Oma und Onkel als Geburtshelfer
18. April, 2.00 Uhr früh: „Ich habe einen Blasensprung, fahren wir!“, meint Angelika Haberhauer zu ihrem Gatten Christian. Der ruft sofort seine Mutter an, damit sie auf die Große schaut. Kaum ist die werdende Mutter im Wohnzimmer angelangt, kommt die erste Wehe.
RUST (sz). „Es geht los“, ruft Angelika Haberhauer. Christian Tomschitz ruft die Rettung an. In der Leitstelle meint man, dass essicher 20 Minuten dauern werde. „So viel Zeit werden wir nicht mehr haben“, habe ich mir dann gedacht. Denn nach der ersten Wehe war schon das Köpfchen zu sehen“, schildert der Kindesvater. Die Hebamme ist erreichbar und gibt der Oma Tipps, als sie erfährt, dass sich ein Besuch zeitlich nicht mehr ausgehen wird. Christian Tomschitz holt die gewünschten Handtücher und ruft dann seinen Schwager an.
„Ich war voll verzweifelt, mich hat es nur so gerissen“, erzählt der ARBÖ-Techniker. „Dann ist mir aber der Arnold eingefallen.“ „Der Arnold“ ist seines Zeichens Gemeindearzt im Nachbarort St. Margarethen. Er springt in die Kleider, schnappt seinen Arztkoffer und macht sich auf den Weg, um seiner Schwester und Nichte zu Hilfe zu eilen. Inzwischen kommt in Rust aber schon die zweite Wehe.
Oma Erni ist in die Rolle der Hebamme geschlüpft und kniet vor ihrer Schwiegertochter, als die Wehe kommt. „Pressen!“ ruft sie – und Sekunden später hält sie auch schon ihre Enkeltochter in den Händen und beginnt zu überlegen, wie sie die Sache mit dem Abnabeln angehen soll.
Sechs Minuten nach dem Anruf seines Schwagers ist Dr. Arnold Haberhauer im zum Kreisssaal umfunktionierten Wohnzimmer der Familie Haberhauer-Tomschitz. Seine Nichte liegt bereits auf dem Bauch ihrer Mama.
„Ich war so überrascht, denn wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit der Geburt gerechnet. Ich habe während meiner Ausbildung im Krankenhaus bei vielen Geburten geholfen, aber in der Verwandtschaft noch nie“, erzählt er. Und wenn es um die eigene Schwester geht, wird man sogar als Arzt bei Dingen nervös, bei denen man es sonst nicht wird, schildert er im Gespräch mit den BEZIRKSBLÄTTERN.
Keine zwei Minuten nach dem Arzt trafen Hubert Weidenbacher und Michael Horvath, die First Responder der Rotkreuz-Ortsstelle Rust ein. Sie waren von der Rettungsleitstelle alarmiert worden und gingen Dr. Haberhauer zur Hand.
„Die Kleine war zum Glück völlig in Ordnung. Die Geburt ist deshalb so schnell gegangen, weil sie mit ihren 46 Zentimetern und 2.355 Gramm ein ziemliches Zwutschkerl war.“ Da sich in der Arzttasche eine Nabelklemme fand – „ich wusste gar nicht, dass ich eine dabei habe, meine bisher einzige Hausgeburt ist immerhin schon etliche Jahre her“, so der Mediziner – konnte die neue Erdenbürgerin professionell versorgt werden, bis die Rettung eintraf und Mutter und Tochter für die nötigen Untersuchungen ins Krankenhaus Eisenstadt brachte.
„Meine Schwester ist ganz toll“
Nichts von der vielen Aufregung im Wohnzimmer mitbekommen hat in dieser Nacht nur Melanie Haberhauer. Sie hat erst am nächsten Morgen erfahren, dass sie jetzt eine große Schwester geworden ist. Zärtlich hät sie Miriam Sophie im Arm und meint zum Herrn von der Zeitung nur: „Meine Schwester ist ganz toll!“
P.S.: Miriam Spohie ist damit die erste „echte Rusterin“ seit vielen Jahren.
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