonsums einiges an Nachholbedarf, und auch im Burgenland stößt man im Bereich fleischlose Alternativen und Aufklärungsinformationen nach wie vor an seine Grenzen. 

BURGENLAND. Die Auswirkungen übermäßigen Fleischkonsums sind verheerend. Ein Drittel aller Treibhausgasemissionen gehen laut dem Weltklimarat auf die Ernährung zurück und sorgt somit für fast 70% des Verlustes an Artenvielfalt. Besonders der Konsum von Fleisch lastet schwer auf dem Planeten – Fleisch ist für 43% der ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Internationale Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtet von "positiven Assoziationen zwischen dem Verzehr von rotem Fleisch (Rind-, Schweine-, Lamm- und Ziegenfleisch) und der Entwicklung von Darmkrebs". Das heißt, rotes Fleisch wird als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Verarbeitetes Fleisch (z.B.: Schinken, Speck, Salami) wird sogar als "krebserregend" für den Menschen klassifiziert. Wir müssen daher, auch im Burgenland, endlich handeln. Informationen, Aufklärungen, Angebote werden gefordert. 

Fleischkonsum ist rückläufig - aber reicht das?

Beim Fleischkonsum der ÖsterreicherInnen gibt es aktuell einen Abwärtstrend. Zwei Drittel essen mehrmals pro Woche Fleisch oder Wurstwaren, verglichen mit 2021, ist die Zahl rückläufig. Die Studie zeigt, dass 27% der Befragten angeben, in Zukunft weniger Fleisch essen zu wollen, 3% gehen sogar so weit, ganz darauf verzichten zu wollen. Ein weiterer positiver Vermerk: Immer mehr Personen greifen zu Fleischalternativen. 6 von 10 haben alternative Produkte bereits ausprobiert und 27% der TeilnehmerInnen konsumieren Produkte aus dem vegetarischen oder veganen Sortiment regelmäßig, besonders die unter 18- bis 29-Jährigen. 

Klingt gut, oder? Wirft man allerdings einen Blick auf andere europäische Länder, so wird deutlich, dass Österreich beim Fleischkonsum leider trotzdem im europäischen und weltweiten Spitzenfeld liegt. Im Jahr 2011 lag der Fleischverbrauch in Österreich noch bei 98,2 kg pro Kopf, und übertraf Länder wie Deutschland oder Frankreich. Mit einem aktuellen Fleischkonsum von 59 kg pro Person und Jahr, sind die Zahlen zwar rückläufig, dennoch zeigt sich: die ÖsterreicherInnen essen etwa drei Mal so viel Fleisch, wie eigentlich empfohlen. Maximal werden vom Gesundheitsministerium 300 bis 450g pro Woche empfohlen (tatsächlich werden fast 1.200g pro Woche gegessen). 

Burgenland zeigt Initiative

In vielerlei Hinsicht ist betreffend achtsamen Fleischkonsums, Handeln angesagt. Im Burgenland gibt es bereits einige AkteurInnen, denen die Reduzierung von tierischen Produkten in der Ernährung - nicht nur in städtischen Bereichen, sondern auch am Land - ein großes Anliegen ist. Vor einigen Tagen fand erstmalig der "Veggie Day" im Restaurant FreuRaum in Eisenstadt statt (wir berichteten), eines der wenigen Lokale im Burgenland, das ausschließlich vegetarische oder vegane Kost anbietet. Interessierte konnten sich Informationen über fleischlose Ernährung einholen, und wurden von GRÜNE Gemeinderätin und Köchin Samara Sanchez bekocht. 

Auch in Sachen Beratung tut sich etwas: Die ernährungsmedizinische Praxis ENJOI in Bad Tatzmannsdorf möchte die Menschen auf dem Weg zu einer achtsamen, dauerhaften und gesunden Ernährungs- und Lebensweise begleiten. Diätologin und Gesundheitsmanagerin Karin Weingrill betont einige gesundheitliche Vorteile, die mit dem Verzicht auf Fleisch einhergehen. 

"Wissenschaftliche Studien zeigen, dass eine vegane, also ein pflanzliche Ernährung, das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen (Herzerkrankungen), Diabetes mellitus und Krebserkrankungen, insbesondere Darmkrebs, senken kann".

Diätologin & Gesundheitsmanagerin Karin Weingrill berät Interessierte unter anderem zur veganen Ernährung. | Foto: ENJOI / Karin Weingrill
  • Diätologin & Gesundheitsmanagerin Karin Weingrill berät Interessierte unter anderem zur veganen Ernährung.
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Menschen brauchen Informationen

Man brauche laut Weingrill kein Fleisch, um sich gesund ernähren zu können, daher ist eine vegetarische oder vegane Ernährung für alle Menschen und Personengruppen geeignet. Die Voraussetzung sei allerdings, dass eine vollwertige pflanzliche Ernährung eingehalten wird, die den Nährstoffbedarf des Körpers deckt. Die BurgernländerInnen möchten mehr erfahren, mehr lernen und brauchen daher Informationen und Unterstützung bei ihrer Ernährungsumstellung. 

Für viele kann die Umstellung auf eine fleischlose Ernährung zu Beginn auch schwierig sein. Laut Karin Weingrill sollte man es vor allem langsam angehen. "Du musst nicht von heute auf morgen alles umstellen und sämtliche tierischen Produkte aus dem Kühlschrank werfen. Am besten gehst Du es langsam an, Schritt für Schritt, ganz in Deinem eigenen Tempo". Darüber hinaus kann es hilfreich sein, selbst zu kochen und sich an vegetarischen oder veganen Gerichten zu probieren. Beispielsweise nimmt man Soja-, Hafer- oder Reis-Cuisine anstatt Rahm oder Obers. Auch Eier seien oftmals nur wegen der gelben Färbung eine Zutat – mit etwas Kurkuma erhält man denselben Effekt. 

Regionale AkteurInnen

Auch Mäggi Kokta alias "Veggi Mäggi" aus dem Südburgenland befasst sich schon seit vielen Jahren mit vegetarischer und veganer Ernährung. Die mehrfache Kochbuch-Autorin, führt auch vegane Koch- und Backworkshops durch und ernährt sich selbst seit 12 Jahren vegan. Von einem Tag auf den anderen, stellte sie ihre Ernährung um.

"Möglicherweise ist es leichter, wenn man wie ich, leidenschaftlich gerne kocht, aber ich gebe immer wieder zu, dass ich zu Beginn auch dachte „Oh, jetzt kann ich all das nicht mehr kochen und essen, was ich so gerne mag…“. Aber nach wenigen Wochen und 2-3 Büchern über das Thema vegane Rezepte, entdeckte ich erst, welch kreative Vielfalt auf unseren Tellern möglich ist."

Mäggi Kokta alias "Veggi Mäggi" ist Autorin von 2 Kochbüchern und einem Online-Kochbuch. Die Ideen,  rein pflanzlich zu kochen, gehen ihr niemals aus. | Foto: Veggi Mäggi / Mäggi Kokta
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Die Politik ist gefragt

Damit eine positive Veränderung gelingen kann, liegt der Handlungsbedarf, nicht nur im Burgenland, sondern österreichweit, bei der Politik, die hauptverantwortlich für strukturellen Umbruch sorgen kann. “Wir brauchen eine öko-soziale Ernährungswende, damit sich alle Menschen in Österreich für eine umwelt- und klimaschonende Ernährung entscheiden können. Den notwendigen Rahmen dafür muss die Politik setzen”, so Julia Haslinger, WWF-Expertin für nachhaltige Ernährung. Es sei laut Autorin Kokta dringend notwendig, "nicht nur weiteres Wachstum zu stoppen, sondern auch drastisch zu reduzieren". In europäischen Ländern sei es leicht möglich, die Menschheit mit Pflanzen zu ernähren. Auch Krankheiten der letzten 30 Jahre würden laut ihr wieder verschwinden, die durch übermäßigen Fleisch-, sowie Milchprodukte-Konsum entstehen. 

"Es ist an der Zeit aufzuwachen und sich damit zu konfrontieren, wie viel Leid wir durch Fleisch- und Milchkonsum erzeugen und dulden", betont die Veganerin Veggi Mäggi. 

 
Das Bewusstsein muss demnach nicht nur in der Bevölkerung, sondern vor allem in der Politik ankommen. Klare Aussagen zu der Thematik hat es bis jetzt noch nicht gegeben. Klar, weniger Fleischkonsum sei wichtig, konkreter wird es aber nicht mehr. Die Menschen möchten in ihrer Lebensweise nicht eingeschränkt werden, und ihnen zu sagen, sie sollen weniger Fleisch essen, könnte banal ausgedrückt sogar das Gegenteil bewirken. "Ich fände es wichtig, Informationen über eine neue Ausrichtung einer Ernährung der neuen Zeit in allen Medien als selbstverständlich zu verbreiten", so Mäggi Kokta. Sie empfindet es auch als wichtig, beispielsweise "die Besteuerung von Pflanzendrinks auf 10% zu senken" und durch eine "Reduzierung von Subventionen, Fleisch und Milch-Produkte kostenwahrer in den Verkauf zu bringen". Dies würde ihr zufolge durch einen höheren und ehrlichen Preis automatisch zu einer Konsumreduktion führen. Auch im Hinblick auf die Gastronomie treten im Burgenland noch große Lücken auf, vor allem was die ländlichen Regionen betrifft. 

"Im Gegensatz zu dem wachsenden Angebot an veganen Produkten in den Supermärkten, sehe ich im Burgenland die größten Schwierigkeiten in der Gastronomie. Hier fehlt es leider nach wie vor vielerorts an einem guten, abwechslungsreichen Angebot an veganen Speisen", so Diätologin Karin Weingrill. 

Wie diese Angebote ausgeweitet werden können, wie die BurgenländerInnen an Informationen zu den Gefahren übermäßigen Fleischkonsums gelangen können, oder welche Maßnahmen in Zukunft getroffen werden, um den Fleischkonsum im Burgenland zu verringern, ist noch unklar. Auf Nachfrage zur Thematik, haben wir von den GRÜNEN Burgenland bis zum jetzigen Stand noch keine Antwort auf die gestellten Fragen bekommen.

WWF fordert Senkung der Mehrwertsteuer auf Gemüse & Co

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