2010: Gemeinden müssen leiser treten - Die Durchführung dringender Bauvorhaben wird auch in den Bezirksvororten von der Möglichkeit der Finanzierung abhängen
Güssings Bgm. Peter Vadasz und der Bürgermeister von Jennersdorf, Willi Thomas, stellten sich dem Gedankenaustausch über die Erwartungen in das Jahr 2010 und einen Rückblick auf 2009.
GÜSSING/JENNERSDORF (kk/ab). Fragt man die Bürgermeister, was sie vom noch jungen Jahr 2010 erwarten und wie sie das vergangene Jahr 2009 einschätzen, so kommen nahezu gleich lautende Atworten.
Beide Bezirksvororte klagen
In Jennersdorf wurden 2009 umfangreiche Investitionen getätigt, Ein sowohl in zeitlicher als auch in finanzieller Hinsicht großes Projekt war die Fertigstellung des Kanalbaues sowie die Straßenwiederherstellung im Bereich der Badstraße, der Reichl- und Haydngasse, der Angerstraße und der Raxer Straße. 3,6 Millionen Euro wurden hier „unter der Oberfläche“ verbaut. Der Weiterausbau der Wasserleitungen im Bereich von Laritzgraben und die umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Hauptschule konnte ebenfalls zum Abschluss gebracht werden. Innerhalb von 18 Monaten wurden in die die Schule 1,5 Millionen Euro investiert. Ein weiteres großes Bauvorhaben konnte im Oktober vollendet werden: Das neue Fachmarktzentrum an der Eisenstädterstraße wurde in einer Rekordzeit von weniger als fünf Monaten aus dem Boden gestampft und soll mit seinem Branchenmix neue Kaufimpulse auslösen.
Schon im Frühjahr 2010 sollen die Bagger beim barrierefrei geplanten „Gesundheitszentrum“ in der Badstraße anrollen. Dieses soll im Erdgeschoß Arztpraxen Raum bieten, im ersten Stock sind neun Wohneinheiten für „betreutes“ Wohnen konzipiert, sieben Startwohnungen komplettieren das Angebot im hochmodernen Bau.Blumen streut Bürgermeister Thomas auch der Bevölkerung und den Gemeindebediensteten, die mit viel Engagement, Liebe, Herz und grünem Daumen der Stadt Jennersdorf bereits zum dritten Mal zu einer Auszeichnung beim burgenländischen Landesblumenschmuckwettbewerb verholfen und der Stadt den Titel „schönste Blumenstadt“ des Landes eingebracht haben.
Schwere Jahre stehen vor der Tür
Trotz Sparmaßnahmen soll am dringend notwenige Neubau des Rathauses sowie die Errichtung des Feuerwehrhauses in Rax-Bergen weiter geplant werden.
„Grundsätzlich geht es uns wie den meisten Gemeinden in Österreich. Auch wir stehen unter dem Zwang einer sparsamen Budgetierung. Grund dafür ist aber nicht die Wirtschaftskrise allein, sondern die durch die Steuerreform wesentlich geringer ausfallenden Ertragsanteile vom Bund und die steigenden Belastungen im Sozialbereich. Unter diesem Aspekt werden größere Bauvorhaben im Jahr 2010 nicht möglich sein,“ sagt Bgm. Thomas.
Ins selbe Horn stößt Güssings Bürgermeister, Peter Vadasz: „Ich wünsch mir für 2010, dass wir nach den bösen Tagen des Hochwassers endlich die beiden anstehenden Schutzprojekte in Angriff nehmen können. Das Zickenbach-Projekt wird rund 1,5 Mio. Euro und der Schintergraben 900.000 Euro verschlingen. Am Mühlengrund müssen wir ein völlig neues Abwassersystem bauen. Eine große Herausforderung ist auch unsere 50 Jahre alte Volksschule. Wir schwanken noch zwischen Generalsanierung und Neubau. Beides würde eine Investition von rund 3 Mio. Euro bedeuten. Neben dem Kasernenneubau gibt es noch das Projekt der Erweiterung des Aktivparks mit folgendem Großhotel und Golfplatz. Vor allem der Hochwasserschutz ist aber ohne massivste Unterstützung durch Bund und Land nicht möglich!“
Die Stadt Güssing muss mit Schäden an öffentlichen Gebäuden und Verkehrsflächen von fast 600.000 Euro fertig werden.“
Vadasz zeigt sich beim Blick in die Zukunft einigermaßen besorgt: „Immer schwieriger werdende Jahre liegen vor uns. Die Ertragsanteile sinken, die Sozialausgaben steigen, die Stadt wird finanziell immer unbeweglicher. Im August kamen auf Eingänge vom Bund mit 154.000 Euro 137.000 Euro Abgaben ans Land. Mit dem Rest kann keine Gemeinde leben. 2009 haben wir so einen Abgang von 300.000 Euro zu verkraften! Erst 2014 wird wieder mehr Freiraum in der Stadtkassa sein.“
Meinung (kk):
Dunkle Wolken?
Der Jahreswechsel ist meist mit dem Gefühl freudig-hoffnungsvoller Erwartung verknüpft, der Optimismus behält allenthalben die sektglashaltende Oberhand. Wer will auch schon zu Silvester wirklich Trübsal blasen und an kommende, schwere Zeiten denken anstatt zünftig zu feiern? Bürgermeister Peter Vadasz spricht von „dunklen Wolken“ am Horizont und sieht die (finanzielle) Zukunft der Stadt keinesfalls durch die rosa Brille, und auch Jennersdorfs Ortschef kann wahrlich nicht mit einer überfüllten Stadtkasse aufwarten. Im Gegensatz zu früheren Zeiten, als man sich als Kommune mit phantasievollen Abgaben und Steuern immer die Stadtsäckel zu füllen wusste, muss man heute mit Steuerzahlern und Abgaben leistenden Bürgern sehr vorsichtig umgehen: Drastische Mehrbelastungen sind aus vielerlei Gründen nicht denkbar. Offensichtlich läuft also auch auf der Ebene der Gemeindefinanzierungen einiges schief.
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