FPÖ präsentiert sich als die „Heimatpartei“ - 800 bis 1.000 Besucher beim Wahlkampfauftakt der burgenländischen FPÖ, H.C. Strache hält Brandrede gegen Asylantenzentrum
Der Abend des 15. Jänner 2010 wird vielen Eberauern unvergessen bleiben: Politstar H.C. Strache, seines Zeichens Parteichef der wiedererstarkten FPÖ, eroberte im Rahmen des Asylanten-Wahlkampfauftakts die Herzen der - teilweise von weit her angereisten - Fans im Sturm.
EBERAU (kk). Wohl kaum hat die derzeit bekannteste südburgenländische Gemeinde eine derartige Politikveranstaltung erlebt, wie letzten Freitag. An die 1.000 Menschen haben sich bei der alten Tankstelle in Kulm versammelt, um den Ausführungen der FPÖ-Vertreter zu lauschen. Und sie bekommen genau das serviert, was sie hören wollen!
„Fekter muss wild geworden sein“
Ilse Benkö beginnt den Reigen und nimmt sofort die ÖVP und SPÖ aufs Korn: „ Niessl hat sich selbst als Wendehals entlarvt und Fekter muss wild geworden sein, wenn sie eine derartige Vorgangsweise an den Tag legt, wie im Falle Eberau! Wir wollen jeden ordentlichen Asylwerber unterstützen, aber die SPÖ hat die Grenzen aufgemacht und dabei vollkommen versagt. Besser wären heute sicher Auffanglager an den EU-Außengrenzen. Dort schon muss die Entscheidung fallen, ob die Asylweber in das Zielland weiterreisen dürfen. Da können dann auch kriminelle Menschen gleich zurückgeschickt werden.“
„Ihr wollt heute den Schmied hören und nicht den Schmiedl!“
Landeschef Johann Tschürtz stellt zu Beginn gleich den neuen FPÖ-Ortssprecher, Christian Wiesner, aus Kulm vor, dann stürzt er sich mit Vehemenz auf alle politischen Gegner: „Was mich besonders ärgert ist der Umstand, dass alle, einschließlich sogar der Grünen, die FPÖ in der Asylfrage auf einmal rechts überholen wollen! Solange es die FPÖ gibt, wird dieses Asylantenlager nicht gebaut werden und wenn wir uns quer über die Straße legen müssen!“ Dann noch ein Zuruf: „Besonders ärgerlich ist die Anwesenheit des Mannes vom Innenministerium. Ihm sei gesagt: ‚Werner Miedl, zieh‘ ab nach Wien, wir brauchen dich hier nicht!“
Misstrauensantrag gegen Fekter
Tschürtz weiter: „Unser burgenländischer Nationalratsabgeordneter, Norbert Hofer (war im Publikum ebenfalls anwesend, Anm.d.Red.), wird am 29. Jänner im Parlament einen Misstrauensantrag gegen die Innenministerin stellen. Dann werden wir sehr genau beobachten, wie sich die Abgeordneten von SPÖ und ÖVP wirklich dazu stellen. Meinen sie ihre derzeitigen Ausführungen ernst und ehrlich, dann müssten sie ihrer Ministerin das Vertrauen entziehen!“
Strache: Hohn und Spott für große Koalition
„Wenn man im Parlament die Herren Pröll und Faymann beobachtet, könnte man meinen, sie kuscheln nicht nur sondern sie fußeln bereits! Die Verantwortung für die Situation in Eberau hat die gesamte Bundesregierung, schließlich haben Niessl und Darabos den Koalitionsvertrag mitverhandelt und darin ist die Errichtung solcher Zentren festgeschrieben.“
„85 Prozent wollen unser Asylrecht missbrauchen!“
Strache setzt seine Angriffe auf das bestehende Asylrecht fort: „Nachweislich sind 85 Prozent aller Asylwerber kriminell, da sie in irgendeiner Form unser Asylrecht missbrauchen wollen, bzw. dies auch tun. Aber das Asylwesen ist in Österreich mittlerweile ein gutes Geschäft für so manche NGO‘s und andere Privateinrichtungen geworden. Tausende Arbeitsplätze werden mittlerweile damit erhalten, auch bei Rechtsanwälten und anderen Einrichtungen. Alle Österreicher zahlen für die Asylanten 220 Millionen Euro, um sie zu erhalten!“ Und er setzt noch einen drauf: „Das spricht sich mittlerweile weltweit herum. Österreich gilt für Kriminelle als Schlaraffenland, wo man jederzeit hineinkann und so schnell nicht wieder heraus muss!“
„FPÖ stärken heißt Asylzentrum vermeiden“
Auch die Wahlwerbetrommel wird heftig gerührt. Strache: „Wer uns stärkt, hat die Gewissheit, dass keine Drüberfahrpolitik passiert und dass weder in Eberau noch sonst wo im Burgenland ein Asylanten-Erstaufnahmezentrum gebaut wird!“
Strache geht auch auf die Exekutive ein: „Die Assistenzsoldaten sind gerade an der Grenze eine gute Einrichtung, haben aber keinerlei Kompetenzen, um wirklich einschreiten zu können. Die Ausrüstung der Polizei ist schlecht, zu wenige Beamte sind mit zu wenig Fahrzeugen unterwegs. Kriminelle können sich absprechen und dann zuschlagen, wenn sie das einzige Polzeiauto der Region 60 bis 80 Kilometer entfernt wissen.“ Auch auf die Gefährdung der Exekutivbeamten geht Strache im Anschluss ein.
„Wer die FPÖ stärkt, kann die Regierenden zur Vernunft bringen. Ich will euch, den Bürgern, dienen. Das ist Demokratie und so verstehe ich die Politik!“
Ein 2. Hainburg in Eberau - aber ohne Grüne
Strache kommt zum Höhepunkt seiner Ausführungen: „Ich stehe zu meinem Wort. Gut, dass ihr Zivilcourage zeigt und die abgehobene Regierung ins Wanken gebracht habt. Sie alle beginnen jetzt einen Zickzackkurs zu fahren, um sich zumindest über die Landtagswahlen retten zu können. Ich verspreche euch: Wenn es sein muss und man glaubt, nach der Wahl das Zentrum doch bauen zu können, dann kommt Strache wieder nach Eberau und wird - wenn nötig - wochenlang in Zelten darauf achten, dass hier kein Asylzentrum errichtet wird. Gemeinsam werden wir es verhindern!“
Meinung (kk):
Politpopstar H.C.
Kulm, nahe jener Stelle, die dereinst das Mahnmal eines unverzeihlichen Politdesasters zieren wird: Dunkelheit und Kälte halten knapp tausend Menschen nicht davon ab, im FPÖ-Spektakel um Eberau einzutauchen. Aus den Lautsprechern dröhnt (linkslastiger!) Austropop, am Ende des Platzes steht die grell erleuchtete Bühne. Sie wartet auf H.C. Strache, den Star des Abends: Von (teilweise mitgebrachten) Fans jubelnd empfangen, wie ein Popstar mit Fotowünschen erdrückt, auch umarmt und während seiner Rede heftig akklamiert. Jugendlich gestylt, in eine tolle (braune) Designerjacke mit Pelzkragen gehüllt, hält er eine flammende Wahlkampfrede, gespickt mit Labsal für die Herzen der politisch weidwunden Eberauer, wettert gegen das Asylzentrum und kündigt bei Bedarf ein Protestlager à la Hainburg (!) an. Danach gibt es Autogramme von H.C., am Infostand auch von spontan FP-Beitrittswilligen. SPVP-ler gehen fröstelnd davon: Warm anziehen ist jetzt ihre Devise!
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